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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Geruch ließ mich die Nase rümpfen – ein Tick zu viel Testosteron für meinen Geschmack.
    Genau vor uns lagen die Bowlingbahnen, nach denen der Laden benannt war.
    Wie meist in den Neuengland-Staaten wurde auch hier Candlepin-Bowling gespielt.
    Es heißt, die Iren in Boston seien irischer als die Iren in Irland. Vielleicht stimmt das. Vielleicht auch nicht. Aber das Golden Shamrock war anders, und das nicht nur, weil es eine Bowlingbahn war. Nicht nur jeder Southie-Bewohner hing hier rum, sondern Kerle, die sich für knallharte Typen hielten. Manche von den Stammkunden hatten gesessen, während andere ihre Wut an Frauen und Kindern ausließen. Andere wiederum dealten mit Drogen oder organisierten Waffen für die ira . Einige taten auch beides. Und ein paar waren nett. Wenige. Und sogar die hatten in der Regel eine Vergangenheit.
    Ich fühlte mich sicher, weil ich Mick dabeihatte, ganz zu schweigen von Penny, die mehr Blicke auf sich zog als ich. Ohne sie wäre ich, auch mit Mick, nicht hierher gegangen. Bier spritzte über einen Tisch, als Mick und ich uns einen Weg zur Theke bahnten.
    Ich entdeckte einen Polizisten, den ich kannte. Er zwinkerte mir zu, und ich fragte mich, ob er Kontakte knüpfte oder wie ich hinter Blessing her war. Ich schob mich weiter. Einmal wurde ich gekniffen. Penny zeigte die Zähne, und damit war die Sache geklärt. Ich ließ mich auf einen Barhocker mit einem grünen Lederbezug gleiten, der so glatt wie ein Babypopo war. Goldene Kleeblätter glitzerten an den getäfelten Wänden. Ich stützte die Ellbogen auf die verkratzte Theke und sah in den trüben Spiegel.
    Der Barmann, ein fescher Ire mit schwarzem Haar, kam herüber.
    Über die Musik der Chieftains und das Rauschen, Rumsen und Poltern der Bahnen hinweg bestellte Mick ein Bier. Dann verkrümelte er sich in den Hintergrund, wie wir es vorher besprochen hatten. Sollte es eng werden, würde er mir beistehen.
    »Cola Light«, sagte ich zu dem Barmann.
    »Hab ich nich.«
    Alles klar. »Dann eine normale Cola.«
    »Hab ich auch nich.«
    »Wirklich? Was haben Sie denn dann ohne Alkohol?«
    »Wasser.« Er grinste.
    »Nichts anderes?«, hakte ich nach.
    »Alles aus.«
    Das Wort »Blödmann« lag mir auf den Lippen. »Na, dann Wasser.« Ich legte eine Zwanzigdollarnote hin.
    Er füllte ein Glas mit Leitungswasser. Eis gab’s auch nicht.
    Er linste über die Theke, bevor er das Glas vor mir abstellte. »Is das Micks neuer Hund?«
    »Nein. Sie gehört mir. Oder vielleicht auch ich ihr.«
    »Hm. Hatte mal ’nen Kumpel, dem ist sein Polizeihündchen ausgemustert worden, weil ihr ’n Bein weggepustet worden ist.«
    Ich kraulte Penny am Kopf. »Klingt ganz nach meiner Penny. Jimmy Devlin?«
    »Genau der«, sagte er. »Bin gleich wieder da.« Ein paar Minuten später goss er eine Dose Cola Light in ein gekühltes Glas. »Ich heiße übrigens Skip.«
    Ich nickte. Anscheinend hatte ich gerade irgendeinen obskuren Test bestanden. »Ich bin auf der Suche nach Roland Blessing.«
    Skip lachte. »Sie … und ’ne Menge anderer stinksaurer Leute. In Blessings Haut möchte ich im Moment lieber nicht stecken.«
    »Wie lange hat Blessing hier gearbeitet?«, fragte ich.
    »Ach, kommen Sie, der hat nie hier gearbeitet. Aber Stammgast ist er. Hat sich eingebildet, er wäre Mitglied im Golden Shamrock Club.«
    »Was ist das?«
    »Bloß eine Runde von Typen, die jeden Abend hier sind.«
    »Also, was denken Sie über ihn?«
    Er zuckte die Achseln.
    »Jetzt kommen Sie schon. Dann spiele ich auch eine Runde Darts mit Ihnen.«
    »Sie würden mich in die Pfanne hauen, so schlecht spiele ich.«
    Auch ich spielte schlecht. Aber das musste ja niemand wissen, oder?
    Skip schenkte sich selbst einen Schluck ein. »Blessing war gar nicht so übel, bevor Moira ermordet wurde. Danach fing er an, sich ziemlich komisch zu verhalten. Und es wurde schlimmer. Neulich abends ist er völlig paranoid hier aufgekreuzt und …«
    Skips Blick wanderte zur Tür.
    Das Gemurmel, das Gläserklirren und Klappern der Billardqueues erstarb. Eine Kugel rumpelte gegen die Kegel, dann herrschte auch dort Stille.
    Im Spiegel entdeckte ich einen hochgewachsenen Mann mit weißem Haar und schwarzen Brauen, der den Raum durchquerte. Er trug einen langen Kamelhaarmantel, eine schicke schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt – vielleicht von Armani. Der Look erinnerte an einen alten Hollywoodproduzenten auf der Suche nach einem jungen Mädchen.
    Er kam in meine Richtung. Penny knurrte, als er näher

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