Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
sein.
»Und Josh Boltons Tod geht auch auf ihr Konto.«
»Von ihren bisherigen Straftaten zum Mord ist es ein großer Schritt, Hale.«
Sie schüttelte den Kopf. »Es könnte noch weitere Opfer geben, ohne dass sie je erwischt worden wären. Es hat mit mir zu tun und reicht zu dem Tag zurück, an dem Joey mich überfallen hat. Es war ein sexueller Übergriff, nur dass ich noch zu jung war, um es zu verstehen.«
Allerdings erinnerte sie sich noch allzu gut daran, wie er nach ihren Brüsten und zwischen ihre Beine gegriffen und dabei Beschimpfungen ausgestoßen hatte. Und an den wilden Ausdruck in seinem Gesicht.
»Er hat mir aufgelauert. Doch mein Bruder und ein paar seiner Freunde haben mich schreien gehört und ihn vertrieben. Als ich es meinem Vater erzählte, ist er schnurstracks zu Mr Pastorelli gegangen, um ihn zur Rede zu stellen. Noch nie habe ich meinen Vater so wütend gesehen. Wenn sich nicht einige Nachbarn und Gäste aus dem Sirico dazwischengeworfen hätten, hätte es wirklich ein schlimmes Ende nehmen können. Mein Vater hat gedroht, die Polizei zu verständigen, und als die Nachbarn erfuhren, was geschehen war, haben sie ihn alle unterstützt.«
»Und in jener Nacht hat Pastorelli das Sirico angezündet.«
»Genau. Leg dich mit mir an, und du wirst sehen, was du davon hast, du Dreckskerl. Es war schlampige Arbeit. Er muss betrunken gewesen sein. Und an die Familie, die
oben wohnte, hat er keinen Gedanken verschwendet. Sie hätten in dem brennenden Haus umkommen können.«
»Aber du hast das Feuer rechtzeitig bemerkt.«
»Richtig. Also wieder eine Verbindung zu mir. Die Schäden waren zwar beträchtlich, aber niemand wurde verletzt. Die Versicherung hat gezahlt, und alle im Viertel sind uns zur Hand gegangen. In gewisser Weise hat meine Familie sogar von dem Brand profitiert, denn danach war sie fest in der Nachbarschaft etabliert, und meine Eltern hatten die Gelegenheit, das Lokal zu vergrößern und umzubauen.«
»Ein schwerer Schlag für jemanden, der sein Opfer eigentlich ruinieren will.«
»Und zu allem Überfluss auch noch dabei erwischt wird. Sein Hund hat gebellt, O’Donnell. Das gehörte zu den wenigen Dingen, die ich John sagen konnte. Im Garten bellte der Hund. Und in der Hundehütte wurde auch der Benzinkanister gefunden. Dazu ein paar Bierflaschen, die er gestohlen, und die Schuhe, die er getragen hatte.«
»Und daraufhin tötet der Junge den Hund.«
»Genau. Wahrscheinlich hat er es sich so hingedreht, dass der Hund eine Rolle in der Angelegenheit gespielt und dazu beigetragen hat, seinen Vater hinter Gitter zu bringen.«
»Also muss der Hund dran glauben.«
»Ja. Und außerdem muss er brennen! Der Junge wird abgeholt, psychologisch untersucht, bekommt Jugendarrest, gerät in die Mühlen der Justiz. Nach seiner Entlassung zieht seine Mutter mit ihm nach New York. Doch auch da kriegt er Schwierigkeiten, ist jedoch immer noch minderjährig. Für einen Jugendlichen ist es nicht leicht, von New York nach Baltimore zu fahren, um mir und meiner Familie Schaden zuzufügen. Und schau hin.«
Reena tippte auf den Bildschirm. »Schließlich kommt er ebenfalls kurz in den Knast. Aber als Josh starb, waren
Vater und Sohn draußen. Joey war kein kleiner Junge mehr. Der alte Joe musste putzen gehen. Ein ziemlicher Abstieg.«
Sie spürte tief in ihrem Innersten, dass das die Antwort sein musste. Allmählich passten die Teile des Puzzles zusammen.
»Währenddessen floriert das Sirico. Unserer Familie geht es gut. Und die kleine Nutte, die Schuld an allem ist, besucht das College und treibt’s mit irgendeinem Blödmann. Als Joey sie angefasst hat, hat sie gleich Zeter und Mordio geschrien und Ärger gemacht. Doch diesen Typen lässt sie ran. Zeit, es ihr richtig heimzuzahlen. In der Nacht nach Bellas Hochzeit war ich mit Josh zusammen. Einer der beiden hat ihn getötet und angezündet. Weil ich mit ihm zusammen gewesen war.«
»Gut. Gehen wir mal davon aus, dass du recht hast. Aber warum hat er – oder sein Vater – sich dann nicht direkt an dich gehalten? Schließlich warst du da. Weshalb also nicht euch beide umbringen?«
»Weil das nicht gereicht hätte. Mit meinem Tod wäre alles vorbei gewesen. Da war es doch viel interessanter, mich leiden zu lassen, mir wehzutun, immer wieder Feuer gegen mich einzusetzen und Zweifel in mir zu säen. Pastorelli senior hatte für diese Nacht ein Alibi. John hat das überprüft. Allerdings hätte das auch gefälscht sein können. Joey war in
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