Tödliche Ewigkeit
alles vermeiden, was nervös machen könnte. Gewisse Fragen, gewisse Gesprächsthemen sind dabei nicht besonders hilfreich … Haben wir uns verstanden?«
Raúl nickte mit ergebener Miene. Zu diesem Zeitpunkt war es sinnlos aufzubegehren.
»Nun gut, mein Freund«, sagte der Aufseher und lockerte seinen Griff. »Lassen Sie sich ruhig Zeit.«
Er entfernte sich.
Raúls Gegenüber verließ mit einem Kopfnicken seinen Platz.
Auf dem Rückweg in sein Zimmer beobachtete Raúl die Männer und Frauen, die ihm begegneten. Etwas, das ihm bis dahin entgangen war, erregte seine Aufmerksamkeit.
Bis auf wenige Ausnahmen, zum Beispiel er selbst, wiesen alle Gefangenen dieses mysteriösen Camps körperliche Anomalien auf. Einige humpelten, andere hatten verbrannte Hautstellen oder Narben, wieder andere Geschwülste an den verschiedensten Körperstellen …
Dieser geheimnisvolle Ort wirkte wie ein Zentrum für Schwerkranke.
Nur, dass die Patienten bei bester Gesundheit »eingeliefert« worden waren.
Raúl legte sich aufs Bett. Er hatte Magenschmerzen.
Sie wissen ja wohl, dass man stichhaltige Erklärungen von mir verlangen wird, oder? Also tun Sie gut daran, mir diese zu liefern.«
Jeff Mulligan hatte Woodruff noch nie so nervös erlebt. Ihm gelang es nicht einmal mehr, den Schein jener kühlen Selbstbeherrschung und Distanz zu wahren, die er sonst zur Schau trug.
»Ich habe einen Killer verfolgt, der kurz zuvor einen meiner Zeugen getötet hatte. Er hat das Feuer eröffnet. Ich habe zurückgeschossen.«
»Einen Ihrer Zeugen?«
»James Fletcher. Er gehörte zu der Lombardi-Bande, einer Gang aus Queens.«
»Und wo wurde er ermordet?«
»In seinem Wagen. In der 112th Street.«
»Waren Sie vor Ort?«
Jeff Mulligan deutete auf seine befleckte Jacke.
»Es ist sein Blut.«
»Wann ist das passiert?«
»Am frühen Nachmittag.«
Der Lieutenant griff zum Telefon.
»Hallo? Lieutenant Woodruff, 19. Revier. Ich wüsste gern Genaueres über den Mord in der 112th Street. Heute, ja. Ich warte.«
Er musterte Jeff.
»In welchem Fall haben Sie ermittelt?«
Der Sergeant wollte schon antworten, doch sein Vorgesetzter nahm das Telefongespräch wieder auf.
»Wie das? Kein Mord? Sind Sie sicher? Ich rate Ihnen, das Ganze noch einmal zu überprüfen. Einer meiner Männer war vor Ort! Die genaue Stelle, Mulligan?«
»112th Street, Ecke Manhattan Avenue. Eine graue Corvette.«
Woodruff gab die Information weiter und legte auf.
»Diese Idioten haben nichts davon mitbekommen.«
»Dabei gibt es Zeugen.«
»An welchem Fall haben Sie gearbeitet?«
»Lucie Milton.«
Woodruff riss die Augen auf.
»Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
»Ich habe neue Fakten.«
»Dieser Fall ist abgeschlossen!«
»Brooks ist unschuldig. Lombardi ist der Mörder.«
»Haben Sie Beweise dafür?«
»Ich habe meine Informanten.«
»Na, großartig. Das müssen Sie nur noch den Geschworenen beibringen.«
»Chef, es handelt sich um einen Auftragsmord. Ich hatte Fletcher gerade überredet, gegen Lombardi auszusagen, als er erschossen wurde.«
»Brooks bekommt mindestens zwanzig Jahre, egal von welchem Gericht. Reicht Ihnen das nicht?«
»Ich will Lucies Mörder.«
» Lucie ? Ich nehme an, Sie sprechen von dem Opfer. Sie ticken nicht richtig, Mulligan.«
»Wir müssen die Ermittlungen wieder aufnehmen.«
»Sie haben an einem abgeschlossenen Fall gearbeitet. Ein Streifenpolizist musste deshalb sterben. Die Presse wird sich erneut auf uns stürzen, und ich kann Ihnen versichern, das Präsidium hat es satt, Ihren Namen im Zusammenhang mit jeder unklaren Geschichte zu sehen. Diesmal weiß ich wirklich nicht, was ich denen erzählen soll, um Ihren Kopf zu retten. Also hören Sie mir gut zu: Wenn Sie weiter im Fall Milton ermitteln, suspendiere ich Sie vom Dienst. Ist das klar?«
»Der Mord an Fletcher ist der Beweis dafür, dass ich mich nicht getäuscht habe.«
»Sergeant, können Sie sich noch vage erinnern, was das Wort ›Beweis‹ bedeutet?«
»Es ist zumindest ein neues Element, das eine Wiederaufnahme des Falls rechtfertigt.«
»Da es sich um rein private und nicht um dienstliche Ermittlungen handelt, können die Ergebnisse nicht in die Akten aufgenommen werden. Es gibt also kein neues Element im Fall Milton. Außerdem …«
Das Telefon klingelte.
»Lieutenant Woodruff. Ja. Wie bitte? Sind Sie sich ganz sicher? Gut. Vielen Dank.«
Er sah Mulligan an.
»Keine graue Corvette. Keine Leiche. Nicht die geringste Spur.«
Jeff hatte für
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