Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Vielleicht habe ich es auch gerochen, keine Ahnung. Aber als ich den Kopf hob, sah ich Qualm aus dem Fenster kommen. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Wahrscheinlich war ich in Panik. Zuerst bin ich hinübergelaufen und habe an Mr Mingers Tür geklopft und nach ihm gerufen. Dann bin ich nach Hause gerannt. Meine Hände haben so gezittert, dass ich die Nummer
nicht wählen konnte und Ed bitten musste, das zu übernehmen.«
»Vielleicht hast du Johns Haus gerettet. Und wenn er zu Hause gewesen wäre, hätte er dir jetzt sein Leben zu verdanken.«
»Ich weiß nicht. Mir ist immer noch ganz flau.«
»Hast du sonst noch jemanden beobachtet? Einen anderen Spaziergänger möglicherweise?«
»Nein, niemanden. Nicht in diesem Moment.«
»Was meinst du damit?«
»Dass außer mir niemand auf der Straße war.«
»Hattest du denn zuvor jemanden gesehen?«
»Wenn man einen Welpen zur Stubenreinheit erzieht, muss man anfangs ziemlich oft raus. Ehe ich ins Bett ging, habe ich Susie nochmal Gassi geführt, das letzte Mal, wie ich dachte. Gerade hatte ich die Tür aufgeschlossen, um wieder ins Haus zu gehen, als dieser Typ vorbeikam. Aber das war viel früher, so kurz vor Mitternacht, glaube ich.«
»Kanntest du ihn?«
»Nein. Und ich hätte auch nicht auf ihn geachtet, wenn er nicht zu mir rübergeschaut hätte, als ich mit Susie sprach. Er hat gewinkt, und ich habe mich gefragt, wer heute Abend wohl die Glückliche ist.«
»Die Glückliche?«
»Er hatte einen großen weißen Blumenkarton dabei, und ich dachte daran, dass Ed mir inzwischen nie mehr Blumen schenkt.«
»Und das war gegen Mitternacht?«
»So ziemlich genau.«
»Ich zeige dir jetzt ein Foto, Nancy.«
Reena stand in Johns Küche und starrte auf die Serviette aus dem Sirico, die auf der Anrichte lag. Nachdem sie die Stelle markiert hatte, verstaute sie die Serviette in einem Asservatenbeutel.
»John ist unterwegs.« O’Donnell klappte sein Telefon zu. »Er braucht noch zwei bis drei Stunden. Möchtest du schon mal anfangen oder lieber auf ihn warten?«
»Kommst du auch ohne mich zurecht? Ich würde lieber nach meiner Familie sehen und die bis jetzt gesammelten Beweisstücke im Labor abliefern.«
»Nimm einen uniformierten Kollegen mit.«
»Das hatte ich auch vor. Er hätte warten können. Sich ein oder zwei Tage Zeit lassen, um sicherzugehen, dass John zu Hause ist. Aber ihm war es wichtiger, uns heute Nacht auf Trab zu halten. Ihm kam es nur darauf an, dass mir klar wird, wer er ist.«
»Vor deinen Haus steht mittlerweile ein Streifenwagen, Vorder- und Hintertür werden bewacht.«
Reena zwang sich zu einem Lächeln. »Da wird Joey aber böse sein.« Der Magen krampfte sich ihr zusammen, als ihr Telefon läutete. »Hale.«
»Ein Jammer, dass er nicht da war. Sonst würde er jetzt braten.«
Sie gab O’Donnell ein Zeichen. »Das war sicher eine große Enttäuschung für dich, Joey.«
»Was soll’s? Die Polizistenschlampe hat mir für heute Nacht gereicht. Ich habe an dich gedacht, Reena, als ich es ihr besorgt habe. Dauernd habe ich nur an dich gedacht. Hast du deine Nachrichten erhalten?«
»Ja, habe ich.«
»Es wartet noch eine auf dich. In der Klinik deines Bruders. Du solltest dich beeilen.«
»Verdammt.« Reena beendete das Telefonat und wählte die Notrufnummer. »Die Klinik, in der mein Bruder und seine Frau arbeiten. Zwei Häuserblocks entfernt.«
»Ich fahre.« O’Donnell hastete, gefolgt von Reena, hinaus.
Die Weinkarte des Sirico lag im Rinnstein. Das Gebäude brannte lichterloh.
»Ich ziehe den Schutzanzug an.« Reena öffnete den Kofferraum und holte ihre Ausrüstung heraus. »Hilf mir mit den Sauerstoffflaschen.«
»Reena!«
Sie war so überrascht, weil er sie beim Vornamen ansprach, dass sie mitten in der Bewegung innehielt. »Du bist jetzt schon fast achtzehn Stunden im Dienst. Das sollen die Feuerwehrleute übernehmen.«
»Er hetzt uns im Kreis herum, damit wir uns immer mehr verteilen.« Reena knallte den Kofferraumdeckel zu. »Da er nicht direkt an das Sirico oder meine Familie herankommt, geht er eben auf diese Methode vor. Nur, um mir eins auszuwischen.«
Den Helm in der Hand, stand sie da und starrte in die züngelnden Flammen. »Jetzt dreht er durch«, sagte sie im Brustton der Überzeugung. »Er kann nicht mehr aufhören. Und wie sollte er auch? Das Feuer hypnotisiert ihn und lässt ihn nicht mehr los.«
»Was kann er denn sonst noch anzünden? Alle übrigen gefährdeten Gebäude werden bewacht.«
Vom
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