Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
nur noch um Partys.
»Du wirst die Prüfung in den Sand setzen«, warnte Reena.
»Das lege ich alles in die Hände einer höheren Macht, und währenddessen belebe ich mein Gehirn mit billigem Wein. Komm doch, Reena. Josh ist hier. Er hat nach dir gefragt.«
»Tatsächlich?«
»Ja, und er hängt trübsinnig seinen Gedanken nach. Du weißt doch, dass du ohnehin alles mit Bravur schaffen wirst. Außerdem solltest du auf mich aufpassen, bevor ich es in meinem betrunkenen Zustand einem der Jungs gestatte, zu weit zu gehen. Hey, obwohl, wenn ich mir das überlege …«
»Bei Jen und Deb, oder?«
»Party!«
»In zwanzig Minuten.« Reena legte lachend auf.
Es dauerte eine Weile, bis sie ihre alte Jogginghose durch eine enge Jeans ausgetauscht und sich für ein Oberteil entschieden hatte. Dann brachte sie ihre Locken in Form, die ihr mittlerweile bis über die Schultern reichten.
Sie ließ die Musik in voller Lautstärke laufen, während sie sich umzog und ein wenig Rouge auftrug, um die Blässe, die das Büffeln mit sich brachte, zu übertünchen.
Sie sollte lernen und sich danach ordentlich ausschlafen, ermahnte sie sich selbst, während sie ihre Wimpern tuschte. Und nicht ausgehen.
Aber sie hatte es so satt, immer nur vernünftige Dinge zu tun. Sie würde nur eine Stunde bleiben, ein wenig Spaß haben und Gina davor bewahren, sich in Schwierigkeiten zu bringen.
Und sie würde Josh Bolton sehen.
Er sah so gut aus mit seinem von der Sonne gebleichten Haar, den strahlend blauen Augen, diesem süßen, scheuen Lächeln. Sein Hauptfach war Literatur, und er wollte Schriftsteller werden.
Und er hatte sich nach ihr erkundigt.
Sie war sich zu neunundneunzig Prozent sicher, dass er ihr erster Mann sein würde.
Vielleicht heute Abend. Sie legte die Wimperntusche beiseite und betrachtete sich im Spiegel. Heute Abend würde sie möglicherweise erleben, wie es war. Sie presste eine Hand auf ihren Magen, der sich vor Vorfreude und Nervosität zusammenkrampfte. Das könnte das letzte Mal sein, dass sie sich als Jungfrau im Spiegel ansah.
Sie war bereit, und sie wollte, dass es mit jemandem wie Josh geschah. Mit jemandem, der süß und verträumt war und ein wenig Erfahrung hatte, damit es nicht in peinliches Gefummel ausartete.
Es war ihr verhasst, etwas zu tun, wovon sie nichts verstand. Natürlich hatte sie sich das Grundwissen angeeignet. Über die Anatomie, die Körpereigenschaften. Und über den romantischen Aspekt hatte sie sich mit Büchern und Filmen informiert. Aber es tatsächlich zu tun, nackt und mit einem anderen Menschen vereint zu sein, war eine ganz neue Erfahrung.
Das war nichts, was man üben konnte. Man konnte kein Diagramm erstellen oder Versuche machen, bis man seine Technik verfeinert hatte.
Deshalb wünschte sie sich einen verständnisvollen und geduldigen Partner, der sie über die Hürden führen würde, bis sie ihren eigenen Weg gefunden hatte.
Es machte ihr nichts aus, dass sie ihn nicht liebte. Sie mochte ihn sehr gern, und sie war nicht auf der Suche nach einem Ehemann wie Bella.
Zumindest noch nicht.
Sie wollte nur wissen, wie es war, es fühlen, spüren, wie es geschah. Und sie wollte – vielleicht war das dumm – damit die letzten Überreste der Kindheit abstreifen. Vielleicht war ihr Unterbewusstsein daran schuld, dass sie in den vergangenen Tagen so unruhig und abgelenkt gewesen war.
Und jetzt dachte sie natürlich schon wieder viel zu viel darüber nach.
Rasch schnappte sie sich ihre Handtasche, stellte die Musik ab und stürmte aus dem Wohnheim.
Es war eine wundervolle Nacht, mild und sternenklar. Es wäre lächerlich, sie über Chemiebüchern brütend zu verschwenden. Als sie zum Parkplatz ging, sah sie lächelnd nach oben, doch dann lief ihr mit einem Mal ein Schauder über den Rücken. Sie blickte über die Schulter und ließ den Blick über den Rasen, die Wege und die Sicherheitsbeleuchtung wandern.
Niemand beobachtete sie. Sie schüttelte den Kopf, beschleunigte aber trotzdem ihren Schritt. Es war sicher
nur ein Anflug von Schuldgefühl, aber damit konnte sie leben.
Reena stieg rasch in ihren gebrauchten Dodge Shadow und verriegelte die Türen von innen, bevor sie losfuhr, da sie das Gefühl des Unbehagens immer noch nicht abschütteln konnte.
Das Gruppenhaus lag nur fünf Minuten Autofahrt vom Campus entfernt. Das alte dreistöckige Gebäude war hell erleuchtet. Partygänger tummelten sich auf dem Rasen, und aus der offenen Tür drang laute Musik.
Reena nahm den
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