Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
sich und schlug dramatisch die Hand vor die Brust. »Und dabei wohnst du schon seit drei Wochen Tür an Tür mit ihm. Du brichst mir das Herz.«
»Er arbeitet. Ich arbeite.« Reena zuckte die Achseln. »Obwohl wir Nachbarn sind, sehen wir einander nicht täglich. Vielleicht legen wir es sogar darauf an, dass wir uns
nicht ständig über den Weg laufen. Jedenfalls hat er noch nicht den ersten Schritt unternommen. Und ich auch nicht. Irgendwie …« Sie machte mit dem Finger eine kreisförmige Bewegung in der Luft. »… umkreisen wir einander. Ich erwarte von ihm, dass er den Anfang macht. Und vermutlich ahnt er das und lässt sich deshalb Zeit, was mich wiederum ein wenig aus dem Konzept bringt. Ich muss den Hut vor ihm ziehen.«
»Gut, du findest ihn toll. Und du hast dich mit ihm getroffen, was heißt, dass du seine Gesellschaft genießt. Da du eine lebendige Frau bist, findest du ihn attraktiv. Aber trotzdem tust du nichts.«
»Nein.« Reena hielt Dillon von sich ab, um sein Gesicht zu betrachten. »Was stimmt bloß nicht mit mir?«
»Es macht dir ein wenig Angst, richtig?«
»Ich fürchte mich grundsätzlich nicht vor Männern.« Nein, das würde sie niemals zulassen. »Nicht einmal vor diesem hier, der offenbar gerade so richtig in die Windeln gemacht hat. Geh zu deiner Mama, mein Schätzchen.«
An nahm das Baby, trug es in das derzeit noch gemeinsame Schlafzimmer der Familie und legte es auf den Wickeltisch. »Ich denke, er macht dich ein bisschen nervös«, fuhr sie fort. »Bei mir und Xander war es anfangs ganz ähnlich. Er war so niedlich und schlagfertig und dazu noch ein verdammt guter Arzt. Ich hätte ihn umbringen können vor Neid. Und dann, nachdem wir fest miteinander gingen, hatte ich eine Todesangst davor, deine Familie kennenzulernen. Ich hatte so ein bestimmtes Bild vor Augen. So wie in der Fernsehserie Die Sopranos, allerdings ohne Blut, Mord und Verbrechen.«
»Schön, das zu hören.«
»Jedenfalls ist es eine große Familie, eine italienische Familie. Und ich habe mich gefragt, ob ein chinesisches Mädchen wie ich da wohl hineinpasst.«
»So wie eine Lotusblüte, elegant in einen Weinstock geschlungen.«
»Ein hübscher Vergleich. Aber ich fand deine Familie schon toll, bevor ich mich in Xander verliebt habe. Ich habe mich nach ihm verzehrt und ihn angebetet, aber von deiner Sippe war ich ganz hin und weg. Und schau dir jetzt das Ergebnis an.«
Sie küsste Dillon aufs Bäuchlein und legte Reena den Arm um die Taille. »Ist er nicht das Schönste, was du je gesehen hast?«
»Würde jeden Preis gewinnen.«
»Als Xander mir das erste Mal einen Heiratsantrag machte, habe ich Nein gesagt.«
»Was?« Verdutzt betrachtete Reena den schimmernden Scheitel ihrer Schwägerin. »Du hast Xander einen Korb gegeben?«
»Ich habe Panik bekommen. Nein, nein, bist du verrückt geworden? Lass doch alles so, wie es ist. Wir brauchen doch nicht gleich zu heiraten. Alles ist in Ordnung so. Hör auf damit. Daraufhin hat er fast eine Stunde lang den Mund gehalten. Aber dann hat er sich mich vorgeknöpft und gemeint, ich soll aufhören, herumzuspinnen.«
»Wie romantisch!«
»Das war es eigentlich auch. Ich fand es so sexy, wie er sich aufgeregt hat. Ich liebe dich, du liebst mich, wir wollen unser Leben zusammen verbringen. Schließlich habe ich zugestimmt, und jetzt sind wir verheiratet.« Sie nahm das Baby in den Arm und schmiegte ihre Wange an seine. »Zum Glück. Ich erzähle dir das deshalb, um dir zu zeigen, dass es nicht schlimm ist, wenn einem ein bisschen mulmig wird. Aber es ist besser, etwas zu unternehmen.«
Vielleicht würde sie das wirklich tun, überlegte Reena auf der Heimfahrt. Was hinderte sie denn daran? An hatte wie immer recht: Es war besser, aktiv zu werden. Denn
der Mensch, der den ersten Schritt machte, war, wie Reena sich vor Augen hielt, normalerweise im Vorteil.
Obwohl die Machtfrage in einer Beziehung eigentlich nicht weiter wichtig für sie war, hatte sie nichts dagegen einzuwenden. Und wenn sie es sich genauer überlegte, ergab es auch einen Sinn. Schließlich himmelte Bo sie schon jahrelang in seiner Fantasie an. Wie hatte er es ausgedrückt? Sieben Siebzehntel seines Lebens. Und das war doch wirklich niedlich. Allerdings hieß das nach den Gesetzen der Logik betrachtet, dass er sich vermutlich bereits ein festes Bild von ihr gemacht hatte, das zum Großteil sicher nicht mit der Wirklichkeit übereinstimmte.
Wenn sie die Sache hingegen in die Hand nahm, konnte sie
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