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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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ihr Lumpengesindel«, rief Omar Ben Sedelik erbost. »Das werdet ihr büßen.«
    »Im Augenblick bist du mit der Buße an der Reihe«, erwiderte Michel trocken.
»Ich habe nichts mit euch zu schaffen.«
»Aber wir um so mehr mit dir.«
»Was wollt ihr von mir?«
»Dich für deine Frechheit strafen.«
    »Mich — für — mei — meine Frechheit strafen? Wißt ihr nicht, wer ich bin?«
    »Ein Lümmel. Ein niederträchtiger Bursche, ein Gauner, der friedlich schlummernde Leute überfällt und sie wegschleppt, als wären sie sein Eigentum.« »Was meinst du?«
    »Stell dich nicht so dumm! Du weißt ganz genau, von wem wir reden.« »Doch nicht etwa von dieser schwarzen Bestie?«
    »Nimm deine Zunge in acht«, warnte ihn Michel scharf.»Wir werden dich lehren, die Freiheit anderer zu achten. Ich hoffe, daß du schwimmen kannst.«
    »Ihr wollt mir wirklich etwas tun, weil ich mir diesen Neger in den Palast geholt habe?« In der Stimme Omars schwang mehr Verwunderung als Angst mit. Er konnte es nicht begreifen, daß sich Weiße zum Anwalt eines Schwarzen machten. Für sein von Vorurteilen belastetes Gehirn war diese Tatsache unfaßlich.
    »Schwarze sind Menschen wie du und ich. Merk dir das. Aber damit du es nicht vergißt, wollen
wir dir ein hübsches Bad bereiten, in dem du deine schwarze Seele sauber baden kannst. Da
hinten ist ein Teich.«
»Wollt ihr mich etwa ertränken?«
Michel und Ojo hatten sich von Ugawambi erzählen lassen, daß der Teich keineswegs so tief
war, daß ein Mensch, selbst wenn er nicht schwimmen konnte, darin umkommen würde. So
sagte Michel denn zu Ojo:
»Faß an, Diaz. Wir tun, wie ich gesagt habe.«
    Omar schrie aus Leibeskräften, als er sich emporgehoben fühlte. Aber hier hörte ihn niemand. Es waren nur wenige Schritte, bis sie den Teich erreichten.
    »So«, sagte Michel noch einmal, »bevor du dich in Zukunft wieder an wehrlosen Menschen vergreifst, denke an dieses Bad. Vielleicht überlegst du es dir dann vorher und entgehst der Strafe Allahs. — Achtung, Diaz, eins -zwei — drei — hau — ruck!«
    Ein Schrei, ein Plumps und ein Gurgeln zeigte ihnen, daß der vornehme Emir, dem eine Katze mehr bedeutete als ein dunkelhäutiger Mensch, im feuchten Element gelandet war. Die beiden beobachteten diese Szene noch eine Zeitlang. Aber bald darauf kam der turbanbewehrte Kopf des Emir wieder zum Vorschein. Er hatte Grund unter den Füßen. Das Wasser reichte ihm gerade bis zur Brust. Aber er schrie, als stecke er am Spieß. Sie ließen ihn schreien, wandten sich ab und gingen davon.
    Bald befand sich Emir Ben Sedelik wieder auf dem Trockenen. Er schüttelte sich wie ein Pudel, wurde aber davon nicht trocken. Drohend ballte er die Fäuste in der Richtung, in der Michel und Ojo verschwunden waren.
    »Rache, Rache«, stammelten seine Lippen. Aber da schlugen seine Zähne aufeinander. Die Nachtluft machte die nassen Kleider zu Eistüchern. Omar Ben Sedelik erstarb das Rachegeschrei auf den blau werdenden Lippen. So schnell ihn seine Füße trugen, eilte er davon und erreichte eine halbe Stunde später den Palast. Ohne ein Wort zu sagen, trat er durch das Hauptportal ein, rannte wie gehetzt durch den langen Säulengang, bis er in das Schlafzimmer kam, entkleidete sich dort ohne Hilfe eines Dieners mit fliegenden Fingern und schlüpfte unter die seidenen Decken des Schlafdiwans. Das Bad hatte ihn so mitgenommen, daß er vor dem Einschlafen vergaß, einen fürchterlichen Schwur beim Barte des Propheten zu leisten, diese Schmach zu rächen.
    Als er später einmal über dieses Erlebnis nachdachte, war er froh, diesen Schwur nicht getan zu haben; denn er hätte ihn nie halten können.

    20

    Michel und Ojo schlenderten durch die nächtlichen Straßen.
    »Der Empfangschef des Hauses hat ein saures Gesicht gemacht, als ich ihm mitteilte, daß Ugawambi unser neuer Diener sei und im Hotel schlafen würde.«
    »Laß ihn«, sagte Michel, »er hat seine Vorschriften. Wir werden Ugawambi morgen anständig einkleiden. Wenn ich nur wüßte, wo ich ihm eine gute Heuer verschaffen könnte! Ich möchte den Armen nun auch nicht gerade auf jedes x-beliebige Schiff schicken. Ich muß schon sicher sein, daß der Kapitän und die Offiziere Verständnis für seine Schwächen haben. Er ist ein guter Kerl. Man soll ihn nicht entgelten lassen, was durch die Schuld unserer eigenen Rassegenossen in ihm entstanden ist.«
    »Und was wird nun mit uns?« fragte Ojo. »Wie lange wird es noch dauern, bis Ihr das richtige Schiff

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