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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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– »Komm schon, spuck’s aus.«
    »Deine Freundin Chesa hat ihr Hotel vor zwei Tagen um zweiundzwanzig Uhr verlassen. War das letzte Mal, dass jemand sie gesehen hat. Ein Taxi hat sie zu McArdles Firma gebracht. Von McArdle noch immer keine Spur.«
    »Und …?«
    »Und sie werden ihn bald finden. Ich halte dich auf dem Laufenden. Was ich erfahre, erfährst auch du.«
    Was bedeutete, dass er mir nur so viel erzählen würde, wie er für richtig hielt. »Und Blessing?«
    Er warf seine zusammengeknüllte Serviette in den Papierkorb. »Abgetaucht.«
    »Was für eine Überraschung.«
    »Das ist es, in der Tat«, entgegnete Kranak, eindeutig verärgert. »Sie hatten ihn nämlich, und zwar sicher. In diesem verflixten Bowling-Center. Hat vermutlich Irish Jig getanzt, was weiß ich …«
    »Du und deine Vorurteile.«
    »Du hast ja eine hohe Meinung von mir, hm, Tally?«
    Kranaks Worte trafen mich. »Tut mir leid. Ich … Ich weiß ja, dass das ein Scherz war.« Ein Gefühl der Schwäche überkam mich. »Erzähl weiter.«
    »Als sie die Anlage, die Golden Shamrock Bowling Lanes, stürmten, ist er nicht mehr da. Puff. Muss wohl Helfer gehabt haben. Die Polizei ist sich bloß nicht sicher, wer es war. Pisarro? Irgendein anderer Ganove? Jemand aus der Familie? Nein. Familie hat er ja nicht mehr. Schwer zu sagen.«
    »Sie sollen den Friedhof überwachen. Blessing war da sehr oft, um mit seiner Tochter zu reden. Was ist mit Dellas Leiche?«
    »Ist noch nicht wiederaufgetaucht«, sagte er.
    »Der Ausdruck ist wirklich schön, Rob, ›aufgetaucht‹. Klingt nicht gerade engagiert.«
    »Na und?«
    »Mir ist es eben ein Bedürfnis, sie zur letzten Ruhe zu betten.«
    »Oh, ihre Ruhe hat sie schon.«
    »Himmel. Ich weiß, dass McArdle sie mitgenommen hat, aber …«
    Er hielt die Hände hoch, als wollte er sich ergeben. »Der Himmel bewahre mich vor diesem ewigen ›aber‹. Ich ruf dich an, sobald ich was höre. Und pass auf dich auf, hm? Ich hab mich schließlich an dich gewöhnt.«
    »Nicht so schnell. Du stehst auf der Liste für meinen Kurs an der Northeastern für das Frühjahrssemester. Das ist jetzt das fünfte Jahr, dass du dich anmeldest. Kommst du diesmal auch?«
    »Vielleicht.« Auf dem Weg nach draußen lachte er wie Beavis und Butthead, weil er wusste, wie sehr ich das hasste.
    Bevor ich den Kummerladen für heute verließ, öffnete ich einen der Aktenschränke im Hauptbüro und ging die Ordner durch. Ich war auf der Suche nach Blessings mgap -Akte. Schließlich rief ich Gert. »Blessings Akte fehlt.«
    »Die Polizei war gestern da«, sagte sie. »Nach dem Essen, haben nach seinen Unterlagen gesucht. Ich sagte ihnen, die können sie nicht haben, aber ich glaube, während ich mit einem von ihnen redete, hat der andere sich die Akte unter den Nagel gerissen. Warte mal.«
    Einige Minuten später kam Gert mit einem flachen Aktendeckel und einem Grinsen zurück. »Natürlich hab ich eine Kopie gemacht.«
    »Gert«, sagte ich, als ich die Akte entgegennahm. »Du bist ein Schatz.«
    »Als ob ich das nicht wüsste.«
    Als ich das Gebäude an diesem Abend verließ, ertappte ich mich dabei, wie ich jeden Winkel und jede Ecke auf dem Parkplatz absuchte, Pennys Leine umkrallte, bis die Knöchel weiß hervortraten, und nach dem Pfefferspray tastete, was ziemlich umständlich war, da ich auch noch die Autoschlüssel in der Hand hielt.
    Der Parkplatz war leer – bis auf mich –, was mir äußerst gut gefiel.
    Später am Abend braute ich mir einen starken türkischen Mokka, kroch unter die Decke auf dem Sofa und versuchte, nicht an Chesa zu denken. Ich würde bei ihrer Obduktion zusehen.
    Ich wollte für sie da sein.
    Ich griff nach der Akte. Das Gericht hatte Blessing zu dieser Therapie gezwungen. Warum hatte ich seine mörderische Wut nicht erkannt?
    Es war nicht erfreulich, darin zu lesen. Er behauptete, bei den Golden Shamrock Bowling Lanes angestellt zu sein. Als das Gericht darauf bestanden hatte, dass wir ihn übernehmen, hatte man sein Strafregister beigefügt. Blessing hatte sich eine Reihe von Vergehen zuschulden kommen lassen, doch Harry Pisarro tauchte nirgends auf. Ich zweifelte nicht daran, dass Kranak recht hatte. Und dieser Bengel Julius Binny hatte Pisarro sogar namentlich erwähnt.
    Die aufgelisteten Vergehen lagen lange zurück – weit länger noch als Moiras Ermordung vor drei Jahren –, und bei den meisten handelte es sich um dumme Betrügereien, bei denen Blessing sich nur selbst geschadet hatte. Ich las sein

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