Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Eigenverantwortung erzogen, weshalb sie selbst für ihren Lebensunterhalt aufkommen wolle.
Eine eigene Wohnung war in ihren Augen der erste Schritt in diese Richtung. Sie spielte zwar mit dem Gedanken, sich irgendwann ein Haus zu kaufen, doch dieser
Traum lag noch in weiter Ferne. Außerdem hatte es etwas Heimeliges und Gemütliches an sich, direkt über dem Laden und nur einen Katzensprung entfernt von ihren Eltern zu wohnen. Auch Fran und Jack lebten gleich um die Ecke.
Plötzlich sah Reena, dass in ihrem Wohnzimmer Licht brannte. Ohne nachzudenken, öffnete sie ihre Jacke, um schnell zur Waffe greifen zu können. Während ihrer Jahre im Polizeidienst hatte sie die Pistole erst zweimal im Einsatz ziehen müssen, und deshalb fühlte die Waffe sich in ihrer Hand stets etwas merkwürdig an.
Während Reena die Treppe hinaufstieg, ging sie im Geist ihren Tagesablauf durch. Vielleicht hatte sie am Morgen vergessen, die Lampe auszumachen. Allerdings war das Stromsparen eine Leidenschaft ihrer Mutter, und sie hatte Reena von klein auf eingebläut, nie das Licht anzulassen.
Mit einer Hand an der Waffe drehte sie den Türknauf, um festzustellen, ob abgeschlossen war. Die Tür ließ sich öffnen. Als sie aufschwang, hatte Reena die Pistole bereits halb gezogen. Doch im nächsten Moment schob sie sie mit einem erleichterten Aufatmen wieder zurück ins Halfter.
»Luke! Wie lange bist du schon hier?«
»Seit ein paar Stunden. Ich habe dir doch gesagt, dass ich heute Abend vielleicht noch vorbeikomme.«
Stimmt, dachte Reena, während sich ihr Herzschlag wieder normalisierte. Das hatte sie ganz vergessen. Froh, ihn zu sehen, trat sie in den warmen Raum und hielt ihm die Lippen hin.
Sein Kuss war kurz und beiläufig, und Reena zog fragend die Augenbrauen hoch. Sonst konnte er nicht genug von ihr kriegen, und ihr ging es ebenso. Luke Chambers hatte eine erotische Eleganz an sich, eine stilvolle Sinnlichkeit, die Reena erregend fand. Auch dass er ihr von
Anfang an so beharrlich und romantisch den Hof gemacht hatte, gefiel ihr ausgesprochen.
Sie genoss es, verwöhnt und mit Blumen, Anrufen, romantischen Abendessen und langen Spaziergängen am Fluss umworben zu werden.
Außerdem war es eine willkommene Abwechslung, wenn ein Mann sie wie ein zartes kleines Frauchen behandelte, denn schließlich wurde sie sonst stets als tüchtig und belastbar angesehen.
Deshalb hatte er vermutlich auch nicht lange gebraucht, um sie ins Bett zu kriegen. Doch ihren Wohnungsschlüssel hatte sie ihm erst nach drei Monaten gegeben.
»Ich habe unten etwas gegessen und mich mit Fran verquatscht.« Sie nahm Schal und Mütze ab und drehte sich um die eigene Achse. »Ich hatte einen ganz tollen Tag, Luke, und außerdem wundervolle Nachrichten. Ich …«
»Freut mich, dass wenigstens einer von uns Spaß hatte.« Er wich zurück, schaltete den Fernseher ab und ließ sich in einen Sessel fallen.
Also gut, sagte sich Reena. Luke war zwar sexy, interessant und oft sehr romantisch, konnte aber auch ziemlich anstrengend sein. Doch das störte sie nicht weiter.
Da sie beruflich den ganzen Tag in einer Männerwelt verbrachte, hatte sie nichts dagegen, in ihrer Liebesbeziehung Weichheit und Nachgiebigkeit an den Tag zu legen.
»Hattest du einen schlechten Tag?« Sie zog Mantel und Handschuhe aus und räumte die Sachen in den schmalen Schrank.
»Meine Sekretärin hat gekündigt.«
»Oh?« Reena fuhr sich mit den Fingern durch die Locken und überlegte kurz, ob sie sich eine neue Frisur zulegen sollte. Aber dann bekam sie ein schlechtes Gewissen, weil sie Luke nur mit halbem Ohr zuhörte. »Das tut mir aber leid.« Sie bückte sich, um aus den Stiefeln zu schlüpfen. »Warum hört sie denn auf?«
»Sie hat aus heiterem Himmel beschlossen, wieder nach Oregon zu ziehen. Jetzt muss ich Vorstellungsgespräche führen und jemanden einstellen, den sie einarbeiten kann, bevor sie geht. Außerdem hatte ich heute drei Außentermine, und ich habe mörderische Kopfschmerzen.«
»Ich hole dir ein Aspirin.« Reena beugte sich vor, um ihn auf den Scheitel zu küssen. Er hatte hübsche seidenweiche Haare, die so nerzbraun waren wie seine Augen.
Als sie sich aufrichtete, nahm er ihre Hand und schenkte ihr ein müdes Lächeln. »Danke. Die letzte Sitzung hat eine Ewigkeit gedauert. Ich wollte dich einfach nur sehen und ein bisschen ausspannen.«
»Du hättest im Laden vorbeikommen sollen. Entspannung wird im Sirico großgeschrieben.«
»Und Krach«, erwiderte er,
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