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Tödliche Feindschaft

Tödliche Feindschaft

Titel: Tödliche Feindschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndt Guben
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Eberstein war solcherlei Reden gewöhnt. Er wußte nicht, das wievielte Mal es war, daß er mit dem alten Eck über Charlotte sprach.
    Vater Eck erhob sich. Obwohl er wußte, daß die Beziehungen seiner Tochter zu dem Grafen Eberstein seit Jahren noch um keinen Deut weitergediehen waren, betrachtete er den Grafen seit langem doch schon zur Familie gehörig. Deshalb glaubte er auch, die gesellschaftlichen Formen nicht um jeden Preis wahren zu müssen. So ging er denn mit qualmender Pfeife im Zimmer auf und ab.
    »Es ist doch ein Unding«, meinte er mehr für sich als zu Eberstein, »daß es einem jungen, erfolgreichen, blutvollen Offizier nicht gelingen sollte, ein schönes und temperamentvolles Mädchen zur Lebensbejahung zurückzuführen. Selbst die schlimmsten Wunden heilen einmal.Und sterben müssen wir schließlich alle. Ich habe den Eindruck, Graf, Ihr geht nicht genügend scharf ins Zeug. Ich kann mir nicht helfen, wenn ich an meine Alte denke ..., ich war stürmischer.«
    Rudolf von Eberstein lachte ein bitteres Lachen. »Wahrscheinlich war meine verehrte Schwiegermama in spe auch ein klein wenig entgegenkommender. Es ist, als umgäbe ein Panzer Charlotte. Achtundzwanzig Jahre ist sie jetzt alt. Glaubt sie denn, sie könnte sich mit fünfunddreißig auch noch ihren Mann aussuchen?«
    Der alte Eck blieb vor dem Grafen stehen. Er zuckte mit den Schultern.
    »Ich sagte Euch ja schon, ich kann sie nicht zwingen. Wenn sie eine alte Jungfer werden will, nun, so mit Gott. Es ist eine alte Weisheit: des Menschen Wille ist sein Himmelreich.« »Oder auch seine Hölle«, ergänzte Eberstein.
    Sie unterhielten sich noch eine Weile über Belanglosigkeiten. Dann verabschiedete sich der Major. Als er sporenklirrend aus dem Eingang des Hauses trat, begegnete ihm Charlotte. Eberstein blieb stehen und lächelte ihr entgegen. Er machte wirklich eine schneidige Figur. Zackig, wie es sich für einen Soldaten gehörte, verbeugte er sich.
    »Grüß Gott, Graf«, meinte Charlotte und reichte ihm die Hand. Er bückte sich tief darauf nieder und küßte zärtlich die Fingerspitzen. Ihre Hand hielt er etwas länger fest, als es schicklich gewesen wäre.
    Charlotte war weit davon entfernt, wie ein junger Backfisch zu erröten. Sie ließ ihm die Hand; aber ihre Finger lagen lasch und drucklos in den seinen. Er konnte auch nicht den geringsten Reflex aus ihrem Händedruck entnehmen.
    Tief holte er Atem. Er wußte, daß er die Hand noch stundenlang so halten konnte, ohne daß auch nur der geringste Gefühlsausdruck in ihr zu spüren sein würde.
    »Könnt Ihr nicht einmal aufhören, mich Graf zu nennen?« fragte er. »Ein Titel, der Euch zukommt«, erwiderte sie schlagfertig. »Ist er so wichtig?«
    »Mir ist er gleichgültig«, erwiderte sie; es war weder Ironie noch Bissigkeit in ihrer Stimme.
»Nun also, warum sprecht Ihr ihn dann fortwährend
aus?«
»Er ist kürzer und geläufiger als Euer Name.«
    Andere Frauen würden sich danach reißen, dachte er, einen adligen Namen zu erheiraten, eine von Eberstein zu werden. Aber meinte sie überhaupt seinen Nachnamen? Meinte sie nicht vielleicht seinen Vornamen? Noch nie hatte sie Rudolf zu ihm gesagt. Sein Schweigen dauerte ihr offensichtlich zu lange.
    »Wollt Ihr mir vielleicht wieder einen Heiratsantrag machen, Graf?«
    »Ich bin bereits ein permanenter Heiratsantrag in Person. Ihr braucht gar nicht erst zu warten, bis ich Euch frage, es genügt, wenn Ihr einfach ja sagt, nachdem Ihr mich gesehen habt. Kein Mensch auf der Welt wäre glücklicher als ich.«
    »Ja, ja, ich weiß. Es ist eigentlich unfaßlich. Ich kenne allein etwa zwanzig adlige Mädchen aus
den Euch am nächsten stehenden Kreisen. Sie alle sind hübscher als ich und jünger. Weshalb
verschwendet Ihr Eure Mühe so unnütz?«
»Weil - weil ich Euch liebe.«
    Sie konstatierte, daß seine Stimme während dieser Worte nichts Arrogantes, nichts
    Widerwärtiges, nichts Abstoßendes an sich gehabt hatte. Er blickte zu Boden, als er die oft gesagten Worte wiederholte — wie ein Primaner. Irgendwie schien es ihr recht. Etwas wie Rührung kam in ihr auf.
    Sie trat einen Schritt näher und legte ihre Hand sacht auf seinen rechten Arm.
    Er war wie elektrisiert. Die Berührung durchfuhr ihn wie ein Schlag. Seine Augen weiteten sich, die Erwartung stand in seinem Gesicht geschrieben.
    Als Charlotte die Wirkung ihrer Handbewegung wahrnahm, zog sie die Finger rasch wieder zurück.
    »Ihr seid mir«, sagte sie langsam, »in den letzten

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