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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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platzte in meine Wohnung.
    Ich folgte Jake, während er alles absuchte. Als er fertig war, lehnte er sich an den Kaminsims. »Bleibt nur eine Frage. Ist das hier nur eine List, damit ich wieder mit dir rede?«
    »So spricht ein echter Egoist«, sagte ich.
    »Sieh mal in den Spiegel, Tally.«
    Ich wedelte mit der Hand. »Du machst es nicht gerade besser.«
    »Ach nein?«
    Uns stand mal wieder eine unserer Sitzungen bevor. »Rot oder weiß?«, fragte ich.
    »Wie wär’s mit einem guten …«
    »Sei froh, dass ich dir keinen gepanschten Wein serviere.« Ich kam mit einem Mourvedre von Cline und zwei Gläsern zurück. »Ich habe den Korken nicht mitgebracht, damit du nicht daran schnüffeln kannst, Mr Sommelier.«
    »Du bist ein Spielverderber.« Ein Lächeln von Jake, das erste seit gestern Abend. Spektakulär wie immer.
    »Unterm Strich bleibt, dass jemand hier war. Ein Geist wandert nicht umher und räumt überall auf.«
    »Du schwirrst doch morgens immer durch die Wohnung«, sagte er. »Vielleicht warst du einfach so tief in Gedanken, dass du vergessen hast, was du alles aufgeräumt hast.«
    Mit dem ersten Schluck Wein ließ meine Angst etwas nach. »Es geht doch nicht nur ums Aufräumen, Jake. Sachen, die ich schmutzig – sag jetzt nichts – liegen gelassen habe, waren sauber. Das ist doch unheimlich.«
    Er schüttelte den Kopf.
    Ich traute mich nicht, Jake davon zu erzählen, dass ich beim Hereinkommen förmlich eine »Präsenz« in der Wohnung gespürt hatte. Ich sah auf. Jake lächelte leicht, als würde er denken, ich sei ein bisschen durch den Wind, ein bisschen überarbeitet.
    Sollte es Blessing gewesen sein, dann hatte er wirklich einen an der Klatsche. Aber Blessing war es nicht gewesen. Nicht sein Stil. Pisarro schon eher. Ein Kontrollbesuch? Oder Veda. Aber ja doch. Sie kam ständig vorbei. Vergaß etwas. Und holte es dann wieder ab.
    »Schon wieder tief in Gedanken?«, fragte er.
    »Wie immer.« Ich nahm einen ordentlichen Schluck Wein und lachte. Vielleicht hatte ich mir das alles auch nur eingebildet.
    »Bitte frag mich nicht noch mal, ob ich einen Toten für dich zeichne.« Er runzelte die Stirn.
    »Tut mir leid. Das hätte ich nicht tun sollen. Aber ich musste sie einfach sehen, verstehst du?«
    »Ja.« Er trank von seinem Wein. »Du magst mich nicht besonders, stimmt’s?«
    »Wie kommst du denn jetzt darauf?«, sagte ich. »Ich mag dich.« Mein Fuß wippte und ich hörte auf damit.
    »Ich habe Karten für die neue Ausstellung im Kunstmuseum.«
    »War ich schon drin.«
    »Sie wird nächsten Montag eröffnet.«
    »Oh. Dann nimm eins von deinen Mädels mit.« Ich hatte nicht vor, mit zwanzigjährigen Models zu konkurrieren.
    Er stampfte durchs Zimmer. »Was hast du, Tally? Was passt dir nicht an mir?«
    Wie sagt man einem Mann, dass man nicht hübsch genug ist, um mit ihm auszugehen? »Nichts, Jake.«
    »Oder habe ich nicht genug Ecken und Kanten wie dein Kumpel Kranak? Oder sonst einer in Uniform. Hm?«
    »Kranak trägt einen Anzug.«
    Seine Augen verengten sich, als wolle er per Laser meine geheimsten Gedanken erfassen. »Dein Wein war ausnahmsweise mal halbwegs okay.« Dann ging er.
    Ich war völlig ausgepowert, konnte aber nicht schlafen. Ich holte den Kleber hervor, meine Lupe, ein paar Papiertücher und Mrs Cheadles zerbrochene Bauchtänzerinnen aus Keramik, die ich eingesteckt hatte. Ich legte alles auf ein Tablett, stellte es auf meinen Maltisch und begann zu arbeiten.
    Als ich das Tablett beiseiteschob, um sie trocknen zu lassen, sah ich ihn. Er musste irgendwie unter dem Tablett eingeklemmt gewesen sein, und als ich es hochhob, fiel er klimpernd auf den Maltisch.
    Ein goldener Sacagawea-Dollar.

11
    Am Mittwoch hinterlegte ich als Allererstes die Tüte mit dem Golddollar auf Kranaks Schreibtisch, dazu einen Zettel mit der Bitte, die Münze auf Fingerabdrücke zu überprüfen.
    Erstens: Kranak war nicht da. Zweitens: Dave Haywood auch nicht. Dabei brannte ich darauf, mehr über McArdle zu erfahren. Drittens: Ich rief die Polizei in Harvard, Massachusetts, an und fragte nach McArdles Bestattungsunternehmen dort draußen. Man sagte mir, dass ein gewisser McArdle dort sehr wohl ein Bestattungsunternehmen betrieben hätte. Und dass es vor zwei Jahren abgebrannt sei. Keine Brandstiftung, aber nicht doch, versicherte der Officer mir, und nein, er hatte auch keine Ahnung, wo McArdle jetzt steckte. Der hatte die Stadt verlassen und das Grundstück einem Jugendklub überlassen, den der Cop mir nur

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