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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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rausfliegen«, meinte Ojo. »Wenn ich ihn besiegt habe, werde ich sein Versprechen fordern, daß er nicht gegen Euch hetzt.«
    Der Empfangschef sah Ojo nun doch ein wenig mitleidig an. Glaubte dieser große,
    ungeschlachte Bursche tatsächlich, daß er den besten Fechter der portugiesischen Armee besiegen konnte?
    »Und noch eins«, sagte Ojo, »solltet Ihr doch rausfliegen, so entschädige ich Euch dafür. Euch, mein Bester, will ich nicht auf dem Gewissen haben.«

    14

    Sie hatten gerade zu Abend gegessen, als ihnen der Besuch eines Majors gemeldet wurde. Der Pfeifer ließ den Herrn bitten.
    Es war der Sekundant des Generals. Er brachte die offizielle, schriftliche Forderung. »Wollt Ihr nicht ein Glas Wein trinken?« fragte Ojo leutselig.
    Der Major starrte ihn wie ein Wundertier an. Dann entgegnete er fassungslos :
    »Bedaure außerordentlich, Señor«, und zu Michel gewandt, »darf ich dem Herrn General ausrichten, daß Euch Zeit und Ort recht sind?«
    Ojo warf einen neugierigen Blick auf die Karte. Dann meinte er: »Morgen um fünf Uhr? Da wird es fürchterlich heiß sein. Warum so spät?« »Es ist fünf Uhr früh gemeint«, schaltete sich der Major ein.
    »Waaas?« Ojo lachte dröhnend. »Seid Ihr des Teufels, Señor? Um fünf Uhr früh pflege ich mich im allgemeinen auf die andere Seite zu drehen und weiterzuschlafen. Ich bin kein Frühaufsteher, Señor.«
    Der arme Offizier wußte nicht recht, ob er veralbert wurde oder ob der seltsame Duellant das, was er sagte, ernst meinte. Der Major zeigte ein verkrampftes Gesicht, als er erwiderte : »Ich habe selten gehört, Señor, daß Duellanten in der Nacht vor dem Duell einen guten Schlaf haben. Schließlich verbleibt ihnen nur noch eine kurze Frist, ihre persönlichen Angelegenheiten zu regeln, Abschied zu nehmen und vielleicht noch eine Flasche guten Weins zu trinken.« Es war gewiß nicht schicklich, daß er sich zu diesen Worten hatte hinreißen lassen. Aber es war seine Absicht gewesen, diesem bärtigen Riesen klarzumachen, daß hier nicht gespielt wurde, sondern daß es blutiger Ernst war.
    »Santa Maria, Madre de Dios«, rief Ojo, »was seid Ihr so feierlich! Bisher bin ich noch nicht ein einzigesmal gestorben. Meint Ihr denn, ich hätte ausgerechnet aufEuern General gewartet, um mich von ihm ins Jenseits befördern zu lassen? Nun, da Ihr die Sache so blutig ernst nehmt, so richtet ihm aus, daß er diese Nacht ruhig schlafen kann. Ich verspreche ihm feierlich, daß ich ihm nichts tun werde.«
    Der Major war weiß im Gesicht. Es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte diesen anmaßenden Burschen geohrfeigt. Aber in seinen Augen war es unfair, einen Duellanten, der sich in wenigen Stunden schlagen mußte, vor dem Duell mit der Forderung zu einem zweiten Duell zu belasten. Er rechnete fest damit, daß Ojo ihn tatsächlich gefordert hätte, wenn er ihm eine Ohrfeige versetzt haben würde. So aber schluckte er seinen Groll hinunter und sagte kurz: »Ist Euch der Zeitpunkt nun genehm oder nicht?«
    »Meinetwegen«, dröhnte Ojo. »Ich werde mir einen Hektoliter Wein bestellen und die Nacht durchzechen. Wenn ich schon um fünf Uhr aufstehen muß, dann lohnt es sich gar nicht erst, ins Bett zu gehen. Adiós, Señor.«
    »Adiós.« Der Major drehte sich zackig um und verließ den Raum.
    Als die Tür hinter ihm ins Schloß gefallen war, fragte Ojo den Pfeifer:
    »Ihr schaut so ernst drein, Señor Doktor. Habe ich etwas falsch gemacht?«
    Michels Gesicht hellte sich augenblicklich auf. Er dachte nicht daran, Ojo Vorwürfe zu machen. Die ganze Angelegenheit dünkte ihn viel zu kindisch, um von einem Ojo ernsthaft behandelt zu werden. Der Pfeifer hatte schon als Student nichts von derartigen Ehrenhändeln gehalten. Es gab wichtigere Dinge auf der Welt zu tun, als sich wegen derart harmlosen Plänkeleien gegenseitig die Schädel einzuschlagen.
    »Ist schon gut, amigo«, sagte er. »Ich dachte nur gerade an den armen Empfangschef. Wie können wir ihm wohl seine Stellung erhalten?«
    »Ich werde den General zwingen, nichts gegen ihn zu unternehmen.«
    »Wenn der General sein Wort gegeben hat, daß er nichts tun wird, so wird er es sicher halten. Aber meinst du, daß sich seine Damen danach richten werden? Ich garantiere dir, wir brauchen nur den Rücken zu kehren, und schon sitzt der Arme auf der Straße.«
    »Bueno«, sagte Ojo, »laßt ihn sitzen. Ich gebe ihm eine Handvoll Diamanten. Dann hat er mehr, als er in seinem Leben je besessen hätte.«
    »Das ist zwar die

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