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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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an.«
    Wir zogen die Kittel über, dann öffnete sie eine zweite Tür. Noch ein Zimmer. Diesmal mit blauen Rosen dekoriert. Noch mehr Barbiepuppen. Der gleiche Teppich. Der gleiche Stuhl vor einem Bett, in dem eine offensichtlich schlafende Gert lag.
    Sie sah furchtbar aus. Ihr Haar glich einem wirren Heiligenschein, ihr Gesicht war käsig bleich. Die Wimperntusche lief in Schlieren über ihre Wangen.
    Atmete sie noch?
    Ich stieß den vor Anspannung zurückgehaltenen Atem aus, als Gerts Brust sich hob und wieder senkte. Gott sei Dank. Als wir das Zimmer betraten, zuckte Gert und schob das weiße Laken beiseite.
    Bis auf die Brustwarzen waren ihre vollen Brüste mit einer orangebraunen Flüssigkeit eingepinselt. Eine Desinfektionslösung, darauf wettete ich. Verflucht.
    Ich begann zu zittern. Mary wollte etwas von mir. Aber was? Verdammt! »Warum Gerts Brüste, Mary?«
    Mary zog sich Latexhandschuhe über und kniete sich neben das Bett. Sie liebkoste Gerts Brüste. »Weil sie so schön sind.«
    Sie griff mit der latexüberzogenen Hand nach einer Brust und fing an zu nuckeln.
    Jetzt, wo Mary auf den Knien neben Gert lag, hätte ich versuchen können wegzulaufen.
    Marys Augen blitzten amüsiert, während ihr Mund noch immer an Gerts Brustwarze sog.
    Ich würde Gert nie im Stich lassen, und sie wusste das.
    Mary hielt abrupt inne, und Tränen traten ihr in die Augen. »Ich bin ja so glücklich! Elizabeths Brüste haben sich als zu klein erwiesen, aber Gerts werden einfach perfekt passen.« Sie schluchzte mit vorgehaltenen Händen.
    Ich wollte sie in den Arm nehmen.
    Die Pistole tauchte wieder auf.
    Ich wich zurück. Allmählich gelang es mir, mich in Marys verstörende Begierden einzudenken. »Wenn du sie wegnimmst, kannst du nicht mehr daran saugen. Was ist mit deiner Mutter geschehen, Mary?«
    »Halt den Mund!«, kreischte sie. Die Pistole schnellte vor.
    In Erwartung der Schmerzen schnappte ich nach Luft.
    Sie beruhigte sich, und die grauen Augen wurden wieder klar.
    »Meine Mutter?«, meinte sie. »Komm und sieh selbst.«
    Sie schleifte mich hinter sich her. Ihr Gang war federnd, und ihre Lippen waren zu einem kleinen Lächeln verzogen. Durch den kurzen Gang ging es zu einem hell erleuchteten Zimmer, das vielleicht vier mal vier Meter groß war. Ich hielt inne. Ich wollte auf keinen Fall dort hinein.
    Mary schubste mich vorwärts. Ein ausgestopftes Streifenhörnchen und ein Eichhörnchen waren an einer Wand neben zwei idyllischen Landschaftsgemälden montiert. Auf den Regalen entlang der Wände standen Dutzende erleuchtete Aquarien, gefüllt mit etwas Zähflüssigem, das durch die Pumpen langsam blubberte. Große Aquarien. Kleine. Runde. Eckige.
    Ich ging auf die Behälter zu.
    Ich schrie auf und stopfte mir die Faust in den Mund, um die Schreie zu ersticken.
    In jedem Aquarium dümpelte ein Körperteil. Ich fuhr herum, mein Blick suchte das Zimmer ab. Arme, Beine, Ohren. Und Augen. Viele, viele Augen. Jedes Becken enthielt ein verschrumpeltes oder aufgeblähtes Exemplar.
    Ich hatte es mir ausgemalt, hatte es zumindest versucht, aber auf die Realität war ich nicht vorbereitet.
    Mary ergriff meine Hand. »Es geht noch weiter.«
    Sie führte mich durch eine Tür, wie eine Stoffpuppe ohne Knochen, ohne Willen, ohne Rückgrat.
    Woher kam diese Geistesgestörtheit? War sie angeboren? Anerzogen? Der Himmel allein wusste es. Ich sicher nicht.
    Wir betraten ein etwa fünf mal sechs Meter großes Zimmer.
    Weiß gefliester Boden, weiße Wände, Laboreinrichtung, eine fahrbare Stahltrage, Waschbecken. Ich sah mich einem Stahltisch gegenüber, der stark an einen Obduktionstisch erinnerte.
    Das also war Marys OP, wo sie die Verstümmlungen ausführte. Ich stolperte, als der Geruch mir entgegenschlug – Fäulnisgestank. Von wo?
    Nicht von den Trophäen, die in regelmäßigen Abständen an den Wänden hingen. Da gab es einen Hirsch genauso wie ein Reh, einen Puma, einen Bären und einen Luchs. Bei den meisten war nur der Kopf präpariert, aber der Puma und der Luchs waren vollständige Tiere, die in Raubtierhaltung posierten und sachkundig aufgestellt waren.
    Ich konnte die toten Frauen nicht aus meinem Kopf bekommen, ich hörte ihre eindringlichen Hilferufe immer und immer wieder und …
    Hinter einem Vorhang, der den linken Teil des Zimmers abtrennte, hörte man ein Blubbern und Gurgeln.
    »Fabelhaft, findest du nicht?« Mary zielte mit der Pistole auf meinen Bauch.
    »Nein, Mary. Es ist grässlich. Hast du die alle

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