Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
erwiderte Reena, als Gina ihr die Hand drückte. »Wenn er mich ansieht, ist es mir wichtig. So habe ich noch nie empfunden, kein einziges Mal, bei niemandem. Es war in Ordnung, dass ich es offenbar nicht konnte. Oder nicht wollte. Es war wirklich in Ordnung. Ich führe ein erfülltes Leben und habe meine Familie und meinen Beruf. Wenn ich Lust auf einen Mann hatte, konnte ich mir einen aussuchen. Aber er ist mir wichtig. Doch alles geht so schnell, und es wird mir zu viel. Ich möchte nicht leiden, wenn er mich sitzen lässt.«
»Bist du in ihn verliebt?«
»Ich bin so unentschieden und habe Angst.«
Ein strahlendes Lächeln auf den Lippen, stand Gina mühsam auf, schlang Reena die Arme um den Hals und küsste sie auf den Scheitel. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Ich glaube, dass ich es gestern Nacht vermasselt habe, Gina.«
»Aufhören. Abwarten. Geduld haben. Weißt du noch, wie ich durch den Wind war, als es mit Steve etwas Ernstes wurde?«
Reena schmunzelte. »Du warst so niedlich.«
»Aber ich bin fast gestorben vor Angst.« Sie richtete sich auf und tätschelte Reena geistesabwesend die Schulter. »Eigentlich wollte ich doch für ein Jahr nach Rom gehen und eine Affäre mit irgendeinem brotlosen Künstler anfangen. Und wie zum Teufel sollte ich das anstellen, während mir ein dämlicher Feuerwehrmann den Kopf verdrehte? Und das tut er immer noch, und manchmal macht er mir auch Angst. Dann sehe ich ihn an und frage mich, was ich tun soll, falls ihm etwas zustößt, falls ich ihn verliere oder falls er sich in eine andere verliebt. Gib der Sache eine Chance.« Sie legte Reena die Hand auf die Wange. »Obwohl ich ihn noch gar nicht kennengelernt habe, rate ich dir, ihm eine Chance zu geben. Doch jetzt muss ich meine Kinder abholen und mich wieder in den Rummel stürzen, der mein Leben ausmacht. Ruf mich morgen an.«
»Versprochen. Und, Gina? Du hast mich wirklich aufgemuntert.«
»Genau das hatte ich auch vor.«
Nach drei Stunden wachte Reena auf. Ihr Herz klopfte, und der Albtraum, den sie gerade gehabt hatte, ging ihr noch immer im Kopf herum. Feuer und Qualm, Todesangst und Dunkelheit, Bruchstücke, die sich einfach nicht zu einem vollständigen Bild zusammensetzen ließen. Allerdings war das vermutlich besser so, dachte sie sich, als sie sich zusammenrollte, um abzuwarten, bis ihr Puls sich beruhigt hatte.
Sie litt gelegentlich an Albträumen, vor allem dann, wenn sie unter Stress stand oder übermüdet war. Doch das ging vielen Polizisten so. Schließlich wurden sie tagtäglich
mit Bildern, Ereignissen und Gerüchen konfrontiert, von denen Normalbürger nichts ahnten.
Aber irgendwann verblasste die Erinnerung, und Reena konnte damit leben, weil ihr Beruf ihr die Möglichkeit gab, das Grauen zu bekämpfen.
Sie setzte sich auf, machte Licht und beschloss, etwas zu essen und ein bisschen zu arbeiten, um die Schlaflosigkeit und die Sorgen zu vertreiben.
Noch ein wenig schlaftrunken, ging sie nach unten. Gina hatte recht, überlegte sie, während sie mit den Fingern eine Wand entlangfuhr. Sie musste sich endlich für eine Farbe entscheiden, einkaufen gehen und das Haus richtig in Besitz nehmen.
Reena fragte sich, ob es die Angst war, sich richtig auf etwas einzulassen, die sie daran hinderte. Obwohl sie sich schon seit Jahren ein eigenes Haus wünschte, hatte sie die endgültige Entscheidung ewig vor sich hergeschoben. Und nun flüchtete sie sich in Verzögerungstaktiken, statt ihr neues Heim endlich so zu gestalten, dass es ihren Geschmack und ihren Stil widerspiegelte.
Der erste Schritt war, das Problem beim Namen zu nennen. Jetzt musste sie nur noch die verdammte Farbe besorgen und endlich anfangen.
Doch zuerst würde sie diesen Fall aufklären und anschließend eine Woche Urlaub nehmen, um etwas für sich selbst zu tun. Farbe, Tapeten, ein paar Ausflüge in die Antiquitätenläden und Gebrauchtmöbelhandlungen. Außerdem wollte sie Blumen pflanzen.
Eigentlich hatte Reena keinen richtigen Appetit, als sie in der Küche herumkramte. Ihr war eher nach Grübeln zumute. Schließlich war es nicht ihre Schuld, dass sie als Polizistin manchmal auch unschöne Aufgaben erledigen musste oder dringende Einsätze hatte. Und wenn Bo sich davon überfordert fühlte, dann war das ganz sicher nicht ihre Schuld.
Angst davor, sich einzulassen, so ein Schwachsinn!, dachte sie weiter. Immerhin hatte sie kurz davorgestanden, sich ihm – zum ersten Mal – richtig zu öffnen, während er bei dem ersten
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