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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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durchgewärmt?« fragte sie.
    Der Alte blickte sie an und lächelte. Dann nickte er vor sich hin. Langsam nahm er die Pfeife aus dem Mund und antwortete :
    »Ja, ja, die liebe Sonne, diese Lebensspenderin, wenn wir sie nicht hätten!«
    Sie blieben eine Weile still nebeneinander sitzen, bis das Mädchen sagte : »Gebt mir ein Paketchen Tabak für den Vater.«
    »Schon wieder?« wunderte sich der Alte. »Du hast doch erst am Montag eins gekauft.« »Ja, ja, Papa raucht in der letzten Zeit sehr viel.«
    Der Alte erhob sich langsam, zog einen Schlüssel heraus, steckte ihn umständlich in das Schlüsselloch der Ladentür und betrat das Lädchen. Das Mädchen folgte.
    Der Alte öffnete eine der vielen tönernen Dosen, fuhr mit einer kleinen, blinkenden Schaufel hinein, brachte sie gefüllt wieder zum Vorschein und schüttete ein Häufchen des goldgelben Krautes auf eine Waage. Dann ergriff er ein schönes, buntes Tütchen, tat den Tabak hinein und gab es dem Mädchen.
    »Sag deinem Vater, Charlotte, daß er ihn mit Verstand rauchen soll. Ich habe eine neue
Mischung hergestellt. Mir schmeckt sie ausgezeichnet.«
»Danke, Vater Baum, ich will es ausrichten.«
    An sich hätte es dem normalen Verlauf des Tages entsprochen, wenn sich Charlotte jetzt entfernt hätte. Der Alte sah sie sinnend an, als sie zögernd stehen blieb. »Na, mein Kind, hast du Sorgen?«
    Charlotte schien sich noch immer nicht entschließen zu können, zu sagen, was sie wollte. Doch der alte Andreas Baum war der einzige Mensch auf der Welt, dem sie restloses Vertrauen schenkte. So seufzte sie denn endlich:
    »Eberstein ist wieder im Lande, Vater Baum Er sprach gleich heute vormittag bei Papa vor und bat ihn, mir die Erlaubnis zu geben, mit ihm ausreiten zu dürfen.« Der Alte wackelte mit dem Kopf.
    »Kind, Kind, magst du ihn denn gar nicht leiden? Wie viele Jahre soll das noch so gehen? Einmal mußt du doch daran denken, einen Mann zu bekommen!« »Ich kann ihn nicht heiraten.«
    Charlottes Stimme klang leidenschaftlich. Ihre Augen schienen Blitze zu sprühen. Das ganze Mädchen war verwandelt. »Ich heirate niemanden, den ich nicht lieben kann. Immer, wenn ich ihn sehe, muß ich daran denken, daß ihn allein die Schuld an Michels Schicksal trifft. Erinnert Euch doch nur, mit welcher Genugtuung er uns von Michels Tod erzählt hat! Glaubt mir, Vater Baum, Graf Eberstein ist schlecht durch und durch. Und ich bin der festen Überzeugung, daß er nicht nur um meine Hand anhält, weil ihm keine andere gefällt, sondern um mit dieser Heirat sein eigenes Selbstgefühl zu stärken. Das, was er vor nunmehr einem Jahrzehnt begonnen hat, will er durch die Hochzeit mit mir krönen. Immer, wenn ich ihn anschaue, sehe ich die aufgeplatzte Wange, die er damals von Michels Stockhieb davongetragen hat. Nein, ich mag ihn nicht.«
    Andreas Baum nickte. Es fiel ihm sichtlich schwer zu sprechen, als er jetzt sagte :
    »Ja, ja, Mädel, ich kann dich schon verstehen. Ich hätte ihm seine Jugendtorheiten auch nicht nachgetragen. Aber auch ich glaube nicht, daß er sich innerlich wirklich geändert hat. Wenn ich an Michel denke, an die Hoffnungen, die ich ...«
    Seine Stimme versagte, sie ging in ein trockenes Schluchzen über, er fuhr sich mit den Händen über die feucht werdenden Augen. Als er sich beruhigt hatte, hob er den Blick ein wenig und fuhr langsam fort: »Ob wir nun den Eberstein leiden können oder nicht, wir dürfen ihm nicht die Schuld an Michels Tod geben. Vielleicht war Eberstein schon anders geworden, als er damals nach Amerika gehen sollte. Seine Darstellung, daß Michel Seite an Seite mit ihm im Kampf gegen jene algerischen Korsaren, von denen er sprach, gefallen ist, war glaubhaft. Und wenn sie gemeinsam gekämpft haben, weshalb sollten sie nicht auch Freunde geworden sein?« »Ich kann —, ich kann es einfach nicht glauben.« Der alte Andreas Baum wiegte bedächtig den Kopf.
    »Man darf nicht immer nur das Schlechteste von den Menschen denken. Erinnere dich daran, Mädel, wie er zu mir kam, wie er mir den letzten Gruß meines Sohnes ausrichtete und wie er mir den Säbel brachte, die Waffe mit der wundervollen Damaszenerklinge, die ich Michel damals mitgegeben habe, als er auf Reisen ging. Er hat den Degen durch viele Gefahren hindurch gerettet. Es ist ein prachtvolles, ein wertvolles Stück. Wenn er ihn auf unrechtmäßige Weise sich angeeignet hatte, weshalb hätte er ihn dann nicht behalten sollen?«
    Charlotte Eck blickte mit großen brennenden Augen

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