Tödliche Ernte
Kopfrucken, ihr in eine Ecke des Zimmers zu folgen.
»Sie sehen es doch auch, oder?«, fuhr ich fort. »Dass Strabos Tod nur eine Inszenierung war, um die Aufmerksamkeit vom Schnitter abzulenken. John war genauso ein Sündenbock wie Blessing und dieser Binny.«
Lauria hob eine Hand. »Das kann schon sein. Stimmt, bei Strabo handelt es sich höchstwahrscheinlich um Mord. Aber Kranak ist überzeugt, dass zwischen dem Schnitter und Ihrem Dr. Strabo irgendeine Verbindung besteht.«
»Der Killer ist ein Profi, wenn es darum geht, Freundschaften zu schließen.« Ich bemerkte, dass Kranak uns anstarrte. Er wandte sich abrupt ab. »Es ist furchtbar, dass Strabo so umgebracht wurde.«
»Das stimmt.« Lauria tippte etwas in ihren Laptop ein. »Ich habe aber auch eine gute Neuigkeit. Die Sache mit den Zeitschriften scheint sich zu bestätigen. Moira Blessings Bild erschien im Boston Magazine und im Phoenix, zusammen mit anderen. Das Gleiche gilt für Patricia Boch. Und eine andere der Frauen hat landesweit gemodelt.«
»Die habe ich nicht erkannt«, sagte ich.
Lauria lächelte. »Sie war ein Hand -Model. Der Schnitter hat ihre Hände an sich genommen, und zwar sechs Monate, bevor er die von der kleinen Blessing an sich brachte.«
»Das ist ja wie Shoppen!«, entfuhr es mir. »Da nimmt er sich ein Paar Hände und fügt sie seiner Handsammlung hinzu. Genauso macht er es mit Augen und Ohren und … Himmel, das ist grauenhaft.«
»Alles passt«, sagte Lauria. »Nur Della Charles nicht.«
»Ich weiß, dass sie vor Jahren gemodelt hat.«
Lauria schüttelte den Kopf. »Der Mann von der Modelagentur, der Sie kontaktiert hat, meinte, er habe Miss Charles letzten Sommer zu einigen Probeaufnahmen für Printmedien schicken wollen. Sie ist aber nirgends hingegangen, weshalb er es auch irgendwann hat sein lassen. Wenn sie in einer Zeitschrift abgebildet war, dann wissen wir nicht, in welcher. Wir schicken die Zeichnung von ihr jetzt an alle Agenturen rund um Boston. Alles eine Frage der Zeit.«
Ich seufzte. »Zeit, die dem Schnitter Gelegenheit gibt, sich über seine neueste Eroberung herzumachen.«
Auf dem Heimweg hielt ich im Krankenhaus, um Mrs Cheadle einen Besuch abzustatten. Sie schlief, ein Lächeln auf den Lippen, und atmete normal. Ich war zuversichtlich, was ihre Genesung betraf.
Wusste sie etwas darüber, ob Della wieder gemodelt hatte? Hatte ihr der Schnitter vielleicht deshalb die Bienen geschickt?
Ich hielt nur kurz zu Hause und nahm dann Penny mit zum Laufen in den Park, wo ein anderer Jogger mich vollschwallte, der fand, dass Penny gar zu süß war. Er konnte gar nicht mehr aufhören, sie zu streicheln, über ihre drei Beine zu reden und darüber, was für einen schönen Kopf sie für einen Deutschen Schäferhund hatte. Plötzlich tauchte der fbi -Schatten des Tages auf. Nachdem er den Jogger verscheucht hatte, legte er mir eine Hand auf die Schulter und hielt mir einen Vortrag über die Gefahren, an solchen Orten mit Fremden zu reden.
Ich ertrug das – er machte ja nur seinen Job –, knirschte aber insgeheim mit den Zähnen. Ich hasste es, verfolgt zu werden, auch wenn es sich um meinen Beschützer handelte.
Als ich mein Wohnzimmer betrat, traf ich auf Jake, der auf einem Stuhl thronte und einen Mann nicht aus den Augen ließ, der einen grässlichen grünen Trainingsanzug trug, auf dem Sofa lag und einen Cool-Pack auf dem Gesicht hatte.
Penny trottete zu dem Fremden und begann, ihn zu beschnüffeln.
»Himmel noch mal, Jake«, flüsterte ich. »Da haben wir gerade eine Menge übler Sachen zu bewältigen und …«
Jake verschloss mir den Mund mit einem Kuss, und dann fing der werte Herr an, gleichgültig meinen Kühlschrank zu durchforsten. Er reichte mir eine Cola Light und nahm sich selbst ein Bier heraus. »Ganz schön ärgerlich, das Ganze, kann ich dir sagen.« Er nahm einen Schluck Bier. »Da bin ich gerade auf dem Klo, als es plötzlich an der Haustür klingelt …«
»Warum warst du denn nicht im Atelier?«, fragte ich.
»Hab mich mit einem Käufer getroffen. Oben. Also, ich sitze auf dem Klo und brauche ein paar Minuten, bis ich runterkomme. Als ich dann unten war, liegt unser Kumpel hier auf der Türschwelle.«
»Hast du den Notarzt gerufen? Die Polizei?«
»Ich will gerade das Handy rausholen, da wacht er auf und sagt, ich soll niemanden anrufen. Dann kommt er mühsam hoch, hält mir seinen fbi -Ausweis hin und befiehlt mir, ihm nach drinnen zu helfen.«
Ich verdrehte die Augen. »Was, wenn
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