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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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bei Ihrer Freundin einbricht. Jemand, der vielleicht sogar zurückkommt und versucht, ihr noch Schlimmeres anzutun. Jemand, der vielleicht in meinen Diensten steht, so wie Roland Blessing. Und wenn er ihr etwas antut, fällt das vielleicht auf mich zurück. Und das wollen wir doch wirklich nicht, nicht wahr, Madame Tally?«
    Es war mir denkbar egal, ob es auf ihn zurückfiel oder nicht. »Ich halte das für eine schlechte Idee.«
    »Aber ich halte es für eine gute.« Er flüsterte Bones etwas ins Ohr und stand auf. »Alles schon beschlossene Sache. Bones wird ein Auge auf Ihre Mrs Cheadle haben. Außerdem wird er Sie zu Ihrem Wagen begleiten.«
    Für Mrs Cheadle hatte das durchaus Vorteile. Aber mir gefiel das Ganze überhaupt nicht. »Danke« war alles, was ich sagte.
    »Für Sie, Madame Tally, mache ich das gerne.«
    »Also lassen Sie von Blessing ab?« – »Ich fürchte, das ist nicht möglich.«
    Er küsste mir die Hand – die Innenseite. Dann glitt sein Blick nach oben, verharrte nachdrücklich auf meinem Busen und traf schließlich meine Augen. Hitze lag darin, aber das Ganze glich eher einem Klon sexueller Begierde als tatsächlicher Begierde.
    Er widerte mich an.
    »Niemand ist, was er scheint, Tally Whyte. Vergessen Sie das nicht. Niemand.«
    Ich fuhr zur Constitution Marina, dem Jachthafen von Charlestown, wo Kranaks Boot lag. Die Lichter am Kai schienen trübe, als ich mich Kranaks Heim näherte, einem fast dreizehn Meter langen Nachbau einer Friendship Sloop. Er hatte sein Boot braun und schwarz angemalt und auf den Namen Far Away getauft. Sterne blinkten am nachtschwarzen Himmel, der über dem unglaublichen Rundblick auf den Bostoner Hafen und die Lichter der Skyline in ein gedecktes Bernsteingelb überging – eine echte Postkartenidylle. Ich sog die nachtkalte Luft tief in meine Lungen. Ich mochte den Salzgeruch der See. Ein plötzlicher Schmerz erinnerte mich an Segeltörns und meine Kindheit in Maine und …
    Kranaks Boot lag dunkel und verlassen da. Die Brise spielte mit einer Locke meiner Haare, und ich steckte sie hinters Ohr. Ich stand lange so da; der Anblick von Kranaks Boot, das sanft auf den Wellen schaukelte, beruhigte mich eigenartigerweise. Ich überlegte, ob ich an Bord gehen und dort auf ihn warten sollte.
    Das Dröhnen einer Schiffssirene ließ mich aus meinen Träumereien hochschrecken.
    Ich lehnte mich an eine Reling und schrieb einen Zettel für Kranak.
    Kann mir Blessing nur schwer als Chesas Mörder vorstellen. Hab da so ein Gespür. Lass uns darüber reden. T
    Ich machte kehrt und ging über den Kai zurück, wobei ich Chesas Schal fest um mich zog, damit mir warm wurde.
    Ich holte Penny im Kummerladen ab, und wir fuhren nach Hause. Als ich meine Wohnungstür aufschloss, stellten sich die Härchen auf meinen Armen auf. Genau wie das Fell in Pennys Nacken. Ich spürte ein »Anderssein«, das nicht dorthin gehörte. Penny trottete durch die Zimmer und ließ dabei ein leises, tiefes Knurren hören. Ich fuhr mir mit der Zunge über die Lippen und sagte mir, dass ich mich dumm verhielt. Aber in der Küche fand ich einen benutzten Teller, den ich neben meinem Bett stehen gelassen hatte. Er lag gewaschen auf dem Abtropfgestell.
    Ich beschleunigte meine Schritte und versuchte, den Schauer zu ignorieren, der mir über den Rücken lief. Ein getrockneter Pinsel, den ich auf der Staffelei gelassen hatte, lag jetzt gereinigt in der Pinselkiste. Im Schlafzimmer fehlte die Feinstrumpfhose, von der ich wusste, dass ich sie heute Morgen auf dem Bett liegen lassen hatte. Ich entdeckte sie zusammengelegt in der falschen Schublade.
    Ich rannte nach oben und hämmerte an Jakes Tür.
    »Ja?«, sagte er, als er sie aufmachte.
    »Warst du heute in meiner Wohnung?«
    »Nein.«
    »Aber jemand war da.«
    »Ich war den ganzen Tag hier. Wenn jemand unten rumgewühlt hätte, hätte ich das gehört.«
    »Es war aber nichts zerwühlt. Es …«
    »Was?«
    »Ich weiß auch nicht. Ich bin verdammt noch mal durcheinander!« Ich packte die Tür. »Du und Veda seid die Einzigen, die Ersatzschlüssel haben. Und heute war jemand bei mir.«
    »Du bist ja paranoid.«
    »Und du bist grob.« Der Idiot lachte auch noch.
    »Du behauptest, ich wäre runtergegangen und hätte an deinen Höschen geschnüffelt, und ich soll derjenige sein, der grob ist?«
    »Das habe ich nie behauptet. Aber es passt zu dir. Ein bisschen aufzuräumen, meine ich. Und wenn du es nicht warst, wer dann?«
    Er stürmte an mir vorbei nach unten und

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