Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
benutzte, das sie sich im zweiten Stock eingerichtet hatte – und dass sie sich mit dem befasste, was sie am besten konnte: organisieren, überprüfen, analysieren.
Reena schaltete den Computer ein und wandte sich dann der Tafel auf der Staffelei zu, die sie sich gleich nach ihrem Einzug angeschafft hatte. Aus den Akten holte sie Fotoaufnahmen, Zeitungsartikel und Kopien von Berichten. Dann rief sie Fotos und weitere Berichte auf und druckte sie aus.
Als alles an der Tafel hing, trat Reena ein paar Schritte zurück, um es zu betrachten. Anschließend setzte sie sich an den Computer und schrieb in zeitlicher Reihenfolge alles auf, was sich seit jener Nacht im August, als sie elf Jahre alt gewesen war, ereignet hatte.
Obwohl das über eine Stunde dauerte, bemerkte sie kaum, wie die Zeit verging.
So tief war sie in ihren Erinnerungen an die Vergangenheit versunken, dass sie fast vergessen hatte, wo sie sich befand, und sie stieß einen Fluch aus, als das Telefon läutete.
Ihre Hand schwebte schon über dem Hörer, aber dann hielt sie inne und warf einen Blick auf die Anzeige.
Reena ließ das Telefon ein zweites Mal läuten und bereitete sich innerlich auf das Gespräch vor. Obwohl sie wusste, dass ihr Apparat abgehört wurde und dass irgendwo ein Kollege mit einem Aufnahme- und Peilgerät saß, schaltete sie ihren eigenen Kassettenrekorder ein, bevor sie abnahm.
»Hallo, Joey.«
»Hallo, Reena. Hat ja ziemlich lange gedauert.«
»Ach, ich weiß nicht. Ich denke, ich bin ziemlich schnell dahintergekommen, wenn man berücksichtigt, dass ich in den letzten zwanzig Jahren keinen Gedanken an dich verschwendet habe.«
»Aber jetzt denkst du an mich, oder?«
»Klar. Mir ist wieder eingefallen, was für ein kleiner Dreckskerl du warst, als du noch in unserer Straße gewohnt hast. Offenbar hast du dich seitdem zu einem großen Dreckskerl entwickelt.«
»Ein loses Mundwerk hattest du ja schon immer. Und diesen Mund werde ich mir sehr bald vornehmen.«
»Wo liegt dein Problem, Joey? Schaffst du es nicht, eine Frau kennenzulernen? Ist deine Methode immer noch, sie erst zu verprügeln und dann zu vergewaltigen?«
»Das wirst du schon noch herausfinden. Zwischen uns beiden ist noch eine Rechnung offen. Ich habe wieder eine Überraschung für dich. Die habe ich nur für dich vorbereitet.«
»Warum lassen wir die Mätzchen nicht, Joey? Wir beide sollten uns treffen. Sag mir nur, wann und wo, und dann reden wir übers Geschäftliche.«
»Du hast mich schon immer für blöd gehalten und geglaubt, dass ich weniger wert bin als du und deine heilige Familie. Und dabei wohnt die immer noch im alten Viertel und handelt mit fettigen Pizzas.«
»Aber, Joey, die Pizzas im Sirico sind doch nicht fettig. Komm mal vorbei. Dann gebe ich dir eine große aus.«
»Schade, dass der Typ, der es zurzeit mit dir treibt, nicht im Pick-up saß, als die Karre in die Luft geflogen ist.« Sein Atem ging schneller, und er stieß die Worte hervor.
Offenbar habe ich einen wunden Punkt getroffen, dachte Reena. Und die Kobra mit einem Stock angeschubst.
»Vielleicht beim nächsten Mal. Er könnte auch zu Hause im Bett einen Unfall haben. Es kommt schließlich öfter vor, dass jemand so was passiert. Er hat gerochen wie ein Schweinebraten. Der Erste. Erinnerst du dich an ihn, Reena? Dein Duft war noch in den Laken, die ich benutzt habe, um ihn anzuzünden.«
»Du Dreckschwein.« Ihr Magen krampfte sich zusammen, dass sie sich vornüberbeugen musste. »Du mieses Dreckschwein.«
Er lachte auf, und seine Stimme senkte sich zu einem Flüstern. »Heute Nacht wird jemand verbrennen.«
Es dauerte fast zwei Stunden, bis Bo sich aus dem Sirico loseisen konnte. Der Auftrag würde sicher sehr interessant werden. Außerdem hatte er etwa ein halbes Dutzend Anfragen für Reparatur- und Umbauarbeiten oder das Anfertigen von Möbelstücken von Leuten erhalten, die vorbeigekommen waren, während er den Bauplatz vermaß. Bevor er sich endlich mit einem mit Parmesan überbackenen Hühnchen aus dem Staub machen konnte, musste er mindestens zwölf Visitenkarten verteilen.
Falls auch nur ein Drittel der Interessenten ihm tatsächlich einen Auftrag erteilte, würde er sich ernsthaft überlegen müssen, ob er nicht besser eine Vollzeitkraft einstellte.
Ein großer Schritt, überlegte er weiter. Ein gewaltiger Schritt, denn sonst hatte er stets nur Aushilfen beschäftigt oder Brad angeheuert, wenn ein Auftrag zu viel für eine Person war oder die Zeit knapp
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