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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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wissen. Sie schien nett zu sein. Und sie war so hübsch.«
    »Danke. Das ist etwas zum Nachdenken. Aber warum hast du so lange gewartet, bevor du mir das gesagt hast, Mary?«
    Sie drehte an ihrem Bettelarmband. »Ich kam mir dumm vor. Hätte nicht gedacht, dass es wichtig ist.«
    »Aber ich bin froh, dass du es mir jetzt erzählt hast.«
    »Kann ich etwas für dich tun?«, fragte sie.
    Auch ich hatte früher immer allen gefällig sein wollen. Vor Veda. »Ja, das kannst du.«
    Ich blätterte in meinem Rolodex und schrieb einen Namen und eine Nummer auf. »Kannst du Mrs Cheadle für mich anrufen und sie fragen, ob sie morgen Vormittag Zeit hat? Ich würde sie gern besuchen.«
    »Mach ich!«
    * * *
    Was machte Blessing in Dellas Gesellschaft? Und wer war der Cellist? War er Dellas Freund? Ein Liebhaber? Hatte er womöglich mit ihrem Tod zu tun? Blessing hatte nicht auf Chesa reagiert, als wüsste er, wer sie war. Aber die Frauen hatten auch unterschiedliche Nachnamen und sahen sich nicht sehr ähnlich. Und Marys Beschreibung zufolge schien Della alles andere als unterernährt und obdachlos gewesen zu sein. Warum aber sollte Blessing Della kennen?
    Als ich nach Hause kam, fütterte ich Penny und aß dann selbst etwas. Ich rief Jake an, der nur Minuten später bei mir hereinschneite.
    Ich zwang mich, angesichts seines knackigen Hinterns, seiner breiten Schultern und seines schiefen Grinsens nicht vor Begeisterung zu sabbern.
    »Worum geht’s?«, meinte er und nahm sich ein Bier.
    »Lust, jemanden für mich zu zeichnen?«
    »Wen?«
    »Diese Frau, die, na ja, die gestorben ist, und … ihre Schwester auch.«
    »Wie sind sie denn gestorben?« Er trank sein Bier ganz beiläufig, aber sein Blick war wachsam.
    »Bei der einen, Della, weiß ich es nicht. Die andere, meine Freundin Chesa, wurde ermordet.«
    Er knallte die Flasche auf den Tisch. »Oh nein. Ich zeichne keine Toten. Zumindest solche nicht.«
    »Es wäre sehr wichtig für mich, Jake.«
    Sein Kiefer mahlte. Nach einem langen Moment stürmte er hinaus. »Ich hole nur meine Kohlestifte.«
    Nach einer Stunde kam er schließlich wieder zurück, Skizzenblock und Kreiden in der Hand. Während ich sie beschrieb, zeichnete Jake. Wir machten mehrere Korrekturen, aber schließlich hatte er Della und Chesa getroffen.
    »Sie sind schön«, sagte er. »Besonders die, die Della heißt.«
    Bevor ich mich bei ihm bedanken konnte, riss er das Zeichenblatt mit einer heftigen Bewegung vom Block und ging ohne ein weiteres Wort.
    Stunden später stellte ich die Zeichnung von Della und Chesa auf die Kommode in meinem Schlafzimmer. Ich hatte sie eingescannt und eine Webseite für sie eingerichtet. Die hatte ich mit der Homepage von mgap verlinkt, weil die häufig aufgerufen wurde. Man konnte nie wissen – vielleicht erkannte jemand eine von ihnen oder hatte sie irgendwo gesehen. Schaden konnte es nicht.
    Als ich ins Bett kroch, verspürte ich ein Jucken, und ein Teil von mir wünschte sich, Jake würde mich dort kratzen.
    Ein unablässiges Rinnnnggg ließ mich nach dem Telefon tasten. Die Uhr zeigte sieben. Ich hatte verschlafen. Blasses Morgenlicht drang durchs Fenster. Ich klemmte das Telefon zwischen Kinn und Schulter. »Ja?«
    »Ich hab sie gesehen. Sie beide.«
    Blessing? Ich war mir nicht sicher. »Wen haben Sie gesehen?«
    Er schluchzte. »Ich hör sie noch immer, Moiras Flöte. Oh Gott, helfen Sie mir, bitte. Helfen Sie mir.« Es war ein einziges Jammern.
    »Ja. Ja, ich helfe Ihnen, Roland.« Mit eingeklemmtem Telefon warf ich die Decke zurück und fuhr in meine Kleidung. »Wir können uns treffen. Dann können wir uns unterhalten.«
    »Ich hab zugeschaut. Aber ich kann nicht näher heran. Ich kann einfach nicht.«
    »Roland. Ich will Ihnen ja helfen. Sagen Sie mir nur, wo …«
    »Hier!«, kreischte er. »Hier!«
    Die Verbindung brach ab.
    Ich hielt den Kopf in den Händen und schüttelte ihn in dem Versuch, das neblige Gefühl loszuwerden. Blessings Anruf war zutiefst verstörend.
    Ich rief die Bostoner Polizei an und dann Kranak, weil ich wusste, dass die Cops es ihm erzählen würden, wenn ich es nicht tat.
    »Bist du sicher, dass er es war?«, fragte Kranak.
    »Zuerst war ich’s nicht. Aber jetzt schon. Er hörte sich total gehetzt an. Verwirrt. Nicht gut.«
    »Nicht gut trifft es. Himmel, Tally. Hat er zugegeben, deine Freundin umgebracht zu haben?«
    »Nein. Er hat mich um Hilfe gebeten.«
    »Schon klar. Du könntest ihm helfen, indem du tot bist.«
    »Das sehe ich nicht

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