Tödliche Ewigkeit
mich ein weiterer Grund, Ihnen meine Dankbarkeit auszudrücken, die meine und die der ganzen Menschheit.«
Der Professor sprach mit einer seltsam tonlosen Stimme.
Ein Verrückter, dachte Raúl. Und diese Perspektive war vielleicht erschreckender als jede andere.
»Der Zufall hat Sie ausgewählt, um einer Sache zu dienen. Der Traum der Menschheit seit ihren Ursprüngen. Und ein Mann hat beschlossen, diesen Traum zu verwirklichen. Dazu bedarf es eines außerordentlichen Genies und auch absoluter Entschlossenheit. Wenn es uns gelingt, erzielen wir einen unendlichen Gewinn für das Menschengeschlecht. Unser Anliegen ist es, diesen zum geringsten Preis zu erreichen. Sie sind Teil des Preises.«
»Ich verstehe nichts von diesem Kauderwelsch.«
»Das Verständnis wird Ihnen zuteil werden. Wenn Sie etwas wissen müssen, dann dies: Von nun an sind Sie ein Held, und die Nachwelt wird Ihrer gedenken.«
»Aus welchem Grund wurde ich entführt?«
»Heute müssen wir einige medizinische Untersuchungen an Ihrer Person durchführen. Sie sind schmerzlos. Wir müssen Sie vollständig kennenlernen.«
»Warum haben Sie mich entführt?«, schrie Raúl.
Hinter ihm öffnete sich die Tür, und die beiden Wärter traten neben ihn. Auf ein Zeichen von Buchanan rissen sie Raúl hoch.
»Ein Steinchen nach dem anderen, und das Puzzle wird sich zusammenfügen …«
In dem Augenblick, da er durch die Tür trat, hörte er ein letztes Mal die monotone Stimme des Professors:
»Wenn Sie bereit sind, sagen Sie einfach ›ja‹.«
Als Jeff Mulligan in Woodruffs Büro trat, war ihm klar, dass er nun eine letzte Standpauke über sich ergehen lassen musste.
»Sergeant, ist Ihnen bewusst, in welche Lage Sie mich bringen?«
Der Tonfall des Lieutenant war fast sanft, was nichts Gutes verhieß.
»Sie dringen nachts ohne Durchsuchungsbefehl und noch dazu gewaltsam in eine versiegelte Wohnung ein, um in einem Fall zu ermitteln, der offiziell abgeschlossen ist … Ein Geschenk für die Verteidigung von Brooks! Das genügt, um die ganze Untersuchung für ungültig zu erklären! Dank Ihrer Hilfe kommt er ein zweites Mal davon.«
»Brooks ist unschuldig.«
»Das ist Ihre ganz persönliche Überzeugung, Mulligan«, erwiderte der Lieutenant geduldig, »nicht aber das Ergebnis der offiziellen Ermittlung, die von Ihren eigenen Leuten durchgeführt wurde. Und die werden – unabhängig von den Ressentiments, die sie Ihnen aus diversen Gründen entgegenbringen – nicht verstehen, dass ein Vorgesetzter, der mit seinen Nächten nichts Besseres anzufangen weiß, als ihre Arbeit zunichtezumachen, von einer Disziplinarstrafe verschont bleibt.«
»Bieten Sie ihnen meinen Kopf an.«
»Es geht nicht nur um sie. Manch einer über mir möchte ihn schon seit langem rollen sehen. Ich muss Sie um Ihre Dienstmarke bitten.«
Jeff Mulligan hatte damit gerechnet, und doch verblüffte ihn die Heftigkeit des Schmerzes, der sein Innerstes durchzuckte. Er ließ sich nichts anmerken und reichte die Marke seinem Vorgesetzten, der sie nahm und eine Weile betrachtete.
»Sie haben mir nicht geholfen, sie für Sie zu retten, Sergeant.«
»Ich weiß.«
Woodruff blickte seinem Gegenüber fest in die Augen.
»Wir sind sehr verschieden, Sie und ich. Aber eines haben wir gemeinsam.«
»Das würde mich wundern …«
»Ich habe genauso wenige Illusionen, was das verdammte System betrifft, das wir verteidigen sollen. Das Geschwätz über die Gerechtigkeit bringt mich zum Gähnen oder ruft Übelkeit in mir hervor, je nach Situation … Wir verhaften kleine oder mittelschwere Ganoven im Namen eines Ordnungssystems oder eines Gesetzes, das ausschließlich den Interessen der großen Gangster dient – denen, die unsere Welt regieren. Mulligan, Sie lassen sich von Ihrem Zorn mitreißen und zerstören sich selbst. Ich ziehe es vor, mir eine Stellung zu sichern. Aber …«
Mulligan war verblüfft. Fast gegen seinen Willen lauschte er aufmerksam.
»Im New York Police Department sind Sie der Wurm in der Frucht. Das belustigt mich. Ich habe mir alle Mühe gegeben, Sie zu halten.«
»Ein Spielchen …«
»Nicht nur. Es müsste mehr Menschen geben wie Sie. Mir persönlich fehlt der Mut zu solch einer Integrität. Leider sind Sie am Ende zu weit gegangen.«
Jeff erhob sich. Er hatte genug von den platten Analysen dieses Mannes, der nicht mehr sein Vorgesetzter war.
»Und vielleicht ist es genau das, was Sie retten wird«, fuhr Woodruff unbeirrt fort.
Der Sergeant hielt
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