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Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
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Gefühl, manchmal begleitet von einer Ohnmacht, durch eine Stimme oder eben durch die Erscheinung des Verstorbenen . Diese wirkte so täuschend echt, dass die Menschen sich ganz sicher waren, die Person lebend gesehen zu haben, selbst wenn es unwiderlegbare Beweise dafür gab, dass dies unmöglich war.
    Das Klingelzeichen, das die Schließung verkündete, riss Jeff aus seinen Gedanken. Er erhob sich und verließ mit schwerem Schritt die Bibliothek.

WÜSTE VON JUÁREZ
     
    Raúl stieß einen triumphierenden Schrei aus. Das Knattern der Schüsse war wenige Minuten zuvor verstummt. Der Lieferwagen fuhr noch, was bedeutete, dass kein wichtiges Motorteil getroffen worden und der Tank unbeschädigt geblieben war. Immer wieder blickte er in den Rückspiegel, konnte aber keine Verfolger ausmachen. Seine Entführer waren sicher dabei, die Jagd zu organisieren. Denn sie würden niemals kampflos zwei ihrer Opfer entwischen lassen. Er musste einen möglichst großen Vorsprung gewinnen.
    Bis jetzt hatte er Glück gehabt. Nachdem sie durch das gepanzerte Tor gefahren waren, war einer seiner Wächter von selbst in den hinteren Teil des Lieferwagens gekommen, um die Fesseln der beiden Gefangenen zu überprüfen. Raúl hatte ihn an der Gurgel gepackt, ihm die Waffe entrissen und ihn gezwungen, ihn loszubinden. Sein Kollege war herbeigeeilt. Raúl hatte auf die beiden geschossen und sich ans Steuer gesetzt. Weit schwieriger war der Versuch gewesen, die Sperre zu durchbrechen. Er war auf sie zugerast, doch der Aufprall hatte sie nur zur Hälfte niedergerissen. Raúl musste zurücksetzen, ein zweites Mal auf die Metallstange zubrausen und dabei auch noch das Feuer der beiden Posten am Eingang und der MG-Schützen auf den Wachtürmen erwidern.
    Das Fahrzeug war von Kugeln durchlöchert, und es wirkte wie ein Wunder, dass er noch lebte. Plötzlich fragte er sich, ob sein Passagier den Geschosshagel überstanden hatte … Darum würde er sich später kümmern. Im Moment konnte er nichts für ihn tun. In ihrer beider Interesse musste er weiterfahren. Und nachdenken.
    Ja, er hatte viel Glück gehabt. Oder war es etwas anderes? Er hatte sich dabei ertappt, dass er kurz vor seinem Angriff um die nötige Kraft gebeten hatte. Er wusste nicht, an wen oder was er sich gewandt hatte, musste aber zugeben, dass plötzlich eine unerwartete Energie seinen Körper durchflutet und alle Erschöpfung vertrieben hatte. Trotzdem war seine Lage immer noch kritisch. Ringsumher nichts als Wüste. Er wusste weder, wo er war, noch welche Richtung er einschlagen sollte, um zum nächsten bewohnten Ort zu gelangen. Der Tank war zu drei Viertel leer, was bedeutete, dass er auf einem solchen Gelände maximal hundert Kilometer zurücklegen konnte. Noch dazu waren seine Verfolger für diese Umgebung weit besser ausgerüstet.
    Es musste ein Wunder geschehen.
    Als Raúl erneut einen Blick in den Rückspiegel warf, zuckte er zusammen. In der Ferne zeichnete sich eine dichte Staubwolke ab. Er kniff die Augen zusammen und konnte das Fahrzeug erkennen, das von Sekunde zu Sekunde näher kam. Es war ein riesiger Jeep mit einem Turm-Maschinengewehr. Raúl rechnete sich aus, dass ihn das Fahrzeug in kürzester Zeit eingeholt haben würde. Er wusste nicht, ob seine Gegner den Auftrag hatten, ihn zu erschießen oder lebendig zurückzubringen. Im einen wie im anderen Fall hatte er mit seinen beiden halb leeren Pistolen und noch dazu am Steuer eines wüstenuntauglichen Wagens keine Chance. Die Vorstellung zu sterben ängstigte ihn nicht. Nur der Gedanke an seinen Sohn Guillermo verband ihn noch mit dem Leben, aber für den war er schon seit Jahren tot.
    Da seine Lage hoffnungslos war, konnte er auch das Unmögliche versuchen.
    Raúl legte den Sicherheitsgurt an, gab Vollgas und holte das Letzte aus dem Motor heraus.
    Dann riss er so plötzlich das Lenkrad herum, dass der Lieferwagen ausbrach. In unkontrolliertem Zickzackkurs kam er von der Piste ab, knallte gegen einen Felsen und überschlug sich.
    Der Aufprall war brutal. Raúl verlor zwar nicht das Bewusstsein, brauchte aber eine Weile, um wieder klar denken zu können. Benommen und mit blutigem Gesicht öffnete er den Sicherheitsgurt, hielt ihn aber fest, sodass es aussah, als sei er geschlossen. Mit einer Hand umklammerte er die Pistole – wenn er sich recht erinnerte, musste sie noch vier Kugeln enthalten. Mit der anderen tastete er vergeblich nach der zweiten Waffe. Vermutlich war sie bei dem Unfall unter den Sitz

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