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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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vergönnt. Schon ein alter Kielflügel kostet an die hundert Dukaten. Wo aber soll ein Cembalist hundert Dukaten hernehmen?« Andreas nickte verstehend.
    »Es ist wohl sehr schwer, durch die Musik seinen Lebensunterhalt zu bestreiten?«
    »Schwer schon; aber auch sehr schön. Stellt Euch vor, wie das ist, wenn die Orgel braust, wenn die herrlichen Fugen und Tokkaten von Bach aus der Orgel klingen. Oh, wenn es mir doch einmal vergönnt wäre, auf einer Orgel zu spielen!«
    »Weshalb fragt Ihr den Pfarrer nicht?« Jähe Röte schoß in das Gesicht des jungen Musikers. Unsicher blickten seine Augen zu Boden. Andreas hatte, ohne es zu wollen, eine wunde Stelle in ihm berührt. Zaghaft flüsternd kam die Antwort von seinen Lippen :
    »Ihr wißt doch, Herr Baum, daß ich — ich — ein Israelit bin. Und obwohl wir doch den gleichen Gott anbeten, duldet man uns Israeliten nicht in der christlichen Kirche. Es sei denn, ich würde den Glauben meiner Väter aufgeben; aber das kann ich nicht.«
    »Verzeiht«, sagte Andreas Baum. »Es war unhöflich von mir, eine solche Frage zu stellen. Ich wollte Euch nicht weh tun.«
    »Oh, Ihr tut mir nicht weh. Ihr seid immer gütig wie ein Vater zu mir gewesen. Wenn alle Menschen so wären wie Ihr, dann gäbe es keinen Haß.«
    »Ja, ja,« sagte Andreas Baum gedankenvoll, »mehr Duldsamkeit, viel mehr Duldsamkeit müßte unter den Menschen sein. Nur in der Toleranz liegt die wahre Größe.« Er reichte dem jungen Musiker den prallgefüllten Tabakbeutel hinüber.
    »Das ist viel zu viel, Herr Baum. Aber, laßt es jetzt sein, dann hole ich mir das nächstemal keinen Tabak.«
    Er fingerte in der Tasche seines Rocks herum und brachte vier Kreuzer zum Vorschein. Andreas Baum schob zwei von den Kreuzern wieder zurück und sagte:
    »Laßt nur, wenn Ihr eine so große Freude habt, daß der Wirt ein neues Klavier gekauft hat, so will der alte Andreas Baum auch ein wenig Vergnügen dazu spenden.«
    »Danke —, danke vielmals. Ich werde Euch meine nächste Sonatine widmen.« Andreas Baum zwinkerte mit den Augen.
    »Das lohnt nicht«, sagte er. »Für alte Männer taugt so etwas nicht. Widmet sie lieber Eurer Angebeteten. Die wird das besser verstehen und besser zu lohnen wissen.«
    Jehu Rachmann wurde wieder über und über rot. Dann reichte er dem alten Mann die Hand, verabschiedete sich und verließ den Laden.

    23

    Rudolf Graf von Eberstein saß in bescheidener Haltung im großen Salon des Hauses Eck. »Da ist eben nichts zu machen«, sagte der alte Eck. »Wenn Ihr mal dreißig Jahre verheiratet seid, dann wißt Ihr, was für einen dicken Kopf die Weiber haben. Mit schönen Reden ist ihnen da nicht beizukommen. Damit muß man sich abfinden.«
    »Ja —, ja«, erwiderte Eberstein zögernd. »Nur dachte ich, daß Ihr — Ihr — vielleicht doch — ein Machtwort sprechen könntet. Seit über vier Jahren bemühe ich mich um das Jawort Eurer Tochter. Ich reite mit ihr aus, ohne Begleitung, mit Eurer gütigen Erlaubnis, Herr Eck, als wären wir ein altes Ehepaar. Auf fast jedem größeren Ball ist sie meine Dame. Jeder meiner Kameraden sieht, wie ich mich um sie bemühe. Na, und schließlich bin ich ja auch Major. Ihr selbst wißt, daß es auch für einen Grafen Eberstein nicht leicht ist, mit dreißig Jahren Major zu sein.« Der alte Eck nickte. Tiefe Nachdenklichkeit stand in seinen Augen.
    »Das ist alles richtig, Graf. Und Ihr wißt, daß es in der ganzen Stadt niemanden gibt, der mir als Schwiegersohn willkommener wäre. Zwingen aber will und kann ich meine Tochter nicht. Ich möchte das Kind nicht unglücklich machen. Schließlich seid ja auch Ihr derjenige, der sie liebt. Strengt Eure Erfindungsgabe ein wenig an.«
    »Ihr habt gut reden. — Ich glaube, solange ihr — äh — mein Freund Baum im Kopf herumspukt, wird nichts zu machen sein.« »Nun, Graf, Ihr lebt. Wollt Ihr vor einem Toten kapitulieren?«
    Eberstein blickte zu Boden. Es war ihm niemals wohl zumute, wenn die Sprache auf Michel
Baum kam.
»Manchmal triumphieren die Toten über die Lebenden.«
Eck stopfte sich umständlich eine Pfeife.
»Hm«, brummte er, »vor allem, wenn man nicht ganz unschuldig an ihrem Tode ist.«
Eberstein fuhr auf.
»Wollt Ihr mir Vorwürfe machen?«
Der alte Eck schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein. Vielleicht habe ich mich ein bißchen zu grob ausgedrückt. Verzeiht. Es ist Schicksal, ob ein Mensch jung oder alt stirbt. Na, und schließlich war er ja zum Schluß doch noch Euer Freund.«
    Rudolf von

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