Tödliche Ewigkeit
gerutscht.
Ihm blieb keine Zeit, sie zu suchen. Das Dröhnen des Motors schwoll an. Das bewaffnete Fahrzeug seiner Verfolger kam mit einer Vollbremsung zum Stehen und wirbelte eine Staubwolke auf, die für einige Sekunden die Landschaft verhüllte. Schritte. Durch die zersplitterte Scheibe des verunglückten Lieferwagens erkannte Raúl einen hochgewachsenen Mann in Uniform, der, das Maschinengewehr im Anschlag, vorsichtig die Fahrertür öffnete. Raúl zwang sich, reglos zu verharren, gleichzeitig spannte er seine Muskeln an und kniff die Augen zusammen, um die anderen Männer auszumachen. Der Lauf einer Waffe bohrte sich in seine Rippen, um ihn aufzurichten. Er packte ihn, riss ihn zur Seite und feuerte gleichzeitig mit der anderen Hand eine einzige Kugel ab, die den Mann in die Stirn traf. Blitzschnell beugte er sich aus dem Fahrzeug, erkannte eine Gestalt, die sich zu ihm umwandte und die er sofort niederschoss, ehe er im Wagen Schutz vor den Schüssen des dritten Verfolgers suchte.
Ihm blieben nur noch zwei Kugeln. Oder vielleicht nur eine? Er musste schnell handeln. Er war nicht getroffen worden, weil sich der letzte Angreifer ein Stück hinter dem verunglückten Wagen befand. Wenn der dritte es schaffte, ihn zu umrunden und zum Fahrerhaus zu gelangen, wäre er unweigerlich tot. Denn die Kugeln durchschlugen das Blech, als wäre es Pappe.
Er konnte nur hoffen, dass der Mann derselben Logik folgte und um das Auto herumlief.
Aber auf welcher Seite?
Raúl stützte sich auf die Arme und rollte sich mit gezogener Waffe auf die andere Seite.
Das war die richtige Entscheidung gewesen.
Ein Mann mit umgehängtem Maschinengewehr schlich am Lieferwagen entlang. Ihm blieb keine Zeit, seinen Gegner ins Visier zu nehmen. Augenblicklich drückte Raúl, der sich seiner Zielfähigkeit nicht sicher war, zweimal hintereinander ab.
Der Angreifer brach tot im Sand zusammen.
Es war nur ein einziger Schuss losgegangen. Mit den letzten drei Kugeln in seinem Magazin hatte Raúl drei Männer erschossen.
Er hatte wirklich Glück.
Raúl ging um den Lieferwagen herum und öffnete die Hecktür. Er hörte ein Stöhnen. Sein Fluchtgefährte hatte überlebt. Der füllige junge Mann war blutüberströmt. Sein Kiefer war gebrochen, und in der Schulter steckte eine Kugel. Weitere mögliche Verletzungen waren auf den ersten Blick nicht sichtbar.
Unter großen Mühen gelang es Raúl, ihn zu befreien. Der Körper war schwer, und er musste äußerst behutsam vorgehen. Er zerrte ihn aus dem Unfallwagen und schleifte ihn in den Schatten des Jeeps, in dem er einen Kanister mit Wasser entdeckte. Er flößte dem Mann etwas Wasser ein und trank dann selbst.
Und nun?
Er hatte vermutlich zwei Stunden Vorsprung vor dem nächsten Verfolgertrupp, der aufbrechen würde, sobald man feststellte, dass der erste nicht zurückkam. Im Wüstensand hinterließ jeder Wagen eine Reifenspur, die man unmöglich verwischen konnte. Seine Lage hatte sich verbessert, weil er jetzt über Wasser, ein ausgerüstetes Fahrzeug und etwas mehr Zeit verfügte. Doch er irrte noch immer durch feindliches Gebiet, das seine Gegner gut kannten. Er musste einen Kranken mitnehmen, der ihm zur Last fiel und ihn unweigerlich aufhalten würde.
Kurz spielte er mit dem Gedanken, ihn zurückzulassen. Selbst allein waren seine Chancen minimal. Und er musste überleben, wenn er die Verbrechen, die in der verdammten Oase begangen wurden, aufklären und die anderen Opfer befreien wollte …
Raúl betrachtete seinen Gefährten. Der Mann lag halb ohnmächtig da, zitternd und stöhnend.
Er hatte ihn ungefragt in diese Flucht verwickelt. Also war er für ihn verantwortlich.
Er konnte ihn nicht im Stich lassen.
Raúl fasste ihn unter den Achseln und zog ihn vorsichtig in den Jeep. Er stellte den Wasserkanister neben ihn und befahl ihm, regelmäßig zu trinken. Der andere schien mit einem Kopfnicken zuzustimmen. Dann setzte sich Raúl ans Steuer.
Er war in Frieden mit sich selbst.
Leichten Herzens ließ er den Motor an und lenkte den Wagen auf die Piste.
Er wusste, dass er höchstwahrscheinlich sterben würde. Aber alle Angst war von ihm abgefallen.
Denn Raúl war bis in die Letzte seiner Zellen von einer Gewissheit durchdrungen: Der Tod war weniger schlimm als die Hölle, der er entkommen war.
Jeff streift durch die Stadt. Er ist nicht nach Hause gegangen. Ohne Müdigkeit zu verspüren, läuft er seit drei Stunden durch die Straßen von Manhattan. Sein Körper braucht Bewegung. Er
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