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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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nachbarschaftliche Leben im Bergland gegen die geballte Einsamkeit von Big Apple eintauschen, wo sich die Schicksale kreuzen, ohne dass der eine vom anderen weiß? Er selbst ist in diesem städtischen Dschungel aufgewachsen, im Herzen von Brooklyn, in einem Haus, das in den fünfzehn Jahren, die er dort verbracht hat, vergeblich auf seine Renovierung wartete. Ein vierstöckiges Backsteingebäude mit rostiger Außentreppe, 25 Quadratmeter für vier … Er verscheucht das Bild. Er erinnert sich nicht gerne. Doch der Asphalt ist seine Heimat, Gewalt und Verzweiflung haben seinen Horizont geprägt. Saranac Lake verströmt einen Frieden, den er nie verspürte. Er hat keine Gemeinsamkeiten mit Lucie Milton. Warum ist er hergekommen? Warum fühlt er sich ihr so nah? So nah, und doch ist es zu spät …
    Zurück in Manhattan, begab sich Jeff in die Wohnung der jungen Frau. Er kam schon zum dritten Mal hierher. Dort blieb er über eine Stunde, ausgestreckt auf dem Bett, auf dem man die Tote gefunden hatte.

EINE WOCHE SPÄTER
     
    Ann verließ das Kommissariat und ging in Richtung Lexington Avenue. Sie war in einer Bar an der Ecke 66th Street verabredet. Millar hatte sie eingeladen, zusammen mit den Kollegen, die für Mulligan arbeiteten, ein Glas zu trinken.
    Die junge Ermittlerin hatte genau gespürt, dass es sich nicht um eine private Zusammenkunft handelte, sondern um etwas Offizielles. Seit mehreren Tagen schwelte die Krise, und dieses Treffen war vielleicht ein Anzeichen dafür, dass der Ausbruch kurz bevorstand. Seit man die Leiche von Lucie Milton gefunden hatte, war Jeff Mulligan nicht mehr er selbst. Er war noch unausstehlicher als früher – sofern das überhaupt möglich war. Diesem Mann schien es völlig gleichgültig zu sein, ob man ihn mochte, und diese Freiheit verlieh ihm ein unbestreitbares Charisma. Offenbar legte er es nun geradezu darauf an, von allen verabscheut zu werden. Er schreckte nicht vor systematischen Drohungen zurück und schien es zu genießen, dass er anderen damit Angst einjagte. Neu aber war, dass sich zu diesen menschlich unmöglichen Verhaltensweisen berufliche Eigenwilligkeiten gesellten, die größtenteils unsinnig erschienen. Der Sergeant war felsenfest davon überzeugt, das Opfer am Morgen seiner Ermordung gesehen zu haben, und zwar zu einer Zeit, zu der es laut Autopsiebericht bereits seit mindestens einer halben Stunde tot gewesen war. Er hatte ein Gegengutachten in Auftrag gegeben, was sehr ungewöhnlich und kostspielig war. Natürlich kam es zum selben Ergebnis. Dann hatte er seinen Leuten befohlen, im Kommissariat intern zu ermitteln und alle Männer zu befragen, die an diesem Tag im Dienst gewesen waren. Die Detectives hatten sich gesträubt und eingewandt, sie seien schließlich nicht die Polizei der Polizei. Diese Befragungen hatten für erheblichen Wirbel auf dem Revier gesorgt. Letztlich hatten sie nur bestätigt, dass keiner der an diesem Tag Anwesenden das Opfer bemerkt hatte. Schließlich hatte Mulligan, der von dieser Frau wie besessen schien, darauf bestanden, ihre Vergangenheit zu durchleuchten. Darüber hatte er die Verhöre in der Nachbarschaft vernachlässigt, die bei einem solchen Verbrechen an der Tagesordnung waren. Bisher ließ nichts in Lucie Miltons Vorleben darauf schließen, dass ihr jemand Schlechtes wollte. Offenbar war sie sehr beliebt gewesen. Ihre Forschungsarbeit hatten der herausragenden Biologin, Spezialistin für Alterungsprozesse, im Vorjahr einen angesehenen Preis eingebracht, an dessen Namen sich Ann nicht mehr erinnerte. Als Angestellte des offensichtlich kapitalkräftigen AdamTech-Institute verdiente die achtundzwanzigjährige Lucie bereits mehr als 140000 Dollar pro Jahr. Doch diesem beruflichen Erfolg stand eine private Tragödie gegenüber: Vor zwei Monaten hatte Lucie ihren Verlobten, einen gewissen Steve Buchanan, der im selben Institut gearbeitet hatte, durch einen Unfall in den Bergen verloren. Jeff war überzeugt, dass die junge Frau sich bedroht gefühlt hatte. Er war sich sicher, dass sie ihn am Morgen ihres Todes aufgesucht hatte, ihn persönlich, ehe sie es sich aus unerklärlichen Gründen im letzten Moment anders überlegt hatte. Niemand auf dem Revier glaubte an diesen Besuch, für den es außer ihm keinen Zeugen gab und dessen Uhrzeit den Angaben des Gerichtsmediziners widersprach. Doch der Sergeant leitete die Ermittlungen, und sein Team hatte sich seinen Anordnungen fügen müssen.
    Ann betrat die Bar. Die Gaststube war

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