Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Ewigkeit

Tödliche Ewigkeit

Titel: Tödliche Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Marquet
Vom Netzwerk:
Ecke geschmollt haben, habe ich Dr. Blanchard aufmerksam gelauscht in der Hoffnung auf ein Indiz, das unseren Verdacht untermauern könnte.«
    »Diese beschissene Welt wird beherrscht von Menschen, deren Job darin besteht, den Leuten Illusionen zu verkaufen und sie vergessen zu lassen, dass sie sterblich sind. Der Typ bietet das ultimative Produkt an, das ewige Leben. Da sehen die Pfaffen in ihren Soutanen plötzlich ganz schön alt aus! Und Sie schlucken das wie all die anderen.«
    »Haben Sie denn keine Angst vor dem Sterben?«
    »Nein, habe ich nicht.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Wer den Tod nicht fürchtet, hat vor nichts Angst.«
    »Ich habe vor nichts Angst.«
    »Ach ja, haben Sie sich einen Schutzpanzer zugelegt?«
    »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Mir gefällt Ihre Sichtweise auf die Welt, Jeff. Und ich bewundere Ihren klaren Verstand. Darf ich Ihnen vorschlagen, ihn ein wenig für die Analyse Ihrer eigenen Person zu nutzen?«
    Jeff schwieg. Ann spürte seinen Blick, der lange auf ihr ruhte. Sie gab vor, sich allein auf die Straße zu konzentrieren, und sah angestrengt nach vorne.
    »Sie sind schon eine merkwürdige Frau«, sagte er schließlich.
    Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie wusste nicht genau, wie sie ihn deuten sollte, doch Jeffs letzter Satz, in dem eine undefinierbarer Wärme, ja sogar Anerkennung mitschwang, weckten in ihrem Herzen ein Gefühl von Euphorie, gegen das sie vergebens ankämpfte.
    »Trotzdem, dieser Arzt hat uns auf den Arm genommen«, fügte er nach einer Weile hinzu.
    »Da bin ich mir nicht sicher.«
    Ann parkte den Wagen in zweiter Reihe vor dem Haus des Sergeant und schaltete den Motor aus.
    »Jeff«, seufzte sie, »wir haben nicht den geringsten Beweis, um Ihre Vermutungen zu stützen. Diese Klinik machte keinen schlechten Eindruck. Und der Wutausbruch von Henry Buchanan hat nichts zu bedeuten. Selbst die Gründe, die Sie angeführt haben, um Ihre Besessenheit zu rechtfertigen, sind inzwischen haltlos: Er höchstpersönlich hat seine Männer losgeschickt in der Hoffnung, die Spur seines Sohnes zu finden. Das hat nichts mit dem Mord an Lucie Milton zu tun.«
    »Und ich glaube, Henry Buchanan ist auf die eine oder andere Weise in ihre Ermordung verwickelt.«
    »Je weiter Sie sich vortasten, desto weniger Beweise haben Sie. Merken Sie das denn nicht?«
    Jeff schwieg eine Weile. Ann hatte recht. Dabei wusste sie nicht mal, dass selbst die Annahme, auf der seine Untersuchung basierte, wie ein Kartenhaus zusammengebrochen war – die Gewissheit nämlich, dass Lucie sich vor ihrem Tod bedroht gefühlt hatte. Nun wurde er nur noch von dem Gefühl geleitet, dass sie da war und etwas von ihm erhoffte.
    Er spürte, dass Ann ihn musterte.
    »Sie sind überzeugt, dass Sie vom Jenseits aus von ihr geführt werden, nicht wahr?«, fragte sie sanft.
    Er lächelte.
    »Wenn ich ja sage, halten Sie mich für verrückt. Um die Wahrheit zu sagen, ich weiß es nicht. Ich glaube nur einfach nicht mehr, dass es unmöglich ist.«
    Ann legte die Stirn auf das Lenkrad.
    »Ihr innigster Wunsch ist es zu sterben, nicht wahr?«
    »Vielleicht.«
    »Um sie wiederzufinden.«
    »Vorher war es, um Schluss zu machen. Keine Gefühle, nichts mehr. Frieden …«
    »Ich weiß, wovor Sie Angst haben.«
    »Wovor?«
    »Zu leben.«
    Jeff schwieg. Er schien über Anns Bemerkung nachzugrübeln, ohne sich gegen was auch immer verteidigen zu wollen. Es war das erste Mal, dass er so aus sich herausging, und das berührte sie sehr. Von Anfang an hatten sie sein Körper und seine animalische Präsenz verwirrt. Jetzt erkannte sie seine inneren Werte.
    »Ann, ich weiß nicht, ob Sie mich verstehen können. Es ist, als hätte ich einen Schritt über das Vorstellbare hinausgetan. Ich bin in eine Welt geraten, in der ich nicht den geringsten Orientierungspunkt habe. Ich kann nicht mehr zurück. Das Erstaunlichste ist …«
    Er unterbrach sich. Ann war bemüht, den Augenblick nicht durch die geringste unangebrachte Geste zu stören, und lauschte ihm aufmerksam.
    »… dass ich es gar nicht wünsche. Ich habe alles verloren, was ich hatte, was ich wusste, was ich war. Das ist furchtbar beängstigend und gleichzeitig … in meinem tiefsten Innern fühle ich mich besser als vorher.«
    »Nach dem, was ich verstanden habe, sind Sie tatsächlich verrückt«, sagte die junge Frau lächelnd. »Aber Ihre Verrücktheit ist schön.«
    Er legte die Hand auf ihren Arm, und sie musste ein Zittern

Weitere Kostenlose Bücher