Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Brust hinauf und betasteten das Silberkreuz.
»Und Joey?« Reena wartet ab, bis Laura sich zu ihr umdrehte. »Erkennen Sie mich wieder, Mrs Pastorelli? Ich bin Catarina Hale aus dem alten Viertel.«
Langsam trat ein wissender Blick in Lauras Augen, und sie wandte sich rasch ab. »Ich habe keine Ahnung, wer Sie sind. Ich war schon seit Jahren nicht mehr in Baltimore.«
»Sie erinnern sich sehr gut an mich«, wiederholte Reena leise. »Vielleicht gibt es hier einen Raum, wo wir uns ungestört unterhalten können.«
»Ich habe keine Zeit. Ihretwegen werde ich noch meine Arbeit verlieren, und dabei habe ich gar nichts getan. Warum können Sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?«
O’Donnell ging zu einem Mann mit teigigem Gesicht hinüber, der schätzungsweise Anfang zwanzig war und mit unverhohlener Neugier lauschte. Auf seinem Namensschild stand »Dennis«.
»Dennis, könnten Sie kurz die Kasse übernehmen, während Mrs Pastorelli eine kleine Pause macht?«
»Ich bin mit der Inventur beschäftigt.«
»Sie werden doch stundenweise bezahlt. Also passen Sie auf die Kasse auf.« O’Donnell ließ ihn einfach stehen. »Wollen wir kurz rausgehen, Mrs Pastorelli? Das Wetter ist sehr schön.«
»Sie können mich nicht zwingen. Dazu haben Sie kein Recht.«
»Wenn wir wiederkommen müssen, wird es um einiges unangenehmer für Sie«, wandte Reena gelassen ein. »Wir würden nur sehr ungern mit Ihrem Filialleiter sprechen oder die Sache unnötig verkomplizieren.«
Schweigend kam Laura hinter der Theke hervor und ging mit gesenktem Kopf hinaus. »Er hat bezahlt. Joe hat für das, was passiert ist, seine Strafe abgesessen. Er hatte getrunken, und es war ein Unfall. Ihr Vater ist selbst schuld daran. Er hat Lügen über Joey verbreitet und Joe so lange provoziert, bis er sich betrunken hat. Mehr ist nicht dabei. Schließlich ist niemand verletzt worden, und die Versicherung hat alles bezahlt. Oder etwa nicht? Aber wir mussten wegziehen.«
Als sie den Kopf hob, glitzerten Tränen in ihren Augen. »Wir mussten alles aufgeben, und Joe kam ins Gefängnis. Ist das nicht Strafe genug?«
»Joey war ziemlich aufgebracht darüber, richtig?«, fragte Reena.
»Schließlich haben sie seinen Vater in Handschellen abgeführt.
Vor den Augen der gesamten Nachbarschaft. Er war ein kleiner Junge und brauchte seinen Vater.«
»Es muss eine entsetzlich schwere Zeit für Ihre Familie gewesen sein.«
»Schwer? Sie ist daran zerbrochen. Ihr … Ihr Vater hat schreckliche Dinge über meinen Joey gesagt, und alle haben es gehört. Was Joe getan hat, war nicht richtig. ›Mein ist die Rache, spricht der Herr.‹ Aber es war nicht seine Schuld. Er hatte getrunken.«
»Seine Strafe wurde verlängert, weil er sich im Gefängnis weitere Probleme eingehandelt hat«, wandte O’Donnell ein.
»Er musste sich doch selbst schützen, oder etwa nicht? Das Gefängnis hat seine Seele zerstört.«
»Ihre Familie hegt einen Groll gegen meine. Gegen mich.«
Laura sah sie finster an. »Sie waren damals noch ein Kind. Ein Kind kann man nicht verantwortlich machen.«
»Manche tun es aber trotzdem. Wissen Sie, ob Ihr Mann oder Ihr Sohn in letzter Zeit in Baltimore waren?«
»Ich sagte Ihnen doch, dass Joe in New York ist.«
»Das ist nicht weit. Vielleicht wollte er Sie ja besuchen.«
»Mit mir spricht er nicht mehr. Er ist vom Glauben abgefallen. Jede Nacht bete ich für ihn.«
»Aber mit Joey hat er doch sicher noch Kontakt.«
Sie zuckte die Achseln, eine winzige Geste, die sie dennoch unendliche Mühe zu kosten schien. »Joey kommt nicht oft. Er ist beruflich sehr eingespannt.«
»Wann haben Sie zuletzt von Joey gehört?«
»Vor ein paar Monaten. Er hat zu tun.« Ihre Stimme wurde trotzig und schrill, fast als müsse sie Tränen unterdrücken. Reena erinnerte sich, wie sie in das gelbe Geschirrtuch geweint hatte.
»Ständig wollen sie ihm irgendwas am Zeug flicken. Sein Vater wurde verhaftet, dann wurde er selbst abgeholt.
Und danach ist er in Schwierigkeiten geraten und hat ein paar Fehler gemacht. Doch inzwischen hat er sich wieder gefangen und hat Arbeit.«
»Was macht er denn?« Die ganze Geschichte klang einfach zu glatt und einstudiert.
»Er ist Mechaniker. Das hat er im Gefängnis gelernt. Autos, Computer, solche Sachen eben. Er hat einen Abschluss und eine feste Arbeitsstelle in New York.«
»In einer Autowerkstatt?«, hakte O’Donnell nach. »Kennen Sie den Namen?«
»Auto Rite oder so ähnlich. In Brooklyn.«
»Zuerst hat sie
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