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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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    16

    Michel und Ojo verbrachten die nächsten Tage damit, am Hafen Ausschau nach einem Schiff zu halten, dessen Bestimmungsort — wenn schon nicht Hamburg — so doch wenigstens ein Hafen an der französischen Nordküste war. Es gab mehrere Frachtschiffe, die Passagiere beförderten. Aber erstens hatten die meisten von ihnen kein sehr vertrauenerweckendes Aussehen, und zweitens fand sich nicht eines, dessen Route weiter nördlich als Bordeaux endete.
    Michel aber hatte nicht die Absicht, mit Postkutschen oder sonstigem unsicherem Gefährt quer durch Frankreich zu reisen. Außerdem wollte er unbedingt nach Hamburg, um auf der Bank, die ihm Kapitän Weber empfohlen hatte, die Diamanten zu deponieren. Wenn er, wie er vorhatte, tatsächlich nach Kassel gehen würde, dann war ihm ein Sack voll solcher Kostbarkeiten nur hinderliches Gepäck.
    Tscham hütete, während sie die Stadt durchstreiften, auf Michels Geheiß das Bett. Der tapfere junge Radscha hatte viel nachzuholen. Die Expedition zum Kilimandscharo hatte ihm mehr zugesetzt, als er wahrhaben wollte. Wenn auch das Fieber nicht mehr wiederkam, hatte es doch erheblich an seinen Kräften gezehrt. So mußte er denn im Bett bleiben und sich pflegen lassen. Essen und Schlafen hatte ihm Michel verordnet.
    Am Morgen des fünften Tages nach ihrer Ankunft in Sansibar sagte Ojo mißmutig:
    »Wenn wir aus diesem verdammten Backofen schon nicht fortkönnen, so sollten wir wenigstens versuchen, ob wir nicht doch noch die Diebe fassen können, die uns auf Imi Bejs Geheiß hin bestohlen haben.«
    »Hm«, meinte Michel, »der Gedanke ist nicht schlecht. Nur zweifle ich daran, daß wir dadurch die Steine wiederbekommen.«
    »Wir können doch des Nachts ganz einfach einen kleinen Spaziergang durch Imi Bejs Palast machen.«
    »Dort werden wir sie mit Sicherheit nicht mehr finden.«»Und weshalb nicht?«
    »Ich glaube, daß der Bej den größten Teil seiner Beute dem Imam von Maskat ausgeliefert hat.
Ich habe ihn ja belauscht, als er zu seinem Vertrauten darüber sprach, daß er einst Gouverneur
von Sansibar werden wollte. Hier unten ist es im allgemeinen üblich, daß man sich eine solche
Würde erkauft.«
Ojo zuckte die Schultern.
»Das ist Pech. Da kann man nichts machen.«
    »Zur Zerstreuung unserer Langeweile weiß ich etwas anderes«, sagte Michel. »Ja?«
    »Laß uns heute Ugawambi aufsuchen. Wollen sehen, was der Bursche macht. Ich habe dem König der Wadschagga ohnehin versprochen, mich um ihn zu kümmern, damit er nicht wieder Dummheiten begeht.«
    »Gute Idee«, freute sich Ojo. Er war für jeden Vorschlag dankbar, der Abwechslung in die Eintönigkeit des Daseins brachte.
    So gingen sie denn, nachdem sie Tscham das Frühstück aufs Zimmer hatten schicken lassen, hinüber nach Madagaskartown. Sie hatten, obwohl sie sich längst wieder anständige Kleidung besorgt hatten, zu diesem Zweck ihre alten Lumpen angezogen. So stachen sie von dem Gewimmel der Neger, der schmutzigen Araber und der vielen weißen Tagediebe nicht besonders ab.
    Als sie in die Gasse einbogen, in der Ugawambi wohnte, kamen sie gerade zurecht, um zu sehen, wie ein für diese Gegend ungewöhnlich gut gekleideter Araber die Hütte Ugawambis verließ. »Nanu?« sagte Ojo. »Der Gute hat aber vornehmen Besuch.«
    »Es sieht fast so aus, als knüpfte unser Freund schon wieder Verbindungen an.«
    »Verbindungen? Ihr meint, daß es schon wieder Sklavenjäger gäbe, die Appetit auf eine Reise ins Dschaggaland hätten?«
    »Ich will es nicht hoffen. Aber man kann nie wissen. Nun, wir werden ja sehen.« Sie gingen langsam weiter.
    Da bemerkte Michel, wie der Araber die Hand hob. Das tat er mehrere Male hintereinander,
ohne den Schritt zu verlangsamen.
»Was macht der da?« fragte Ojo.
»Wir müssen abwarten.«
    In der Gasse waren nicht viele Menschen. Um so mehr mußte es auffallen, als sich auf das Zeichen des Arabers plötzlich sechs, sieben, acht Gestalten einfanden, die, unauffällig zwar, aber doch unverkennbar die gleiche Richtung wie der Araber einschlugen.
    Der Weg schien sie auf die buschbestande Weidefläche hinauszuführen, in die die Gasse auslief.
»Eigenartig«, murmelte Michel.
»Meint Ihr, daß das Räuber sind, Señor Doktor?«
    »Das werden wir gleich feststellen. Es ist das gleiche Gelichter, wie es Imi Bejs Sklavenjäger waren. Ich müßte mich doch sehr täuschen, wenn nicht...«
    Sie waren mittlerweile bei Ugawambis Hütte angelangt. Michel trat ohne Umstände ein. Es
waren nur die

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