Tödliche Ewigkeit
Wachposten. Reflexartig packte Jeff den Mann und drückte ihn gegen die Wand.
»Lassen Sie mich los«, stammelte sein Opfer. »Ich bin gerade dabei, Sie zu befreien.«
Jeff lockerte seinen Griff.
»Warum sollten Sie das tun?«
»Ich habe Ihnen eine Waffe besorgt.«
Er holte eine Glock 9mm heraus, deren Magazin fünfzehn Schuss Munition enthielt. Jeff wog sie in der Hand, ließ dabei aber sein Gegenüber nicht aus den Augen. Eine gute Pistole.
»Bringen Sie mich zu Ann.«
Buchanan ging zur Tür. Jeff folgte ihm und inspizierte flüchtig den Gang, bevor er hinaustrat. Alles war wie ausgestorben.
»Ich habe die Wachen ins Untergeschoss beordert. Für ein paar Minuten sind wir ungestört.«
Anns Zimmer lag zwei Etagen tiefer. Sie nahmen die Treppe.
»Der erste Stock, wo Ihre Freundin liegt, wird strengstens bewacht, weil dort auch Espejo untergebracht ist.«
»Wie viele Männer?«
»Fünf.«
»Haben Sie noch eine Waffe?«
»Nein.«
Jeff musste kurz nachdenken. Wenn Buchanan Espejo befreien und bewaffnen konnte, sie beide zusammen, dann noch der Überraschungseffekt … Aber allein hatte er keine Chance, zumindest nicht, ohne ein paar Schüsse abzufeuern, die sofort Alarm auslösen würden. Er musste anders vorgehen.
»Laufen Sie den Gang entlang, rufen Sie einen der Wachposten zu sich und lotsen Sie ihn hierher.«
Steve gehorchte. Ein bewaffneter Mann näherte sich mit schwerem Schritt. Als er Jeff an der Biegung des Flures erblickte, war es für ihn schon zu spät. Jeff hielt ihm mit einer Hand den Mund zu, während er mit der anderen seine Gurgel umklammerte. Dieser Würgegriff, der dem Mann komplett die Luft abdrückte, ließ ihn in sich zusammensacken. Jeff entwaffnete ihn, steckte sich einen der Revolver in die Tasche und reichte Steve den anderen.
»Befreien Sie Espejo und geben Sie ihm diese Waffe. Dann rufen Sie die beiden Posten vor seiner Tür herein. Sagen Sie Raúl, dass er sie ausschalten soll, und zwar möglichst leise. Ich kümmere mich in der Zwischenzeit um die anderen zwei.«
Der Wissenschaftler verschwand, und Jeff bewegte sich taumelnd im Flur vorwärts. Eine Hand auf den Bauch gepresst, gab er ein undeutliches Röcheln von sich. Alarmiert richteten die Wachen ihre Waffen auf ihn, senkten sie jedoch gleich wieder, als er zusammenbrach.
Einer der beiden beugte sich über ihn, während der andere sein Funkgerät hervorzog.
Jeff dachte nicht mehr. Sein Körper agierte von selbst. Wie ein neutraler Augenzeuge beobachtete er das Geschehen in einem Zustand unbändiger Freude.
Bewusstlos lagen die Wachmänner am Boden. Jeff hatte den ersten mit einem Hieb auf die Schläfe niedergestreckt und dem zweiten erst gar nicht die Zeit gelassen, seine Waffe auf ihn zu richten. Blitzartig hatte er ihn zu Boden gerissen, ihm den Revolver in den Nacken gepresst und ihn so lange gewürgt, bis auch dieser wegsackte.
In diesem Moment kam Raúl aus seinem Zimmer, die Waffe auf Steve gerichtet.
»Das ist nicht nötig«, meinte Jeff. »Er gehört zu uns.«
»Ich werde niemals gemeinsame Sache mit diesem Monster machen.«
»Er hilft uns. Er hat mich befreit.«
»Und deshalb vertrauen Sie ihm?«
Jeff trat zu Espejo und legte ihm die Hand auf die Schulter.
»Wir haben keine Wahl: Ohne seine Hilfe sind wir so gut wie tot.«
Zu Buchanan gewandt, fragte er:
»Wo ist Anns Zimmer?«
Dieser deutete mit dem Kinn auf eine Tür.
Jeff stürzte darauf zu.
Als er die junge Frau sah, zog es ihm das Herz zusammen. Abgemagert und bleich lag sie da, schien dem Tode nah. Er legte ihr die Hand auf die Stirn.
»Ann …«
Sie blinzelte mühsam.
»Ich hole Sie hier heraus«, sagte er, während er sie losmachte.
Er griff unter ihren Körper und wollte sie hochheben.
»Sie ist zu schwach«, meinte Raúl. »Wir müssen sie hierlassen.«
»Nein!«
Raúl legte ihm die Hand auf die Schulter, eine mitfühlende Geste, die Jeff überraschte.
»Wir haben zu tun. Wenn wir geschnappt werden, wird sie nicht gerettet.«
Den Blick unverwandt auf Ann gerichtet, holte Jeff tief Luft.
»Was schlagen Sie vor?«
»Wir sollten möglichst viele Gefangene befreien und bewaffnen. Sobald der Alarm ausgelöst wird, gibt es Krieg und …«
Eine triumphierende männliche Stimme unterbrach sie.
» Es ist bereits Krieg, meine Herren, und Sie haben ihn verloren. Keine Bewegung! Lassen Sie die Waffen fallen!«
Mendoza war ins Zimmer getreten. Hinter ihm im Gang drängten sich rund zehn bis an die Zähne bewaffnete Männer.
Ann
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