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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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so, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ihn auf dem Parkplatz vor der Gerichtsmedizin gesehen habe. Es kam mir vor, als würde er mich beobachten.«
    »Entzückend. Hast du das auch jemanden wissen lassen?«
    »Dich. Gerade eben.«
    »Ich lasse dein Telefon abhören.«
    »Das hättest du gerne.«
    »Genau, das hätte ich gerne.«
    »Entschuldige. Ich habe der Polizei das Gleiche gesagt. Mich rufen eine Menge Leute an, Rob. Leute, die mir vertrauen, die mir intime Details erzählen. Ich werde nicht zulassen, dass diese Gespräche abgehört werden.«
    Ich holte meinen Notizblock hervor und fügte meinem Profil von Blessing einige Zeilen hinzu. Was hatte er wirklich gewollt? Er schien große Angst zu haben. Vor Pisarro vielleicht.
    Er hatte gesagt: »Ich habe sie gesehen. Sie beide.« Chesa? Chesa und McArdle? Wen sonst?
    Er hatte mich treffen wollen. Um mir was zu sagen? Vielleicht sah er in mir eine Autorität und wollte meine Absolution, weil er Chesa umgebracht hatte. Vielleicht wollte er aber auch mich töten. Musste es tun. Weil ich ihn herausgefordert hatte. Er hatte verzweifelt geklungen, als müsse er dringend mit mir reden. Waren wir also wieder bei der Sache mit der Absolution angelangt, oder ging es um etwas, das ich noch nicht verstand?
    Ich schnappte mir einen Becher Kaffee und fuhr hinüber in die Veteranenklinik.
    Die Ambulanz war dunkel und ruhig, erfüllt von stiller Pein. Ich näherte mich einem Mann mit Tweedsakko, dessen randlose Brille auf seiner Nasenspitze balancierte.
    Ich stellte mich vor, und blasse Augen lugten über den Rand besagter Brille. Er hob ein Klemmbrett hoch und las es, während ich immer ärgerlicher wurde.
    »Dr. Jaeger«, sagte ich, indem ich sein Namensschild zuhilfe nahm.
    »Gleich«, erwiderte er in einem Tonfall, bei dem ich normalerweise verärgert auf dem Absatz kehrt gemacht hätte.
    Schließlich legte er das Klemmbrett beiseite. »Sie haben angerufen. Sie brauchen Auskünfte über Roland. Von uns werden sie nichts bekommen.«
    »Ich versuche zu verstehen, was …«
    »Ich weiß genau, was Sie da vorhaben. Aber es wird nicht klappen. Warum also machen Sie nicht weiter wie gehabt und lassen uns unsere Arbeit machen.«
    Ich verschränkte die Hände. »Ich betreue die Familien von Mordopfern, Dr. Jaeger. Ich habe auch Roland Blessing betreut.«
    »Das ist mir doch e…«
    »Ich versuche verzweifelt zu verstehen, warum dieser Mann eine Freundin von mir brutal ermordet hat. Und ich muss wissen, ob er wieder töten wird.«
    Er lachte bellend, dann erstarb sein Lächeln. »Sie verstehen gar nichts. Sobald Sie es tun, kommen Sie zu mir. Dann unterhalten wir uns.«
    Jaeger wurde von einer Frau gerufen, die ein Telefon in der Hand hielt. Er verabschiedete sich kurz und ging.
    Ich sprach mit einer Schwester, einem Patienten und einem Angestellten. Jeder lächelte, schüttelte den Kopf und lieferte mir nichts.
    Die Leute in der Klinik glaubten nicht, dass Blessing Chesa umgebracht hatte. Das konnte ich an ihrem Verhalten erkennen. Besonders Jaeger hielt ihn nicht für einen Killer. Aber sie mochten ihn auch nicht. Kein bisschen.
    Das alles warf nur noch mehr Fragen auf.
    Ich tauchte in die Arbeit ab und erst gegen zwei wieder auf, um bei Dave Haywood nachzuhaken, ob er bei der Suche nach McArdle schon Erfolg gehabt hatte. Hatte er nicht, versprach mir aber, morgen oder übermorgen etwas für mich zu haben. Nachdem wir aufgelegt hatten, suchte ich in der mgap -Datenbank nach irgendeinem Hinweis auf McArdle. Bingo. Er hatte ein zweites Bestattungsunternehmen im idyllischen Harvard in Massachusetts. Gemeint war nicht die Universität, sondern die Stadt, die etwa eine Stunde westlich von Boston lag, während Roxbury genau auf der anderen Seite lag.
    Ich wählte die Nummer. Vielleicht versteckte McArdle sich ja dort mit Dellas Leichnam, bis Blessing geschnappt war.
    Ein Anrufbeantworter ging dran. Ich hatte die Nummer einer Grundschule in Harvard gewählt. Jemand konnte sich bei der Nummer auf dem Bericht vertippt haben. Ich rief die Auskunft an, doch dort gab es keinen Eintrag für einen Bestatter namens McArdle, nicht in Harvard und auch nicht in der Umgebung.
    Hm.
    Was hatte McArdle vor? Wo steckte der Kerl? Ich wollte nur Dellas Überreste. Es sollte doch nicht so schwierig sein, eine Leiche zurückzubekommen.
    Ich warf einen Blick auf die Uhr. Oje. Ich würde es kaum noch rechtzeitig zu meinem Treffen mit Mrs Cheadle schaffen.
    Ich nahm den Storrow Drive, ein Fehler, da die

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