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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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einfachste Lösung; aber ob sie richtig ist, wollen wir dahingestellt sein lassen.« Ojo schaute verdutzt drein.
    »Weshalb soll sie falsch sein? An Reichtum ist noch niemand gestorben.« »Gestorben nicht, aber unglücklich geworden.«
    »Seid Ihr unglücklich? Bin ich unglücklich? Ist Tscham unglücklich?«
    »Nein, natürlich nicht, wir werden ja auch wegen ein paar Säcken Diamanten unsere
    Lebensanschauung nicht ändern. Mich hat Reichtum noch nie beeindruckt.«
    »Und mich nur insofern, als ich nun mein Leben lang nach Herzenslust so viel Wein von der
besten Sorte trinken kann, wie ich mag.«
»Das ist bei dem Empfangschef sicher anders.«
»Wie meint Ihr das?«
»Ich nehme an, er wird spekulieren. Und eines Tagessitzt er dann wieder auf der Straße; aber
ohne Diamanten. Ich fürchte, wir erweisen ihm einen schlechten Dienst. Aber es gibt keinen
anderen Ausweg.«
»Ach, Ihr immer mit Euren Sorgen für andere !«
»Hm, Ojo, ich glaub, du hast recht. Wir haben ja im Augenblick tatsächlich genug eigene
Sorgen.«
»Wir, Sorgen?«
Auch Tscham schaute erstaunt herüber. Welche Sorgen meinte der Pfeifer?
»Ja, wie kommen wir von Sansibar weg?«
»Nun, es sind doch genug Schiffe im Hafen.«
Michel deutete auf die Gepäckstücke.
    »Gehst du mit einem Sack voll Diamanten auf jedes x-beliebige Schiff, dessen Kapitän und Mannschaft du nicht kennst?«
    »Maldito«, Ojo kratzte sich am Kopf, »daran habe ich noch gar nicht gedacht.«

    15

    Die Sonne stand schon als feuriger Ball am Himmel, als drei mit Offizieren besetzte Kutschen und eine leere Kutsche vor dem Hotel vorfuhren. Kurz darauf erschien in einer fünften Kutsche der Garnisonarzt.
    Es währte nicht lange, dann trat, gemessenen Schrittes, der General, gefolgt von seinen Damen, auf die Straße. Die Offiziere grüßten ehrerbietig. Ernst erwiderte der General ihren Gruß. Dann wandte er sich seiner Frau und seiner Tochter zu und meinte : »Nun gilt es, Abschied zu nehmen. Ihr wißt, daß ich
    für den Fall eines unglücklichen Duellausganges alles geregelt habe. Um eure Zukunft braucht ihr euch keine Sorgen zu machen.«
    Die beiden Frauen waren ziemlich gefaßt. Vornehm sanken sie ihm nacheinander an die Brust und küßten ihn auf die Wange.
    »Wir werden in die Frühmesse gehen und für dich beten«, meinte Josephina mit halb erstickter
Stimme.
Der General nickte. Dann stieg er in die leere Kutsche.
    Gerade hob der Kutscher die Peitsche, um anzufahren, als der Pfeifer, Tscham und Ojo, letzterer ein wenig schwankend, in der Tür erschienen.
    »Hallo«, winkte Ojo freundlich, »guten Morgen, Señor. Ich sehe, Ihr habt noch Platz in Eurer
Kutsche. Können wir mitfahren?«
Michel gab ihm einen Stoß in die Seite. Er zischte :
»Bist du verrückt, Diaz? Willst du sie alle beleidigen?«
    Den begleitenden Offizieren war so etwas noch nie vorgekommen. Sie hatten kugelrunde Augen. Ihre verkrampften Gesichter zeigten einen der Stunde angemessenen Ernst. Es war schon ein starkes Stück, daß dieser hergelaufene Fremde so mir nichts dir nichts ihren General anrief. Noch ahnten sie ja nicht, daß Ojo mit dem Duellgegner des Generals identisch war.
    Der General selbst würdigte Ojo keines Blickes, sondern gab dem Kutscher das Zeichen zum Fahren.
    Fast eine Viertelstunde mußten sie auf dem zu dem Zweikampf ausersehenen Platz vor der Stadt warten, bis endlich die Kutsche mit dem anderen Duellanten nahte. Wie aber erstaunten die Herren, als sie Ojo wiedererkannten.
    Der General legte die Jacke seiner prächtigen Uniformab. Dann ließ er sich von seinem Sekundanten einen Degen reichen und schlug damit ein paarmal durch die Luft. Er schien höchst befriedigt vom Stahl der Klinge.
    Ojo tat überhaupt nichts. Erst als ihn Michel fragte, wo er denn seine Waffe habe, bemerkte er,
daß er sie zu Hause vergessen hatte.
Diesmal verschlug es selbst dem Pfeifer die Sprache.
»Du gehst zum Duell und vergißt die Waffe?«
Ojo fuhr sich durch den Bart.
»Diablo, was mache ich nun?«
    Der Sekundant des Generals trat zu Michel und fragte, ob Ojo bereit sei. Michel zögerte einen Augenblick. Dann meinte er:
    »Ihr verzeiht, Señor, ich mußte zu meinem Bedauern soeben feststellen, daß mein Freund seinen Degen zu Hause vergessen hat. Könnte vielleicht einer Eurer Herren den seinen zur Verfügung stellen?«
    Der Sekundant starrte Ojo an, als habe er das siebente Weltwunder vor sich. Da er von dem bärtigen Riesen schon allerhand gewöhnt war, faßte er sich bald, wandte sich an die Offiziere

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