Tödliche Ewigkeit
für Sie nicht weiter …«
Steve stand so abrupt von seinem Stuhl auf, dass dieser nach hinten kippte.
»Was fällt Ihnen ein?«, brüllte er mit wutverzerrtem Gesicht.
Vor Angst verkrampfte sich Anns Körper, und der Schmerz in ihren Handgelenken erinnerte sie daran, dass sie auf dem Bett festgeschnallt war.
»Sie … Sie wussten das nicht?«
Der Forscher schien sich wieder zu fangen.
»Sie enttäuschen mich«, sagte er eisig. »Sie hoffen, Ihrem Schicksal entgehen zu können, indem Sie den Professor verleumden. Das ist erbärmlich.«
»Steve«, fuhr Ann unbeirrt fort, darum bemüht, die Ruhe zu bewahren, »wer sorgt eigentlich rund um dieses Labor für die Sicherheit?«
»Mendoza.«
»Und Sie, Sie kümmern sich ausschließlich um die Forschung.«
»Unter dem Vorsitz des Professors finden regelmäßige Treffen statt, an denen der Sicherheitschef, der Verantwortliche für die Logistik und alle anderen Abteilungen teilnehmen. Auch Sicherheitsfragen werden dort zur Sprache gebracht. Ich war stets über den aktuellen Stand Ihrer Nachforschungen informiert und wurde gleich nach Ihrer Festsetzung darüber in Kenntnis gesetzt.«
»Man hat Ihnen nicht alles gesagt. Wir sind durch unsere Ermittlungen im Mordfall Lucie Milton auf Ihre Spur gekommen.«
»Purer Zufall. Sie haben unsere Aktivitäten entdeckt, weil Sie fälschlicherweise annahmen, der Professor sei für diesen Mord verantwortlich. Dabei sitzt der Schuldige längst hinter Gittern.«
»Die Spur, die uns nach Juárez führte, war die vom Mörder Ihres Vaters.«
»Mein Vater kam bei einem Verkehrsunfall zu Tode!«
»Sein Wagen wurde in eine Schlucht gedrängt. Wir waren Augenzeugen.«
»Sie lügen!«
»Kennen Sie Jorge Higuera?«
»Dieser Name sagt mir nichts, und wir beenden jetzt dieses Gespräch. Schließlich haben wir zu tun.«
»Das ist der Mörder Ihres Vaters.«
Buchanan erhob sich und schaltete den Perfusor ein.
»Sie sollten besser schweigen, Miss«, sagte er kalt. »Sie werden Ihre ganze Kraft brauchen.«
Er ging zur Tür.
»Ihre Behandlung hat begonnen«, meinte er, ohne sich noch einmal umzudrehen.
Jeff, Tag und Nacht an sein Bett gefesselt, wartete nur auf eine günstige Gelegenheit, denn er bangte um Anns Leben. Sie war ihm wider besseres Wissen in dieses mörderische Abenteuer gefolgt. Die Vorstellung, dass sie litt oder dass ihr Leben in Gefahr war, erschien ihm unerträglich.
Nach einer Woche Ruhe und neuerlichen Untersuchungen kam man zu dem Ergebnis, dass er nun seinerseits dem Projekt dienlich sein könnte. Bei der ersten Begegnung mit Steve Buchanan fragte er nach Ann.
»Es geht ihr gut. Ihre Reaktion auf unsere Behandlung ist positiv. Wir haben viele interessante Informationen sammeln können.«
Wäre Jeff nicht festgeschnallt gewesen, er hätte den Mann auf der Stelle erwürgt.
»Sie Dreckskerl, ich spreche von ihrem Gesundheitszustand!«
»Wir kontrollieren ihn.«
Jeff biss die Zähne zusammen. Er war diesem unmenschlichen Gehirn auf zwei Beinen ausgeliefert.
»Könnten Sie uns zusammenlegen?«
»Das ist nicht wünschenswert. Wir wollen die Interferenzen auf ein Minimum reduzieren. Nun will ich Ihnen erklären, woran Sie mitarbeiten werden.«
Jeff warf dem jungen Mann einen hasserfüllten Blick zu.
»Hör mir gut zu: Ich bin nicht dein Mitarbeiter. Und ich bin schon gar nicht aus freien Stücken hier. Und du bist dabei, eine Straftat an mir zu begehen, deren Opfer ich sein werde.«
»Die Art und Weise, wie man eine Geschichte erzählt, ist letztlich nicht wichtig, Mr. Mulligan. Wenn Sie das Ganze lieber erdulden möchten als daran teilzunehmen, ist das Ihr gutes Recht. Was alles Übrige betrifft, so wird die Nachwelt das Urteil sprechen.«
Buchanan kehrte ihm den Rücken zu und stellte einige Apparate ein, an denen sein Versuchskaninchen angeschlossen war. Dann ging er.
Nun begann für Jeff die Hölle.
Die Tage verstrichen. Ann verspürte keinen Schmerz im eigentlichen Sinn, doch es war schlimmer: Sie wurde von regelmäßigen Übelkeitsattacken gequält, sodass sie sich immer wieder übergeben musste. Die Decke ihres Zimmers drehte sich fortwährend, und als sie die Augen schloss, um diesem schwindelerregenden Karussell zu entgehen, wurde ihr ganzer Körper in einen Strudel gezogen. Außerstande sich auf einen Gedanken zu konzentrieren, geschweige denn trotz totaler Erschöpfung Schlaf zu finden, wurde sie, sobald sie eingedöst war, durch den beängstigenden Sog immer wieder aus ihrem Dämmerzustand
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