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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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Irrer und noch dazu gewalttätig«, rief Garner. »Alles und jeder ist ihm egal.«
    »Er ist ein Mischling«, warf Mercuri ein.
    »Welcher Abstammung?«, fragte Ann.
    »Seine Mutter ist Mexikanerin. Ich will nichts Schlechtes über die Latinos sagen, in allen Volksgemeinschaften gibt es Gute und Schlechte … Aber man muss doch klarstellen, dass Mulligan aus einem Milieu mit hoher Kriminalitätsrate stammt. Er hat sich nie von der Umgebung, in der er aufgewachsen ist, gelöst.«
    »Ich sehe das anders«, protestierte Ann. »Ich halte ihn für grundehrlich, aber …«
    Höhnisches Gelächter unterbrach sie. Doch sie fuhr unbeirrt fort:
    »… aber er ist verzweifelt. Vielleicht ist er zu idealistisch für diese Welt.«
    »Nennt man das nicht das Stockholm-Syndrom?«, spöttelte Garner.
    Mercuri meinte:
    »Du bist neu bei der Polizei. Dieser Mann fasziniert dich.«
    »Vielleicht sogar mehr …«, rief Garner dazwischen.
    Ann errötete. Mit einer gewissen Heftigkeit ergriff Millar das Wort:
    »Über den Menschen mag jeder denken, was er will. Wenn ich euch hierhergebeten habe, dann um über den Cop zu sprechen. In der Vergangenheit hat er schwierige Fälle gelöst. Aber wir alle wissen, dass er ein Borderliner ist. Meiner Meinung nach befindet er sich auf Abwegen und ist dabei, seine Kompetenz einzubüßen.«
    Ann biss sich auf die Lippe und schwieg. Warum erfüllte sie der Wunsch, Mulligan zu verteidigen, obwohl er sie doch nur demütigte? Wenn sie sich für ihn einsetzte, schadete das ihrem Ansehen bei den Kollegen.
    »Mulligan ist davon überzeugt, das Opfer auf dem Revier gesehen zu haben. Der Gerichtsmediziner versichert, dass das unmöglich ist, und kein Polizist hat die Frau bemerkt.«
    Zimmermann lachte:
    »So ein Mädchen wäre im Kommissariat nicht unbemerkt geblieben!«
    »Ganz recht. Vermutlich hatte der Sergeant eine Halluzination. Wir alle wissen schon seit geraumer Zeit, dass er verrückt ist. Nur der Lieutenant will es nicht wahrhaben …«
    Zweifel überkamen Ann. Und wenn Mulligan wirklich krank war?
    »Die Sache ist sehr wichtig. Schließlich wird im 19. Distrikt nicht jeden Tag eine Frau ermordet. Sie war eine herausragende Forscherin, in wissenschaftlichen Kreisen bekannt, und ihr Foto ging durch die Presse … Das Präsidium setzt Woodruff unter Druck. Mulligan lässt uns über die Tote ermitteln, als wolle er alles über ihr Leben erfahren. Wenn wir ihm in diesen Wahnsinn folgen, verlieren wir wertvolle Zeit. Denn es gibt eine viel einfachere Theorie als die vom geplanten Verbrechen. Jemand folgt ihr nach Hause und bringt sie um. Oder eine Affäre, die eine schlechte Wendung genommen hat …«
    »Der Autopsie zufolge wurde sie nicht vergewaltigt«, warf Garner ein.
    »Stimmt. Aber es nützt überhaupt nichts, Theorien aufzustellen, wir müssen handeln.«
    »Und wie?«
    Millar senkte die Stimme:
    »Hier mein Vorschlag. Gleich nach der Entdeckung der Leiche hätten wir uns um die Nachbarschaft kümmern müssen. Die Zeit arbeitet gegen uns. Wir müssen jetzt dringend damit anfangen.«
    »Aber der Sergeant …«, stöhnte Mercuri.
    »Wir sagen ihm nichts davon«, unterbrach ihn Millar. »Um seinen Argwohn nicht zu wecken, tun wir ein Minimum von dem, was er von uns verlangt. Nebenbei führen wir die Ermittlungen auf unsere Art, wenn es sein muss, nach Dienstschluss. Was haltet ihr davon?«
    »Ich bin einverstanden«, stimmte Garner zu.
    »Ich auch«, erklärte Zimmermann mit leicht gezwungenem Enthusiasmus.
    Mercuri zögerte kurz.
    »Gut, ich auch«, erklärte er schließlich.
    Alle Blicke richteten sich auf Ann. Millar sah sie eindringlich an. Sie spürte eine große Verwirrung. Man erwartete, dass sie Partei ergriff. Das war ihr ein Graus. Was die Ermittlungen betraf, so hatten sie vermutlich recht. Was Jeff anging, spürte sie tief in ihrem Inneren, dass sie sich täuschten.
    »Der Sergeant ist mein Chef …«, begann sie.
    »Okay«, unterbrach sie Millar. »Wir haben verstanden.«
    Er warf einen Geldschein auf den Tisch und erhob sich. Die anderen folgten seinem Beispiel, und sie gingen, ohne Ann auch nur eines Blickes zu würdigen.
    Ann hatte von Mulligan den Befehl erhalten, ihn zu begleiten. Um Zeugen zu vernehmen, mehr hatte er nicht gesagt. Auch als sie im zivilen Streifenwagen saßen, schwieg er. Ann hätte gern mit ihm gesprochen, ihm von der Kluft erzählt, die sich zwischen ihm und seinen Männern auftat. Doch sie konnte auf keinen Fall preisgeben, was sie am Vorabend bei dem

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