Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
wurde.
Für einen Mann, der eigentlich am liebsten allein arbeitete, war das eine ziemliche Verpflichtung. Er würde jemandem – einem Menschen, der davon abhängig war – ein regelmäßiges Gehalt zahlen müssen. Und zwar Monat für Monat.
Darüber musste er noch einmal gründlich nachdenken.
Während er um seinen Pick-up herumging, strich er mit der Hand über die Motorhaube. Ein schönes Auto, das musste er zugeben. Und er hatte es für einen absoluten Spottpreis bekommen. Bianca hatte verhandelt wie eine Weltmeisterin.
Aber, verdammt, er würde seine alte Karre trotzdem vermissen.
Bo kramte nach seinem Schlüssel und ließ seinen Blick die Straße entlangschweifen, als er plötzlich einen Pfiff hörte.
Der Mann hatte die Daumen in die vorderen Taschen seiner Jeans gehakt, trug eine Baseballkappe und eine Sonnenbrille und grinste breit. Da er Bo irgendwie bekannt vorkam, winkte er ihm mit der Hand, die den Schlüssel hielt, zu.
Im nächsten Moment fiel bei ihm der Groschen: der Typ mit den Blumen, der im Supermarkt Rosen gekauft hatte, um sich bei seiner Frau einzuschmeicheln.
»Hallo«, rief er, während er die Autotür aufschloss. »Wie geht es denn so?«
Das zähnefletschende Grinsen des Mannes war wie festgefroren, als er auf einen Wagen zuging, einstieg, das Fenster hinunterkurbelte und sich hinauslehnte. Er formte mit dem Zeigefinger eine Pistole, und Bo hörte, dass er im Vorbeifahren »peng« rief.
»Komischer Vogel.« Kopfschüttelnd stellte Bo die Tüte mit dem Hühnchen auf den Sitz und rutschte hinters Steuer. Bevor er aus der Parklücke fuhr, sah er sich in beide
Richtungen um. Dann wendete er rasch und machte sich auf den Weg zu Reena.
Dort angekommen, öffnete er die Tür, rief ihr zu, um ihr mitzuteilen, dass er zurück war, und brachte dann die Tüte in die Küche. Da ihm ein Geruch in die Nase stieg, der sicher nicht von dem Hühnchen stammte, beschloss er, sich zuerst eine angenehm kühle Dusche zu gönnen.
Also würde er zuerst rasch zu sich nach Hause gehen und dabei auch die Skizzen und Entwürfe holen, die er für Reena angefertigt hatte, um sie ihr zu zeigen. Das würde sie beide für ein paar Stunden von ihren Problemen ablenken.
Deshalb verließ Bo die Küche in Richtung Treppe und rief noch einmal: »Hallo, ich war beim Jagen und Sammeln. Ich gehe nur rasch nach nebenan und dusche. Aber offenbar führe ich hier Selbstgespräche«, fügte er hinzu, da aus dem Schlafzimmer niemand antwortete.
Als er hörte, dass sich über ihm eine Tür öffnete, stieg er in den zweiten Stock hinauf.
»Hallo, Reena, warum kaufen Leute wie du und ich nur Häuser, wo so viele Treppen … Hey, was ist denn los?«
Sie stand vor der Tür, hinter der sich, wie er wusste, ein kleines Badezimmer verbarg. Ihr Gesicht war kreidebleich.
»Du solltest dich erst mal setzen.« Obwohl sie den Kopf schüttelte, nahm er sie am Arm und zog sie in ihr Arbeitszimmer. »Hat er wieder angerufen?«
Diesmal nickte sie. »Gib mir eine Minute.«
»Ich hole dir ein Glas Wasser.«
»Nein, ich hatte schon eins. Es ist alles in Ordnung. Ja, er hat wieder angerufen, und er hat einen wunden Punkt getroffen. Ich hatte alles im Griff und habe das Gespräch bestimmt. Aber dann hat er etwas gesagt, dass ich die Beherrschung verloren habe.«
Sie hatte es kaum geschafft, O’Donnell anzurufen, bevor sie sich heftig hatte erbrechen müssen.
»Ich habe dich kommen sehen.« Reena hatte den Kopf aus dem Fenster gesteckt, um Atem zu schöpfen.
»Was hat er gesagt?«
Anstatt es zu wiederholen, wies sie nur auf den Kassettenrekorder. »Spul es zurück, und hör es dir selbst an.«
Während er der Aufforderung folgte, ging sie zum Fenster und öffnete es, obwohl es draußen schwül und stickig war.
»Nicht gerade das, was du dir vorgestellt hast«, meinte sie und kehrte ihm weiter den Rücken zu.
»Nein, nicht unbedingt.«
»Niemand wird es dir übel nehmen, wenn du beschließt, dass dir das zu viel ist, Bo. Er wird versuchen, dir etwas anzutun. Einen Anschlag hat er ja schon auf dich verübt.«
»Also hättest du nichts dagegen, wenn ich mir ein paar Wochen freinehme, mir vielleicht einige Nationalparks anschaue oder zum Schnorcheln nach Jamaika fliege?«
»Nein.«
»Wegen so einer dicken, fetten Lüge muss ein braves katholisches Mädchen wie du sicher gleich zur Beichte gehen.«
»Ich lüge nicht.«
»Dann stellst du verdammt niedrige Ansprüche an Männer.«
»Das hat nichts mit Ansprüchen zu tun.«
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