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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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nur geschickt. Ich glaube, er ist geradezu genial in solchen Dingen.«
    Sie nickte. »Ich denke, dass er leider in vielerlei Hinsicht genial ist.«
    Eine halbe Stunde später erhielt Lauria einen Anruf. Ein fbi -Profiler aus Quantico war auf dem Logan Airport gelandet und auf dem Weg hierher.
    Die Anspannung im Raum stieg spürbar.
    Professor Arnold Jarvis war ungeheuer fett. Sein Gang war schwerfällig, und seine Kraftlosigkeit wurde noch von zwei Klonen mit versteinerten Gesichtern hervorgehoben, die ihn in den Konferenzraum begleiteten. Nachdem Jarvis mit Saft und einem Sandwich versorgt worden war, blieb er neben dem Fenster stehen, von dem aus man einen Blick über die medizinische Fakultät der Boston University hatte, und aß.
    Gert beugte sich nahe zu mir. »Das ist mal was.«
    »Ich bin mir nur nicht sicher, was.«
    »Ich finde, er ist süß.«
    »Jarvis? Der ist ungefähr fünfzig, Gert. Und sieht aus wie ein Wasserball.«
    »Na und?«
    Alle verstummten, als Jarvis sich am Kopfende des Tisches niederließ, bedächtig seinen Ringordner aufschlug und die Hände verschränkte.
    »Wir haben es hier mit einem Mann zu tun, der sich äußerst unzulänglich vorkommt.«
    Seine Stimme war sanft und unartikuliert, sodass ich mich anstrengen musste, jedes Wort zu verstehen.
    Ein Detective der Bostoner Polizei hob die Hand. Jarvis nahm seine Brille ab. »Ja?«
    »Warum unzulänglich?«
    »Dazu komme ich noch.« Jarvis lächelte, und das war kein schöner Anblick. »Wie ich bereits sagte, unzulänglich. Doch nur ein Teil seiner selbst empfindet so. Ein anderer Teil fühlt sich absolut überlegen, geradezu vollkommen. Er ist clever, und das weiß er auch. Unser Täter ist zwischen fünfundzwanzig und fünfunddreißig und ein Weißer. Bis hierher Fragen?«
    Niemand machte den Mund auf.
    »Gut. Er ist als Kind möglicherweise von seinen Eltern misshandelt worden – verbal, sexuell und vielleicht auch körperlich. Der Missbrauch könnte auch durch Klassenkameraden, einen bevorzugten Lehrer oder einen nahestehenden Angehörigen stattgefunden haben. Auf jeden Fall findet er sich hässlich, innerlich und äußerlich. Daher seine liebenswürdige Art im Umgang mit den Leuten in seinem Viertel, genau wie mit Mrs Cheadle, obgleich er letztlich versucht hat, ihr das Leben zu nehmen. Ich bin überzeugt, dass es weitere Personen gibt, zu denen er gut war. Er braucht es, gemocht zu werden. Die Frauen, die er umbringt, nimmt er als liebenswert und bewunderungswürdig wahr, weshalb er auch von jeder eine Art Souvenir behält, wenn Sie so wollen. Von jeder das Allerbeste, seiner Ansicht nach.
    In seinem Haus dürften sich nur wenige Spiegel finden, wenn überhaupt. Kauf und Unterhalt der Beerdigungsunternehmen lassen darauf schließen, dass er über überdurchschnittliche finanzielle Mittel verfügt, mit denen er seine Projekte vorantreiben kann. Er ist kein zweiter Jeffrey Dahmer, der in einer schmutzigen kleinen Wohnung hauste.
    Er lebt in einem Haus, eventuell auf einem großen Grundstück, da der Gebrauch einer Kettensäge, um einzelne seiner Opfer zu zerlegen, die Nachbarn stören könnte. Für mich wohnt er in einem Vorort. Nicht auf dem Land – dort könnte es zu viele Leute geben, die von seinen Geschäften wissen. Aber auch nicht in der Stadt, wenn man seine Neigung zu Obduktionen bedenkt. In den Bestattungsunternehmen waren Tanks und Chirurgenbestecke. Nichts weiter. Er ist intelligent und er schart leicht Anhänger um sich.
    Bisher hat er sich höchstwahrscheinlich nur in Massachusetts betätigt. In unserer Datenbank haben wir keine diesen Morden vergleichbaren Vorgehensweisen gefunden. Er gehört zu den methodischen Killern. Wenn wir diese Della Charles, alias Jones, als ersten entdeckten Fall nehmen, obschon es sich nicht um den ersten Fall überhaupt handelt, dann weist der aufwendig inszenierte Rahmen des Bestattungsunternehmens auf eine geduldige, wohlhabende Person hin, die gewillt ist, Zeit und durchdachte Anstrengungen mit der Jagd nach seiner Beute zu verbringen. Sobald er einmal aufgeflogen war, hat er eiskalt eine Methode konstruiert, um seine Morde zu kaschieren. Und er schätzt die Ordnung. Daher auch der entwendete Leichnam von Della Charles, der Umgang mit Elizabeth Flynn und die Anstellung einer Putzfrau im Bestattungsunternehmen. Jemand hat die Entsorgung von Patricia Bochs sterblichen Resten gestört, weshalb sie hinter der Firma verscharrt wurden.«
    Jemand nieste, und Jarvis starrte den Missetäter

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