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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Tür zu meinem Büro auf. »Oh, Jake.« Die Vase mit den schwarzäugigen Susannen trieb mir die Tränen in die Augen. Wie süß. Und ich dachte, er hätte nur seine Ausstellung im Kopf. Auf der Karte war ein Smiley zu sehen, darunter stand: mein werk gleicht einer symphonie, wenn ich an dich denke.
    Ich konnte ihn förmlich in seinem Atelier sehen, den Meißel in der Hand. Mir wurde ganz romantisch zumute. Ich schniefte. In letzter Zeit war mein Gefühlshaushalt ziemlich durcheinander.
    Mit frischem Mut zog ich die Liste mit den Aufgaben des Tages heran, auf der ein Post-it von Fogarty klebte. Er wollte mich umgehend sehen.
    Ich überflog die Liste. Fünf Tote waren hereingekommen. Vier Autounfälle. Einer war allein tot aufgefunden worden.
    Ein ruhiger Tag für uns. Bei dem, der ohne Zeugen verstorben war, schien es sich um einen Herzinfarkt zu handeln, und die Verkehrsunfälle schienen genau das zu sein, wonach sie aussahen.
    Ich betrat unser Hauptbüro und sah Andy. In mir brodelte es. »Wie fühlst du dich?«
    »Gut«, antwortete er und steckte die Nase tiefer in ein Buch über Statistik.
    »Die Unbekannte von gestern? Ist bezüglich der was passiert?«
    Sein Kopf fuhr hoch. »Nein.«
    »Und dieser Sven Gunderson …«
    »Ich hab in zwei Minuten eine Gruppe.« Zack, weg war er.
    Ich wollte gerade zu Fogarty, als Gert mir einen dicken Stapel Papier in die Hand drückte. »Hier sind die Abschriften von E-Mails, Anrufen und Einträgen im Gästebuch.«
    »Ich sterbe vor Neugier, aber du musst sie noch einen Moment zurückhalten.«
    »Sollten die nicht direkt ans fbi gehen?«
    »Werden sie auch. Aber dieser ganze Kram ist mit unserer Webseite für die Angehörigen von Mordopfern verlinkt. Wir müssen jede Antwort durchsehen. Ich möchte nicht, dass das fbi in die Köpfe unserer Klienten schaut. Fogarty hat mich zu sich zitiert. Das Budget. Könnten Mary oder Donna das nicht für mich kopieren?«
    »Die stecken bis zum Hals in Arbeit, Tal. Und ich auch. Genau wie Andy hab ich gleich ’ne Gruppe. In einer Stunde …«
    »Lass gut sein. Ich kümmere mich selbst darum.«
    Und schon war ich zum Kopierer unterwegs. Je schneller Veda das fbi auf den Schnitter ansetzte, desto besser.

32
    Zehn Minuten später entdeckte Fogarty mich im Kopierraum.
    »Haben Sie meinen Zettel nicht gesehen?«, fragte er.
    »Habe ich, Tom. Entschuldigen Sie. Ich muss das hier schnell für Veda erledigen.«
    Er warf einen Blick auf die Blätter, die ich kopierte, stopfte dann die Hände in die Taschen und wedelte mit den Schößen seines Laborkittels. Genau wie Strabo immer. Ich wandte mich ab und sortierte die Seiten.
    »Stimmt was nicht?«, fragte Fogarty.
    Ich räusperte mich.
    »Nein, nein. Was ist denn?«
    »Ich wollte, dass Sie sich die Unbekannte ansehen, an der ich arbeite.«
    Ich legte mehrere Seiten aufeinander. »Seit wann brauchen Sie mich denn für …«
    »Nicht, Tally.«
    Er legte eine Hand auf meinen Arm.
    Ich sah ihm in die Augen. Dort war keine Spur von Fogarty, dem Feind zu sehen.
    »Wenn es was Schlimmes ist, will ich’s gar nicht wissen.« Und das wollte ich auch nicht, verdammt.
    Fogarty beugte sich vor. »Bitte«, sagte er.
    Wir standen im Autopsiesaal Nummer eins, dem am wenigsten genutzten der beiden großen Autopsiesäle. Das an sich war schon merkwürdig. Merkwürdig war außerdem, dass keine weiteren Leichen da waren oder atmende Menschen, die an ihnen arbeiteten. Nur Fogarty, ich und ein einzelner Körper, der von einer weißen Plastikplane abgedeckt war, eine weitere Merkwürdigkeit.
    »Ist das die Unbekannte?«, fragte ich.
    »Ja. Ziemlich heftige Nummer. Das Gesicht.«
    »Was ist mit der Plane, Tom?«, meinte ich und griff danach.
    Er hielt eine Hand hoch. »Nicht, Tally. Noch nicht. Ich …«
    Ich hob die Plane, taumelte und hielt mich am Seziertisch fest.
    Jemand hatte die Haut vom Gesicht geschält, sodass nur noch das Fleisch und die Struktur darunter zu sehen waren. Wie ein Klumpen gefrorenes Fleisch.
    Alle vierzig Gesichtsmuskeln waren auf dem hautlosen Gesicht zu erkennen. Die Wölbungen des Gesichts waren rot und pink. Da man sie unter einer Schneeverwehung gefunden hatte, war alles gefroren. Und aufgrund dessen blutete es nur an ganz wenigen Stellen.
    Er hatte ihr Haar zurückgelassen. Dieses unverwechselbare, schöne schwarze Haar, das so üppig herabfiel.
    Ein Schluchzer entfuhr mir. Ich wandte mich ab, schlang die Arme um mich. Nein, das konnte doch gar nicht sein. Das war einer dieser blöden Witze

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