Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
Vom Netzwerk:
Ganzen.«
    »Welcher Teil denn, Tally?« Jakes Stimme klang rau, als er mich an sich drückte.
    Ich lachte leise. »Mein Gesicht kann es nicht sein. Eine Schönheit bin ich nicht.«
    Ein Knurren. »Oh doch, verdammt noch mal, das bist du.«
    »Das ist doch Quatsch. Vielleicht ist es mein Haar, an einem guten Tag.«
    Er streichelte darüber, drückte sein Gesicht hinein und sog die Luft ein. »Das solltest du nicht denken. Das fbi . Die Cops. Die können dich nicht beschützen. Du musst weg von hier.«
    Eine flüchtige Idee, die ich aufgriff und hin und her wendete. »Weißt du was, Jake? Vielleicht hast du sogar recht.«
    Am Dienstagmorgen bemerkte ich ein subtile Veränderung bei den Männern und Frauen, die den Konferenzraum belagerten. Die Sakkos wurden abgelegt, und manche der Agenten und Polizeibeamten trugen Jeans und Poloshirts. Sogar die im Anzug hatten ihre Krawatten gelockert. Kranak hatte seine abgenommen, und jetzt lag sie wie eine bunte Luftschlange auf dem Tisch.
    Die ganze Sache zog sich hin, und die durch die Zeitschriften bedingte Euphorie verflog, als neue Spuren auftauchten.
    Der Winter hatte auch den März noch voll im Griff. Von einem bleigrauen Himmel regnete es Graupelschauer.
    »Ich hasse dieses Wetter«, sagte Lauria, als wir auf dem Weg zu dem kleinen Besprechungszimmer waren.
    Sie legte den Ordner, den sie trug, auf den Resopaltisch. »Was gibt es denn?«
    »Ich habe eine Idee, was meine, ähm, Lage betrifft.«
    Sie deutete auf den Ordner. »Darin geht es allein um Ihre ›Lage‹.«
    Das Ding war mehrere Zentimeter dick. »Ist J. Edgar Hoover etwa noch am Leben oder was?«
    »Das ist Standard, wenn man wie Sie in Beziehung zu dem Killer steht.« Sie tippte auf den Ordner. »Das gefällt mir nicht, Tally. Alles spricht dafür, dass er Sie seit Monaten beobachtet. Und doch hat er sich Reen ausgesucht, und nicht Sie.« Sie stützte die Wange in die Hand. »McArdle. Trepel. Der Mann im VW. Die ganze Geschichte mit Roland Blessing. Und jetzt noch der unechte Agent im Park. Es kann sogar noch andere Momente geben, wo Sie ihn getroffen haben, ohne es zu wissen.«
    Mein Lachen klang hohl. »Da bin ich mir sicher. Das hier sind ja nur die Typen, wo wir es gemerkt haben. Und lassen Sie mich eines ganz offen sagen: Er macht mir eine Heidenangst. Es ist sogar noch unheimlicher zu wissen, dass er mich jederzeit hätte angreifen können, es aber nicht getan hat.«
    »Das sehe ich auch so. Also, was stellen Sie sich vor?«
    »Was er kann, kann ich auch. Ich lege mir eine Verkleidung zu. Ich bleiche mir meine Haare und glätte sie. Und dann noch einen Pony. Ja. Mit Pony sehe ich richtig schrecklich aus. Ich trage Körperpolster. Und einen anderen Lippenstift. Rot zum Beispiel. Und auf jeden Fall eine Brille. Als Tally Whyte verschwinde ich aus den Ermittlungen, bin aber immer noch dabei. Ich kann auch meine Haltung ändern.« Ich ließ die Schultern hängen und sackte in mich zusammen. »Das habe ich früher immer getan. Ich hatte einen Rundrücken, als Kind. Es war mir peinlich, so groß zu sein.«
    Lauria lächelte bitter. »Glauben Sie wirklich, dass so was einen Kerl abschreckt? Manchmal hasse ich es, eine Frau zu sein.«
    »Sie haben ja recht. Aber sobald ich nicht mehr ich selbst bin, tauche ich als fbi -Agentin wieder auf, kehre an die Arbeit zurück und finde dieses Schwein. Was halten Sie davon?«
    Sie nickte. »Das ist zwar absurd, aber ich sehe, was Sie meinen. Ihr Verschwinden könnte ihn zur Weißglut bringen.«
    Ich nickte. »Vielleicht löst das eine Reaktion aus. Wenn ich ein Objekt seiner Begierde bin, verfällt er in Raserei und kriegt Panik, sobald er mich nicht mehr finden kann. Ich glaube, das wäre einfach klasse.«
    Sie leckte ihren Zahn. »Haben Sie darüber nachgedacht, was passiert, wenn er die Kostümierung durchschaut?«
    »Habe ich. Er wird bereits wütend auf mich sein. Und wenn er dann rausfindet, wer ich bin? Dann wird er sich nicht länger mit seinen Spielchen aufhalten. Sondern mich einfach töten.«
    »Auf keinen Fall.« Veda faltete die Hände und legte sie auf den Schreibtisch. »Ich verbiete es.«
    »Du hast Angst«, sagte ich. »Aber das zählt jetzt nicht mehr, Veda.«
    »Ach ja? Nicht?« Sie winkte ab.
    »Deine Trickkiste ist leer. Und ich bin kein Teenager mehr.«
    »Damals hast du auch nicht auf mich gehört.« Sie ließ die Schultern hängen. »Ich bin zu alt für so was. Zu alt. Wer soll denn in die kleine Maskerade eingeweiht werden?«
    »Du. Jake.

Weitere Kostenlose Bücher