Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
mich nicht erkannt«, meinte Reena, als sie wieder im Auto saßen. »Doch als dann der Groschen gefallen war, hat es sie überhaupt nicht gewundert, dass ich Polizistin bin. Offenbar hält sie jemand über die neuesten Entwicklungen in unserem Viertel auf dem Laufenden.«
O’Donnell nickte zustimmend, während er eine Nummer wählte und sich etwas notierte. »Es gibt in Brooklyn eine Werkstatt namens Auto Rite.« Er reichte ihr einen aus seinem Notizbuch herausgerissenen Zettel. »Du übernimmst den Junior, ich den Senior.«
Zurück an ihrem Schreibtisch, rief Reena in der Werkstatt an und führte ein kurzes Gespräch mit dem Besitzer, wobei sie laute Musik der Black Crowes und ohrenbetäubendes Geschepper überschreien musste.
»Joey war wirklich in der Werkstatt beschäftigt«, meinte sie anschließend zu O’Donnell. »Etwa zwei Monate lang, und zwar vor einem Jahr. Während dieser zwei Monate wurde zwei Mal eingebrochen. Ersatzteile und Werkzeug wurden gestohlen. Beim letzten Einbruch hat der Täter einen Lexus mitgehen lassen. Einer der anderen Mechaniker behauptete, er habe Joey damit prahlen hören, wie simpel es gewesen sei. Daraufhin hat der Besitzer die Polizei
verständigt, und Joey wurde vernommen. Man konnte ihm zwar nichts nachweisen, aber er wurde trotzdem gefeuert. Fünf Monate später kam es zu einem erneuten Einbruch, diesmal in Verbindung mit Vandalismus. Autos wurden zerbeult, die Wände mit Graffiti verschmiert, und ein Papierkorb brannte.«
»Und wo war unser Junge, als die Party stieg?«
»Angeblich in Atlantic City, was drei Zeugen bestätigen. Alle haben Beziehungen zur Mafia, O’Donnell. Sie gehören zur Carbionelli-Familie aus New Jersey.«
»Dein Erzfeind aus der Kindheit hat Verbindungen zur Mafia?«
»Dieser Sache müsste man auf den Grund gehen. Ich überprüfe die drei Männer, die seine Aussage bestätigt haben.«
»Was unseren Senior angeht, der ist inzwischen arbeitslos. Er hat als Reinigungskraft in einigen Kneipen gearbeitet, aber vor sechs Wochen ist er geflogen, weil er sich zu großzügig an der Bar bedient hat.«
»Einer oder alle beide«, sagte Reena, »muss in Baltimore sein.«
»Gut. Dann rufen wir unsere Freunde in New York an und bitten sie, das zu überprüfen.«
Reenas Magen krampfte sich zusammen, denn da gab es etwas, das sie nicht einmal ihrem Partner anvertrauen wollte. Um es hinauszuschieben, stürzte sie sich auf die Routinearbeit, die daraus bestand, die Fakten zu sammeln, sie logisch miteinander zu verknüpfen und einen Bericht zu schreiben, bis sie ihrem Partner und dem Captain ein Ergebnis vorlegen konnte.
Ein Fall. Sie durfte das Ganze nur als Fall betrachten, und zwar objektiv und mit der nötigen Distanz. Da sie offiziell nicht wegen des angezündeten Wagens ermitteln konnte, winkte sie Younger und Trippley zu sich, bevor sie mit O’Donnell zum Captain ging.
»Ihr beide solltet auch hören, was wir bis jetzt rausgefunden haben«, begann sie.
Captain Brant bat sie herein.
»Wir haben da so eine Theorie«, begann O’Donnell und gab Reena das Zeichen, fortzufahren.
Reena schilderte alles, angefangen bei dem Feuer im Sirico im Sommer ihres elften Lebensjahres bis zur Zerstörung von Bos Pick-up in der vorigen Nacht.
»Der jüngere Pastorelli ist offenbar mit drei Mitgliedern der Familie Carbionelli aus New Jersey befreundet. Außerdem war er in Rikers Zellengenosse eines gewissen Gino Borini, eines Cousins von Nick Carbionelli. Carbionelli, Borini und ein weiteres kleines Licht waren es auch, die ihm für die Nacht des Einbruchs in der Autowerkstatt ein Alibi gegeben haben.«
»Zunächst hat man auf Jugendliche getippt«, fuhr Reena fort. »Es geschah, fünf Monate nachdem Joey gefeuert worden war, und offenbar sollte alles so aussehen, als steckten ein paar Teenager oder Amateure dahinter. Mutwillige Beschädigung, ein bisschen Diebstahl und zu guter Letzt ein schlampig gelegtes Feuer, um die Spuren zu verwischen. Also war er nicht der Hauptverdächtige.«
»Wir haben die örtliche Polizei um Hilfe gebeten«, fügte O’Donnell hinzu. »Er steht zwar nicht ganz oben auf ihrer Liste, aber sie wollen zwei Detectives zu den Adressen schicken, wo er zuletzt gemeldet war.«
»Es bestehen einige Übereinstimmungen zwischen dem Brand von Luke Chambers’ Auto vor einigen Jahren und dem Feuer von letzter Nacht.« Reena sah Trippley an. »Vielleicht wurde eine ähnliche Vorrichtung im Benzintank verwendet.«
»Wir sehen es uns an.«
»Captain,
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