Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
hauptsächlich auf dem Bett verteilt, dann Feuerbrücken überall im Raum. Kamine, um die Flammen anzufachen. Den zweiten Ursprungsort in der Küche brauchte er gar nicht, um sie zu töten. Der war für die Feuerwehrleute, die löschen wollten. Warum nicht auch noch ein paar von denen umlegen? So kriegt man mehr fürs Geld.«
Vorsichtig bahnte Reena sich einen Weg durch die Trümmer und spähte in die Küche. Ein Topfdeckel steckte in der Wand, und von den Überresten der Zimmerdecke tropfte das Wasser. Einige verkohlte Schrankruinen hatten keine Türen mehr. Reena trat näher, ging in die Hocke und benutzte ihr Vergrößerungsglas.
»Diese Türen sind nicht verbrannt oder weggesprengt
worden, O’Donnell. Er hat sie abgeschraubt und sie als Kamine und Brennmaterial benutzt. Anscheinend ist er ziemlich erfindungsreich.« Stirnrunzelnd sah sie ihren Partner an. »Aber er ist sicher nicht mit leeren Händen gekommen und hat darauf vertraut, dass sein Opfer alles Nötige im Haus hat. Er brauchte ein Seil, einen Brandbeschleuniger seiner Wahl, Streichhölzer, vielleicht eine Waffe. Und das bedeutet, dass er eine Tasche, einen Aktenkoffer oder etwas Ähnliches dabeihaben musste.«
Reena richtete sich auf, um ihr läutendes Telefon aus der Tasche zu holen.
»Es ist John«, teilte sie O’Donnell mit.
»Sprich in Ruhe mit ihm. Ich weise inzwischen das Team ein.« Sie fingen an, den Tatort in Quadrate einzuteilen und zu fotografieren.
»Pastorelli liegt im Sterben.« Reena massierte ihre Nasenwurzel. »Bauchspeicheldrüsenkrebs. Er hat John erzählt, er habe Joey seit einigen Monaten nicht gesehen und erwarte eigentlich, dass er ihm Geld schickt. Außerdem sei angeblich eine Italienreise geplant.«
»Deshalb ist die Sache also eskaliert.«
»Sein Vater stirbt, und Joey will das nicht einfach so hinnehmen. Wie John weiterhin erfahren hat, hat der Senior seinem Sohn möglicherweise eingeredet, dass ihm dasselbe Schicksal droht. Joey will, dass ich weiß, wer dahintersteckt und wer es auf mich abgesehen hat. Es ist ein Tribut an seinen Vater – und vielleicht sogar eine Art Selbstmordkommando. Er ist immer noch der Junge, der seinem Vater in dem Polizeiauto hinterherläuft.«
»Glaubt er allen Ernstes, dass er heimlich mit seinem Vater das Land verlassen kann, wenn er hier fertig ist – sofern sie dann noch leben? Will er sich rächen und Vergeltung üben – oder wie er das auch sonst immer nennen mag – und sich anschließend in Italien verstecken?«
»Nicht verstecken. Er würde es nie als verstecken begreifen. Denn dann würde er ja als Schwächling dastehen.« Reena rieb sich die brennenden Augen. »Für ihn bedeutet es eher, dass er ungestraft mit seinen Taten durchgekommen ist und nun für die Zeit, die ihm seiner Ansicht nach noch bleibt, das Leben genießen kann. Und seiner Vergangenheit dreht er eine lange Nase. Letzten Dezember hatte er ziemlich viel Geld, mit dem er sich unter anderem falsche Pässe und Tickets nach Übersee hätte beschaffen können. Vielleicht hat er dort Freunde oder Kontaktleute. Pastorelli hat von Norditalien gesprochen, von den Bergen. Wir könnten Nachforschungen anstellen. Allerdings wird er so weit gar nicht kommen.«
Sie betrachtete Qualm, Schutt und Zerstörung. »Das werde ich nicht zulassen.«
»Will John Pastorelli senior in New York weiter zusetzen?«
»Nein, er denkt nicht, dass er mehr von ihm erfahren kann, und hat sich inzwischen auf den Heimweg gemacht. Ich habe ihn angefleht, sich über Nacht irgendwo ein Zimmer zu nehmen, statt die weite Strecke zurückzufahren. Er klang ziemlich erledigt.«
Joey wartete bis Mitternacht. Scheiß drauf, sagte er sich dann. Dann würde er sich eben ein andermal bei dem alten Mistkerl revanchieren. Für diesen Moment genügte es, ihm eine hübsche Überraschung zu hinterlassen. Umlegen konnte er ihn ja auch noch später.
Er hatte beobachtet, dass Polizisten die Vorder- und Hintertür kontrolliert hatten und dann wieder weggefahren waren. Offenbar wollten sie nach dem Rechten sehen. Also war es wohl das Beste, wenn er sich erst ein bisschen nützlich machte und dann zu seiner nächsten Station aufbrach.
Das Schlafzimmer hatte er bereits vorbereitet und einige Kleidungsstücke aus dem Schrank zu Feuerbrücken
verarbeitet. Dazu Matratzenfüllung – inzwischen mehr oder weniger sein Markenzeichen –, Wachspapier und Spiritus. Wenn schon ein Porträt, dann ein handsigniertes, dachte er sich.
Obwohl es Spaß gemacht
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