Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
Tür auf und trat entschlossen ein.
Und schon im nächsten Moment waren Anspannung und Druck wie weggeblasen, so als hätte jemand einen Korken aus der Flasche gezogen.
Zum Teufel mit Hypotheken und Krediten und der folgenschweren Entscheidung, in welcher Farbe sie die Wände streichen sollte. Sie hatte sich dieses geräumige alte Haus mit den hohen Decken, den geschnitzten Geländern und den Parkettböden so sehr gewünscht.
Natürlich war es für eine Person viel zu groß, aber das spielte keine Rolle. Eines der Schlafzimmer würde sie als Abstellraum benutzen, schließlich besaß sie jede Menge Krimskrams. Eines wollte sie als Arbeitszimmer nutzen, eines in einen Fitnessraum verwandeln und im vierten ein Gästezimmer einrichten.
Ohne auf die hallende Leere zu achten, schlenderte sie ins Wohnzimmer. Vielleicht würde sie die angebotenen Gebrauchtmöbel aus der Verwandtschaft ja annehmen. Zumindest vorläufig. Dazu ein paar von Mamas Zeichnungen an den Wänden, damit alles heimelig und gemütlich wirkte.
Der etwas kleinere Salon sollte die Bibliothek werden. Für das Esszimmer brauchte sie noch einen großen Tisch und natürlich viele Stühle, wenn die Familie zu Besuch kam.
Die Küche war, wie Reena bei ihrer Begehung des Erdgeschosses wieder feststellte, ein Traum. Dieser Raum hatte sie in ihrem Entschluss bestärkt, das Haus zu kaufen. Die Vorbesitzer hatten sie mit schimmernden schwarzen Geräten, die noch viele Jahre funktionieren würden, vielen sandfarbenen Arbeitsflächen und honiggelben Schränken ausgestattet. Sie überlegte, ob sie ein paar der
Türen durch Glasscheiben ersetzen sollte. Buntglas vielleicht oder ein elegantes Milchglas.
Das Kochen würde in dieser Umgebung sicher großen Spaß machen. Bella war die einzige der Schwestern, die nicht viel für die Freuden der Nahrungszubereitung übrig zu haben schien. Die Fenster über die Spüle waren angenehm großzügig geschnitten und gingen auf den schmalen Garten hinaus.
Der Flieder blühte. Ihr Flieder blühte. Sie würde Onkel Sal bitten, ihr eine winzige Terrasse zu pflastern, und Bella um Rat für die Anlage des kleinen Gartens fragen.
Natürlich hatte sie seit Jahren nichts weiter gepflanzt als Geranien in die Blumenkästen am Fenster. Es war schon sehr lange her, dass sie und Gina während des Studiums im Garten ihrer Wohngemeinschaft Tomaten, Paprika und Schmuckkörbchen gepflanzt hatten.
Doch verklärt durch die Vergangenheit, glaubte Reena sich zu erinnern, dass ihr das Buddeln und Unkrautjäten Spaß gemacht hatten.
Wahrscheinlich würde sie sich diesmal auf Blumen beschränken, und zwar auf pflegeleichte Sorten. Ja, Bella war genau die Richtige für einen Rat.
Denn wenn es um Blumen, Mode und In-Lokale ging, war Bella die unübertroffene Spezialistin.
Reena überlegte, ob sie nach oben in den ersten Stock gehen sollte, um schon einmal die Aufstellung der Möbel zu planen. Doch dann beschloss sie, sich zuerst den Garten anzusehen.
Sie wollte mit den Füßen ihren eigenen Rasen berühren.
Der Garten wurde auf beiden Seiten von Maschendrahtzaun begrenzt. Der Nachbar rechts hatte entlang der Grundstücksgrenze niedrige Büsche gepflanzt. Hübsch, sagte sich Reena. Eigentlich eine gute Idee, denn es sah
nicht nur gut aus, sondern vermittelte auch die Illusion von Abgeschiedenheit.
Und links …
Aber, aber, dachte sie. Auch wenn der Garten nicht sehr bemerkenswert war, schien es sein Besitzer eindeutig wert zu sein, dass man sich näher mit ihm beschäftigte.
Und zum Glück gab es hier keine Büsche, die die Sicht auf ihn versperrten.
Der Mann hatte ihr den Rücken zugekehrt, und seine Hinteransicht war bereits sehr vielversprechend. Trotz der noch kühlen Temperaturen Mitte Mai hatte er das Hemd ausgezogen. Doch vielleicht war er ja beim Hantieren mit den Elektrowerkzeugen, mit denen er einige Holzstücke bearbeitete, ins Schwitzen gekommen.
Seine Jeans saßen tief auf der Hüfte, der Werkzeuggürtel hing noch ein Stück darunter. Dennoch war keine Gesäßfalte zu sehen, was ihm zusätzliche Punkte einbrachte. Allerdings trug er eine Baseballkappe mit dem Schirm nach hinten, was wiederum möglicherweise ein Grund für Punktabzug war.
Reena überlegte, ob sie ihn ansprechen und ihn bei der Arbeit stören sollte. Unter der Baseballkappe verbarg sich offenbar ein dichter schwarzer Lockenschopf. Aus dem Kofferradio, das neben den Sägeböcken stand, klang Musik in Zimmerlautstärke. Noch ein Pluspunkt. Sie konnte kaum hören,
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