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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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Bilder.
    Ich hoffte wirklich, Pisarro würde ihm die Eier abschneiden.
    Als mittags das Gruppentreffen anstand, wusste ich genau, dass wir hauptsächlich über Blessing reden würden. Schuldgefühle, Überraschung und Sorge machten sich im Zimmer breit. Arlo spielte Mundharmonika und erzählte dann Anekdoten über Blessing, die nicht spannend waren und nichts Neues brachten.
    »Er wollte mit mir ausgehen«, sagte Christy.
    »Soll das ein Witz sein?«, sagte Arlo. »Der ist dreißig Jahre älter als du.«
    Sie fuhr mit den Händen über die Knie. »Ich weiß. Es war auch irgendwie eklig. Ich lehnte ab, und er hat mich auch nicht bedrängt oder so. Ich glaube, es ging nur um mein Haar.«
    Natürlich. Christys rotes Haar glich dem von Moira Blessing.
    »Ich hab ihn gesehen«, kam eine Flüsterstimme aus der Ecke. Mary.
    »Wann?«
    Sie nickte. »Vor zwei Tagen. Auf der anderen Straßenseite, vor der Uni.«
    »Warum glaubst du …«
    »Ich weiß auch nicht.« Sie richtete sich auf. »Sein Haar war fast schlohweiß, genau wie der Bart, den er sich hat wachsen lassen. Er muss es gebleicht haben oder so. Und ich bin ihm aus Versehen über den Weg gelaufen, in der Menschenmenge. Wir haben uns angesehen.« Sie putzte sich die Nase.
    Ich setzte mich neben sie und legte einen Arm um ihre Schultern. »Alles okay mit dir?«
    »Klar doch«, sie lächelte tapfer. »Aber Angst hat er mir doch gemacht.«
    Arlo spielte ein paar Takte von Twilight Zone auf der Mundharmonika. »Wir sollten alle auf der Hut sein.«
    Arlos Worte blieben haften wie ein statisch aufgeladener Rock. Waren wir alle in Gefahr? Ich eilte durch die Lobby und zur Tür hinaus.
    Arlo und Christy unterhielten sich auf dem Weg zu ihren Wagen. – »Moment noch, Arlo«, rief ich.
    »Jetzt nicht, Tally.« Er schnippte seinen Zigarettenstummel über den Zaun.
    Bibbernd lief ich ihm nach. »Kommen Sie, Arlo, nur eine Sekunde.«
    Sein Blick glitt zu Christy, die den Kopf fragend geneigt hielt.
    »Es geht um den Bericht, den Sie bei Gericht eingereicht haben«, log ich.
    »Ah, ja. Klar. Dann lassen Sie uns gehen.«
    Als wir zurück in meinem Büro waren, bot ich Arlo einen Stuhl an. »Lassen Sie uns offen miteinander sein, Arlo. Sie halten doch etwas zurück über Blessing, oder? Und ich wüsste gern, was.«
    Lachend wedelte er mit seiner lederartigen Arbeiterpranke. »Sie merken auch alles, was? Also gut. Ich hab da so eine Ahnung, wo ich Blessing aufstöbern kann.« Er zog sich einen Stuhl heran.
    »Wissen Sie, er geht nämlich jede Woche einmal ins Veteranen-Krankenhaus.«
    »Welches denn? Das von Jamaica Plain? Oder West Roxbury?«
    »Keins von beiden. Ich glaube, er geht ins Innenstadt-Klinikum. Er behauptet nämlich, er war bei den Navy Seals. Vietnam. Verstehen Sie, ich hab da so einen Plan, um Blessing für die Cops zu schnappen.
    »Wie bitte?«
    »Er hat doch Ihre Freundin umgebracht, oder?«
    »Ja, aber …«
    »Also schnapp ich ihn mir. Ich kann ihn kriegen.«
    »Ihn kriegen? Ach, kommen Sie, Arlo. Jetzt seien Sie mal ernst.«
    »Bin ich.«
    Er setzte sich die Kappe auf.
    »Ich finde, das ist ein echt guter Plan.«
    »Absolut mies. Blessing hat meine Freundin verprügelt und dann erwürgt. Das ist keiner, mit dem Sie sich anlegen wollen.«
    Er blies ein paar Noten der Star-Wars- Melodie. »Erinnern Sie sich noch an den Kampf, den er und ich uns beinahe geliefert hätten? Das ist doch ’n Hornochse. Mit dem werde ich fertig. Locker.«
    Arlo, der Rächer. Schwachsinn. Es handelte sich nur um das Wutgeheul eines Mannes, der verzweifelt versuchte, etwas in seinem Leben unter Kontrolle zu haben, egal was. »Vergessen Sie’s, Arlo.«
    »Ich kann ihn kriegen.«
    Ich bezweifelte, dass Arlo Blessing wirklich finden würde. Aber was für eine Katastrophe, wenn doch.
    Ich wählte die Nummer der Cops, um ihnen von Blessings Besuchen im Veteranen-Krankenhaus zu erzählen, doch als jemand abnahm, unterbrach ich die Verbindung.
    In mir drin rumorte es. Und zwar ordentlich. Ich wollte Blessing unbedingt in die Finger kriegen, aber …
    Ich blätterte in meinem Rolodex. Tish Snyder und ich hatten doch zusammen einige Kurse besucht, wann war das noch mal? Vor zehn Jahren.
    Sie hatte im Veteranen-Krankenhaus von Jamaica Plain gearbeitet.
    Ich rief das Krankenhaus an. Tish arbeitete dort nicht mehr. Ich legte auf.
    Allmählich wurde es lächerlich. Ich vernachlässigte meine Patienten, meine Kollegen, meine Freunde.
    Chesas Mörder würde sehr wohl auch ohne meine Hilfe geschnappt

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