Tödliche Ewigkeit
Milton verlassen und das Messer weggeworfen hat. Angeblich hat es das Messer an sich genommen …«
»Und Sie glauben nicht, dass das die Expertise eines Sachverständigen rechtfertigt?«
»Ich weiß, wie man eine Untersuchung führt und …«
Millars Stimme unterbricht Mulligans Redeschwall:
»Ich habe gute Neuigkeiten für Sie, Sergeant! Für die ganze Mannschaft.«
Der Detective baut sich im Türrahmen auf und kostet die Wirkung seiner Worte aus.
»Das Ergebnis der Untersuchung ist eingetroffen. Wir wissen jetzt, wer der Mörder von Lucie Milton ist.«
Auf der Leinwand im Besprechungsraum war das erkennungsdienstliche Foto eines fünfundzwanzigjährigen Schwarzen zu sehen.
»Simon Brooks«, kommentierte Frank Millar. »Vor drei Jahren wegen Mordes und sexueller Gewalt festgenommen. Man hatte sein Sperma auf der Leiche einer strangulierten Frau gefunden, was eindeutig durch die Laboranalyse bestätigt wurde. Dieses Schwein profitierte jedoch davon, dass das Verfahren wegen eines Formfehlers eingestellt wurde.«
Ann wurde unbehaglich. Sie machte sich schon auf das unvermeidliche Klagelied über die Saubande der Rechtsverdreher gefasst, doch da ergriff Woodruff das Wort:
»Welche Beweise haben Sie, Detective?«
Der Computer projizierte nun verschiedene Fingerabdrücke auf die Leinwand.
»Wir haben in der Wohnung des Zeugen eine Stichwaffe gefunden, auf der das Labor Blutspuren nachweisen konnte. Aufgrund der DNA-Analyse steht fest, dass es sich um das Blut von Lucie Milton handelt.«
»Welche Verbindung besteht zum Verdächtigen?«
»Der Griff dieses Messers weist drei partielle Abdrücke auf. Einer von ihnen hat fünf Gemeinsamkeiten mit dem Abdruck von Brooks, ein anderer vier.«
»Das reicht vor Gericht nicht aus!«, rief Mulligan.
»Das weiß ich auch, Sergeant. Wir haben wirklich sehr lange gebraucht, um die Waffe ausfindig zu machen.«
Die Anspielung war deutlich. Fingerabdrücke zersetzen sich mit der Zeit, und die Befragung der Nachbarschaft hatte verhältnismäßig spät begonnen. Ann unterdrückte den Drang, sich nach Jeff umzudrehen.
»Das Ergebnis hat vielleicht vor Gericht keinen Bestand«, fuhr Millar fort. »Aber wir alle wissen doch: Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Abdrücke nicht von Brooks stammen, ist – mathematisch gesehen – relativ gering. Darüber hinaus ähnelt die Vorgehensweise des Mörders von Lucie Milton in allen Punkten der, die der Verdächtige bei seiner ersten Tat angewendet hat. Er folgte dem Opfer nach Hause, zwang die Frau, ihn hereinzulassen, und erwürgte sie anschließend …«
»Die Geschworenen dürfen die Ähnlichkeit mit einem Verbrechen, das wegen eines Verfahrensfehlers eingestellt wurde, nicht berücksichtigen«, sprudelte es ungewollt aus Ann heraus.
Frank quittierte ihren Einwurf mit einem sarkastischen Lächeln, als wollte er sagen: »Ich weiß schon, auf wessen Seite du stehst!«
»So weit sind wir noch nicht. Ich mache lediglich eine Bestandsaufnahme der bisherigen Ergebnisse und Vermutungen für unseren Fall. Und das Gehörte erscheint mir ausreichend, um diesen Mann als Hauptverdächtigen in Betracht zu ziehen.«
Jeff schlug wütend mit der Faust auf den Tisch.
»Ich bin nicht einverstanden! Du redest von einem Verbrechen, für das dieser Mann nicht einmal verurteilt wurde! Außerdem handelte es sich damals um ein Sexualverbrechen. Doch Lucie Milton wurde nicht vergewaltigt .«
»Sergeant, Sie wissen, was fünf Übereinstimmungen bedeuten?«
Jeff sprang so heftig auf, dass sein Stuhl nach hinten kippte, und ging auf seinen Untergebenen zu.
»Nichts«, brüllte er, »das bedeutet rein gar nichts!!!«
Ann sah, wie in Millars Blick Furcht aufflackerte.
»Sergeant, setzen Sie sich gefälligst hin!«, befahl Woodruff.
Das war das erste Mal, dass er in Anns Gegenwart die Stimme erhob.
»Wir reißen uns jetzt alle zusammen und beruhigen uns wieder«, fuhr der Lieutenant fort. »Wir sind ein Team, wir müssen uns nicht mögen, aber wir bleiben professionell. Ist das klar?«
Jeff Mulligan hatte sich wieder hingesetzt. Sein Gesicht wirkte undurchdringlich. Die Wut, die ihn gepackt hatte, war so rasch verflogen, wie sie gekommen war.
»Die von Detective Millar vorgetragenen Fakten erscheinen mir ausreichend, um diesen Brooks als unseren Hauptverdächtigen zu bezeichnen«, fasste Woodruff zusammen. »Wir werden in dieser Richtung ermitteln.«
Er wandte sich an Jeff.
»Und damit meine ich: alle .«
Die Ermittlungen waren kurz. Die
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