Tödliche Ernte
nach vorn darauf. »Fahren Sie fort, Jarvis.«
»Er stößt in einer Zeitschrift auf eine bestimmte Frau, die ihn fasziniert, weil sie etwas Besonderes hat. Die Augen der kleinen Pisarro. Oder die Hände von Blessings Tochter. Bochs Beine, weil sie eine Läuferin war. Und wie es scheint, war auch Della Charles in einer Zeitschrift abgebildet. Auch ihre Augen haben ihn beeindruckt. Ich wette, dass ihre Augen besonders hervorgehoben sind, wenn wir den Artikel finden.«
»Dellas Zeit als Model liegt Jahre zurück«, sagte ich. »Bis wir nicht mit dem Mann gesprochen haben, der die E-Mail geschickt hat, können wir nicht wissen, ob es alt oder etwas Aktuelles war. Ich habe erfahren, dass sie zurzeit nicht modelte.«
»Von wem?«, fragte Lauria.
»Einer alten Freundin von ihr.«
Lauria zog die Brauen in die Höhe, ließ meine auswei-chende Antwort aber so stehen. Je weniger sie Mrs Cheadle zusetzten, desto besser.
»Also gut«, sagte Lauria. »Und was ist mit den anderen Frauen?«
»Das Boston Magazine, der Boston Phoenix, der Globe und der Herald müssen Sachen über Patricia Boch gebracht haben, zusammen mit Fotos von ihr. Ich wette, dass auch über Moira Blessing und Inez Artikel erschienen sind.«
Lauria sah von mir zu Gert und weiter zu Jarvis. »Ein guter Ansatz.« Sie stemmte sich hoch. »Ich werde eine Reihe Leute darauf ansetzen. Es gibt verteufelt viele Zeitschriften und Zeitungen.«
Ich wandte mich an Jarvis. »Er verfolgt sie, stimmt’s? Er findet heraus, wo sie wohnen und wo sie arbeiten, und dann schleicht er sich irgendwie in ihr Leben. Das Auskundschaften ist Teil des Spiels.« Ich zitterte, da ich seine Grausamkeit kannte. »Wäre schön, wenn er eine Menge Abonnements hätte.«
Jarvis lachte.
»Leider, liebe Tally«, sagte Lauria, »haben wir es hier nicht mit einem einfältigen Möchtegern-Ganoven zu tun, der eine Bank ausraubt, und dabei einen Schutzhelm mit seinem Namen darauf trägt.«
»Man wird ja wohl noch träumen dürfen, oder?«
35
An diesem Abend verließen wir die Arbeitsgruppe spät. Obwohl ich traurig war, dass ich es nicht zu Veda und Bertha geschafft hatte, verspürte ich zum ersten Mal seit Tagen so etwas wie Hoffnung.
Als ich am nächsten Morgen ins mgap -Büro kam, schlug mir angespannte Stimmung entgegen. Donnas Rücken war durchgedrückt, und sie hastete mit einem Stapel Akten aus dem Büro, bevor ich noch den Mund aufmachen konnte. Andy warf die Hände in die Höhe und zuckte die Achseln.
Ich folgte Donna auf dem Fuße. »Also gut, D, was ist los?«
Sie hörte nicht auf, die Akten zu sortieren. »Nichts.«
»Verstehe. Nun spuck’s schon aus. Irgendwann sagst du es sowieso.«
»Ich bin sauer auf Mary. Sie hat mich heute Morgen einfach sitzen gelassen. Du und Gert, ihr arbeitet oben. Und jetzt hat uns auch noch Mary versetzt. Sie ist einfach gegangen. Und jetzt sitzen Andy und ich allein da.«
»Hättest du nicht jemanden anrufen können?«
Sie schob die Unterlippe vor. »Hab ich ja. Und es ist auch jemand auf dem Weg hierher. Aber ich find’s trotzdem nicht okay, was Mary getan hat.«
»Was ist denn passiert?«
Donna zuckte die Achseln. »Sie hat einen Anruf von einem Freund von dir aus dem Labor in Sudbury entgegengenommen. Ich habe mitgekriegt, dass er nicht mit ihr reden wollte, aber sie hat die Infos aus ihm herausgekitzelt. Ich weiß auch nicht. Sie hat den Hörer aufgeknallt, ist rausgerannt und hat uns einfach sitzen gelassen …« Sie stemmte eine Hand in die Hüfte. »Und wahrscheinlich bin ich gleichzeitig sauer und mache mir Sorgen um sie. Und das macht mich erst recht stinkig.«
Nachdem ich Donna beruhigt hatte, rief ich Billy von meinem Büro aus an.
»Doc Strabo war vollgepumpt mit Beruhigungsmitteln«, sagte er. »Er hatte genug intus, um ein Pferd zu betäuben.«
»Also war er gar nicht bei Bewusstsein, als er aus dem Fenster in dem Lagerhaus stürzte?«
»Genau. Es sei denn, er wäre Superman.«
Was bedeutete, dass jemand ihn gestoßen hatte.
Nachdem die Unterstützung für das mgap eingetroffen war, raste ich nach oben.
Gert winkte mir mit einem Finger. Kranak sprach mit einem Cop. Ich nahm an, dass er über Strabo Bescheid wusste. Lauria wirkte angespannt, als ich zu ihr hinüber ging.
»Haben Sie das mit John Strabo schon gehört?«, fragte ich.
»Ja«, erwiderte Lauria.
»Ich konnte mir nie vorstellen, dass Strabo mit Körperteilen handelt oder mit Drogen dealt. Das Ganze stinkt doch.«
Lauria bedeutete mir mit einem
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