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Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Tödliche Flammen: Roman (German Edition)

Titel: Tödliche Flammen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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wollte? Hat sie je mit dir über ihre Beerdigung gesprochen?«
    »Eigentlich nicht. Eine Messe wäre sicher das Richtige. Bestimmt hätte sie sich eine Messe gewünscht.«
    »Bist du katholisch?«
    »Sie ist … war es. Ich habe damit nicht viel am Hut. Die Sterbesakramente. Verdammt, dafür ist es jetzt auch zu spät. Ich komme mir so unfähig vor«, seufzte er. »Ich habe mich noch nie mit so etwas befassen müssen. Mein Großvater ist vor fast zwanzig Jahren gestorben. Autounfall. Die Eltern meiner Mutter wohnen in Las Vegas.«
    »Deine Großeltern wohnen in Las Vegas?«
    »Ja, ihnen gefällt es dort. Als ich meine Großmutter vor zwei Wochen zuletzt besucht habe, hat sie mir einen absolut widerlichen Eistee angeboten. Du kennst doch das Zeug aus der Dose, strotzend von Zucker und mit künstlichem Limonengeschmack.«
    »Das sollte man eigentlich verbieten.«
    »Richtig.« Er lachte auf. »Wir saßen auf der Terrasse, tranken den grässlichen Tee und aßen dazu gekaufte Kekse. Sie hatte kein Händchen fürs Backen. Viel lieber spielte sie Binokel und sah sich Katastrophensendungen im Fernsehen an. Sie stand auf diesen Reality-TV-Mist. Dazu hat sie drei Zigaretten am Tag geraucht. Drei Stück. Keine mehr und keine weniger.«
    »Und du hast sie geliebt.«
    »Das habe ich. Ich habe nie richtig darüber nachgedacht, aber sie hat mir sehr viel bedeutet. Danke. Danke, dass du mit mir darüber redest.«
    »Keine Ursache.«
    Nachdem er sich wieder ein wenig beruhigt hatte, beschrieb er ihr den Weg zu dem hübschen Backsteinhaus mit einem ausgesprochen gepflegten Vorgarten.
    Die Fensterläden und die kleine Veranda waren weiß
lackiert. Reena nahm an, dass Bo sie gestrichen und die Veranda vermutlich auch selbst gebaut hatte.
    Eine Frau Mitte vierzig trat aus dem Haus. Ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Sie trug einen pastellblauen Trainingsanzug und hatte das hellbraune Haar zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammengefasst.
    »Bo, Bo, es tut mir ja so leid.« Sie nahm ihn in die Arme, und ihr ganzer Körper bebte, als sie ihn an sich drückte. »Ich bin so froh, dass du da bist.« Sie zog die Nase hoch und wich zurück. »Entschuldigen Sie«, meinte sie zu Reena. »Ich bin Judy Dauber von nebenan.«
    »Das ist Reena. Catarina Hale. Danke, Judy, dass du … bei ihr gewartet hast.«
    »Das ist doch selbstverständlich, mein Junge.«
    »Ich sollte reingehen.«
    »Tu das.« Reena nahm seine Hand und drückte sie. »Ich komme gleich nach.«
    Reena blieb im Vorgarten stehen und blickte ihm nach, während er das Haus betrat.
    »Ich dachte, sie schläft«, sagte Judy. »Wenigstens im ersten Moment. Ich sagte noch, um Himmels willen, Marge, was machst du um diese Uhrzeit denn im Bett? Sie war doch immer so aktiv. Und dann, im nächsten Moment, war mir alles klar. Erst gestern hatte ich noch mit ihr geredet. Sie sagte mir, Bo wolle in ein oder zwei Tagen vorbeikommen, um ihren Wasserhahn zu reparieren. Außerdem wollte sie noch eine Liste von Kleinigkeiten zusammenstellen, die er erledigen sollte, wenn er schon einmal hier sei. Sie war sehr stolz auf ihn. Bo bedeutete ihr alles, während sie an seinem Vater kein gutes Haar ließ.«
    Sie kramte ein Papiertaschentuch hervor und wischte sich die Augen ab. »Bo war wirklich sehr wichtig für sie, denn er war der Einzige, der sich um sie kümmerte, wenn Sie verstehen, was ich meine. Nur er hat sich für sie interessiert.«
    »Und Sie.«
    Als Judy sie ansah, liefen ihr wieder die Tränen über die Wangen.
    »Judy.« Reena legte der Nachbarin den Arm um die Schulter und ging mit ihr zum Haus. »Bo sagte, seine Großmutter sei katholisch gewesen. Wissen Sie, zu welcher Gemeinde sie gehörte und wie der Pfarrer heißt?«
    »Ja, ja, natürlich. Daran hätte ich auch denken können.«
    »Wir sollten dort anrufen. Vielleicht finden wir auch die Telefonnummern ihrer Söhne.«
     
    So komplikationslos ein Mensch auch gestorben sein mochte, hatte der Tod doch stets ein umständliches Nachspiel. Reena half, so gut sie konnte, und setzte sich mit dem Priester in Verbindung, während Bo seinen Vater anrief. Die Papiere lagen wohlgeordnet in einer Schublade des kleinen Schreibtischs im Arbeitszimmer. Versicherungspolicen, eine Urkunde über die Grabstätte, eine Kopie des Testaments, die Grundbucheintragung des Hauses und der Fahrzeugbrief des altersschwachen Chevrolets, mit dem Margaret Goodnight zur Kirche und zum Supermarkt gefahren war.
    Der Priester erschien so rasch und blickte so bedrückt,

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