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Tödliche Ernte

Tödliche Ernte

Titel: Tödliche Ernte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vicky Stiefel
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hast!«, brüllte ich.
    Veda zog mich herein und umarmte mich grimmig.
    »Ich kotz gleich«, sagte ich.
    »Später.« Sie band den Gürtel ihres Bademantels zu. »Erst, wenn du was gegessen hast.«
    »Ich will nichts zu essen«, protestierte ich, als sie mich ins Wohnzimmer zog. »Mein guter Freund Kranak tischt mir Schwachsinn auf. Und Reen steckt mit drin. Genau wie du. Verdammt noch mal, Veda, bei dir schmerzt das am meisten.«
    »Und du willst doch was zu essen.«
    Mein Mund ging wieder auf, doch da war sie bereits in der Küche verschwunden.
    Ich ließ mich auf das alte Chintzsofa plumpsen und warf ein Auge auf Vedas nicht wirklich geheimen Zigarettenvorrat.
    »Wage es bloß nicht«, kam Vedas Stimme aus der Ferne.
    Ich zündete mir mit ihrem Kristallfeuerzeug eine Zigarette an, eine klägliche Rache, bei der ich mir großartig vorkam. Dann legte ich die Füße auf den Kaffeetisch, und zwar direkt neben ihre Sammlung elender Hummelfiguren, die ich hasste. Ein weiterer winziger Racheakt. Allmählich begann ich, Gefallen daran zu finden.
    Ich inhalierte den Rauch, hustete, inhalierte wieder. Genau wie Fahrradfahren.
    Geschäftig eilte Veda herein, und ihr zierlicher Körper verschwand fast unter einem ausladenden Tablett, auf dem Spiegeleier nach Farmerart, blaue Tortilla-Chips, Salsa und Guacamole – eins meiner Lieblingsessen – angerichtet waren. Dazu noch eine Cola Light und eine Kanne mit dampfendem Kaffee. Als ob ich ihr verzeihen würde, weil sie mir ein wunderbares Essen zubereitet hatte.
    »Kranak muss dich vorgewarnt haben, bei all dem Essen.« Die Worte kamen als Grollen heraus.
    Sie nickte.
    »Er ist mir aus dem Weg gegangen, dieser Arsch, bevor ich eine vollständige Erklärung bekommen habe.«
    »Er sagte, du wüsstest über die Farce in meinem Büro Bescheid.«
    Ich häufte Guacamole auf meinen Teller. »Mir kam es gar nicht wie eine Farce vor.«
    »Das war beabsichtigt.«
    Ich sprang auf und stopfte Anmachholz und Zeitungen zu den Holzscheiten in dem riesigen Kamin. Ich zündete das Ganze an. Ah, wie befriedigend so ein loderndes Feuer doch sein konnte.
    Ich ließ mich wieder aufs Sofa sinken und schlang einen großen Bissen Spiegelei hinunter.
    »Aha, wir essen also wieder«, meinte Veda. »In den letzten Wochen hättest du dich zu Tode hungern können.«
    »Du hast hinter meinem Rücken mit Jake telefoniert.«
    »Natürlich.«
    »Verräter.«
    »Wer?«, fragte sie. »Jake oder ich?«
    »Ihr beide. Ich hatte halt eine Weile keinen Appetit, na und? Keine große Sache.«
    Vedas Blick verdüsterte sich vor Schmerz. »Ich weiß von deinen Depressionen. Dass du tagelang nur im Bett gelegen hast. So habe ich dich seit zwanzig Jahren nicht gesehen. Seit dem Mord an deinem Vater.«
    Ich wischte mir den Mund mit der weichen Leinenserviette ab. »Mir war sterbenselend, Veda. Wie konntest du mich vom mgap trennen. Du weißt doch, was es mir bedeutet.«
    »Musste ich das nicht?«
    Ihre blau geäderten Hände mit den Leberflecken und den knotigen Knöcheln legten sich über meine. Sie weinte lautlos. Veda weinte nie, außer im Kino und bei Geburtstagen.
    »Ach, Veda, nicht doch.« Ich eilte um den Tisch, kniete mich hin und drückte sie fest an mich. »Mir geht’s doch wieder gut. Bestimmt. Ich wette, dass ich in den letzten zwei Tagen auch schon zwei Pfund zugenommen habe.«
    »Du wolltest nicht mal mit mir reden. Das hast du vorher noch nie gemacht.«
    »Ich war so verletzt. Und wütend. Ich war total durcheinander.« Ich kicherte. »Bin ich immer noch. Nur nicht mehr ganz so sehr wie vor zwei Tagen.«
    Sie tupfte sich die Augenwinkel mit einem Zipfel ihres Morgenmantels trocken. »Verstehe. Es braucht also nur eine Nahtoderfahrung mit einem Mörder. Das werde ich mir merken müssen.«
    Ich küsste sie auf die faltige Wange, kehrte dann auf das Sofa zurück und häufte mir noch mehr Essen auf den Teller. »Ich habe dir noch nicht verziehen. Ich bin immer noch sauer.«
    Ihr Blick suchte meinen.
    Unsere Blicke, Herzen und Körper strahlten gegenseitige Liebe aus. In diesem Moment lagen all die Erinnerungen an den Tod meines Vaters, meine Rettung durch Veda und die Jahre, in denen sie mich aufgezogen und unterstützt hatte. Das war auch die Phase, in der mein Freund mich wegen eines Cheerleaders verließ und in der ich mich um sie kümmerte, nachdem sie sich die Hüfte gebrochen hatte.
    Es gab noch viele andere Erinnerungsmomente: Einkaufsbummel, Kinobesuche und der Tod meines Hundes, Pal; gemeinsames

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