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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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das mal an, Tally. Aus Mrs Cheadles Tagebuch.«
    Ich folgte ihrem schmalen Finger über die mit Füller geschriebenen Zeilen.
    Mr McArdle würde merken, dass ich da gewesen war, aber ich hatte sowieso vor, es ihm zu erzählen. Meine kleine Della war auch im Tod noch schön. So friedvoll irgendwie. Ich könnte schwören, dass ihr Blick mir folgte, als ich mich zum Gehen wandte. Ich holte ein Laken von oben und deckte sie damit zu.
    »Ihr Blick.« Ich las es noch einmal. »Della hatte ihre Augen also noch, als Mrs Cheadle sie dort fand, wo sie einbalsamiert werden sollte.«
    »Ja«, sagte Reen. »Vielleicht hat McArdle die Augen herausgenommen, was erklären würde, warum er nicht wollte, dass Mrs Cheadle redete. Seltsam, dass dieser McArdle sich auch um die Trauerfeiern für Elizabeth Flynn und Moira Blessing gekümmert hat, sonst aber um keine.«
    Ich erzählte ihr von Harry Pisarros Verdacht, was die Augen seiner Tochter betraf.
    »Augen verkaufen, also das geht doch zu weit.« Reen klopfte mir auf den Rücken. »Weißt du, ich denke eher, dass dieser McArdle auf die eine oder andere Weise mit Roland Blessing unter einer Decke steckt.«
    »Glaubst du, die beiden haben Chesa zusammen umgebracht?«
    Sie nickte. »Die Mittel dazu hatten sie. Die Gelegenheit. Das Motiv? Vielleicht hat sie etwas Wichtiges über den Tod ihrer Schwester herausgefunden. Sagtest du nicht, dass McArdle in Bezug auf Dellas behandelnden Arzt gelogen hat?«
    »Ja«, meinte ich. »Wir haben die Zerstückelung, die fehlenden Augen und Moiras fehlende Hände, Reen. Aber ich kann nicht glauben, dass Blessing in den Mord an seiner Tochter verwickelt war.«
    »Da könntest du dich täuschen.«
    »Das ist doch verrückt. Wir reden hier von Bestattern, die Leute umbringen, ihnen die Augen rausschneiden und sie zerstückeln.«
    »Verrückt, meinst du? Lass mich meinen Leuten mal all diese losen Fäden vorlegen. Vielleicht können wir ja ein Ganzes daraus weben. Gib die Sache ab, Tally. Es ist Zeit.«
    Nachts durchforstete ich das Internet zum Thema Organhandel. Ich war erstaunt darüber, was ich fand.
    Viele Seiten beruhten auf modernen Mythen und der Paranoia mancher Leute. Aber ich stieß auch auf die ernst zu nehmende Meldung über einen Typen in L.A., der außerhalb der Vereinigten Staaten illegal Organe besorgt hatte. Ich fand mehrere Artikel über die Rechtsmedizin in L.A., die in die Bredouille geraten war, weil sie illegal die Augenhornhäute von Leichen verschachert hatte.
    Und einige Jahre vorher hatte ein Angestellter der Gerichtsmedizin in Philadelphia Schlagzeilen damit gemacht, dass er die Gehirne aus Leichen entfernt und an die medizinische Fakultät der Universität von Pennsylvania übergeben hatte. Das Schlimmste aber waren die Artikel über die Armen in Ländern wie Ägypten und Pakistan, die ihre eigenen Organe verkauften – Nieren, Lungenflügel und Augenhornhäute. Eine ganz legale Praxis.
    Ich fand keine wissenschaftlich belegten Artikel über den Verkauf von Körperorganen in den Vereinigten Staaten.
    Was nicht bedeutete, dass so etwas nicht vorkam.
    Ich rief Jake in der Hoffnung auf ein bisschen Gesellschaft an. Als sein AB dranging, bat ich ihn darum, mich zurückzurufen.
    Er tat es nicht.

19
    Der Rest der Woche war eine einzige Hetzerei: Spendenaktionen, die Arbeit, Erledigungen, noch mehr Arbeit. Die Budgetdiskussionen nahmen an Schärfe zu, und Fogarty war der Mittelpunkt des Ganzen. Am Samstag war ich total am Ende.
    Als ich mir am Morgen das Gesicht wusch, wurden meine Hände langsamer und ich hielt inne. Unter meinen blutunterlaufenen Augen waren dunkle Ringe zu sehen. Es kam mir vor, als hätte ich zehn Pfund abgenommen, und die Haut lag faltig über meinem knochigen Gesicht. Meine Locken hingen schlaff herunter und meine Lippen waren aufgeplatzt.
    Ich sah zu Penny hinunter, die ihre Leine im Maul hielt.
    »Dir ist ganz egal, wie ich aussehe, hm, altes Mädchen?«
    Sie vollführte einen kleinen Tanz.
    »Also gut. In einer Sekunde geht’s los.«
    Ich trug Feuchtigkeitscreme auf, einen Hauch Rouge und hellen Lippenstift. Bevor Penny und ich hinausgingen, warf ich noch einen letzten Blick in den Spiegel. Ich sah immer noch beschissen aus.
    Obwohl die Ahornbäume und die Eichen Skeletten glichen und das braune Gras unter meinen Füßen knirschte, lag an diesem Morgen ein Hauch Frühling in der Luft. Nachdem Penny herumgetollt war und ihre Hundewiese sorgfältig abgeschnüffelt hatte, fuhr ich zum Kummerladen.
    Ich musste

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