Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
doch alles durchgerechnet, oder?, hielt sie sich dann vor Augen. Außerdem war es schließlich langsam Zeit für eigene vier Wände. Mein Gott, jetzt war sie wirklich Hausbesitzerin!
Reena hatte sich auf Anhieb in dieses Haus verliebt, weil es sie so an das ihrer Eltern erinnerte. Sie war nicht ganz sicher, welche Rückschlüsse das wohl auf sie zuließ. Jedenfalls war es Liebe auf den ersten Blick gewesen, denn es hatte einfach alles gepasst.
Die Lage, die vertraute Atmosphäre, ja, sogar das leicht abgewohnte Innere, das förmlich danach schrie, von ihr aufgemöbelt zu werden. Das Haus verfügte über einen Garten, auch wenn er nur Handtuchgröße hatte. Aber es war ein richtiger Garten mit einem Rasen und – sage und schreibe – einem echten Baum.
Und das bedeutete, dass Reena von nun an Gras mähen und Laub rechen musste – was wiederum die Anschaffung eines Rasenmähers bedeutete. Und eines Rechens. Für
eine Frau, die die letzten zehn Jahre in Mietwohnungen verbracht hatte, ein ziemlich ehrgeiziges Projekt.
Nun stand sie also vor diesem zweistöckigen Reihenhaus, nur drei kleine Straßen von ihrem Elternhaus entfernt.
Im selben Viertel, dachte sie. Und dennoch so weit weg wie der Mond.
Aber das Haus war in Ordnung. Es gab nichts daran auszusetzen. Schließlich hatten ihre Onkel und ihr Vater das gesamte Gebäude vom Keller bis zum Dach inspiziert und jeden Winkel unter die Lupe genommen. Natürlich musste noch einiges getan werden. Außerdem brauchte Reena mehr Möbel, als sie momentan besaß.
Doch mit der Zeit würde sich das schon regeln.
Jetzt musste sie nur den Schlüssel ins Schloss stecken und eintreten, um in ihrem eigenen Haus zu stehen.
Stattdessen wandte Reena sich um, setzte sich auf die Treppe und atmete tief durch.
Der Kauf hatte ein gewaltiges Loch in ihre Ersparnisse gerissen. Außerdem hatten ihre Großeltern sie – so wie auch ihre anderen Enkel – mit einer großzügigen Summe unterstützt.
Reena konnte noch nicht fassen, dass sie jetzt tatsächlich Schulden hatte. Und verschlang ein Haus nicht auch ständig Geld in Form von Versicherungen, Steuern, Reparaturen und Unterhalt? Bis jetzt hatte sie es stets geschafft, sich vor derartigen Verpflichtungen zu drücken. Zuerst hatten sich ihre Eltern mit diesen banalen Alltagsproblemen befasst und später ihre Vermieter.
Sie ging das alles gar nichts an.
Reena hatte um derartige Dinge stets einen großen Bogen gemacht und es auch sonst vermieden, sich ernsthaft auf etwas einzulassen. Ihr genügten ihr Beruf, ihre Familie und die Freunde, die sie schon seit ihrer Kindheit kannte.
Allerdings war sie das einzige Mitglied der Familie Hale, das noch alleinstehend war, das einzige Kind von Gibson und Bianca, das keine Kinder hatte. Einfach keine Zeit, so lautete ihre Erklärung gegenüber ihrer Familie, wenn sie sie deswegen aufzog. Habe eben noch nicht den Richtigen gefunden.
Obwohl das im Großen und Ganzen stimmte, konnte Reena die Male nicht mehr zählen, die sie in den letzten Jahren einen Rückzieher gemacht hatte, wenn eine Beziehung drohte, zu ernst zu werden.
Es war nett, sich mit einem Mann zu verabreden, und sie hatte auch Spaß am Sex. Aber auf eine feste Bindung hatte sie keine Lust. Xander hatte einmal gemeint, sie denke da wie ein Mann. Vielleicht stimmte das auch.
Möglicherweise hatte sie das Haus ja auch als Ausgleich dafür gekauft, so wie Singles oder kinderlose Paare sich einen Hund zulegten.
Schaut, ich kann mich auch auf etwas einlassen, wenn ich wirklich will. Ich bin Hausbesitzerin.
Und nun, da alles unterschrieben und besiegelt war, musste sie sich eingestehen, dass sie es nicht über sich brachte, dieses Haus zu betreten.
Vielleicht konnte sie es ja wieder verkaufen. Dem Gebäude einfach einen neuen Anstrich verpassen, ein paar Reparaturarbeiten durchführen lassen und es anschließend abstoßen. Immerhin war sie ja nicht gesetzlich verpflichtet, es die nächsten dreißig Jahre zu behalten.
Dreißig Jahre. Sie presste sich die Hand auf den Leib. Was hatte sie bloß getan?
Allerdings war sie schon einunddreißig Jahre alt! Sie war Polizistin mit zehnjähriger Berufserfahrung. Was also hinderte sie daran, in dieses gottverdammte Haus hineinzugehen, ohne gleich eine Krise zu bekommen? Außerdem würde jeden Moment ihre Familie hier erscheinen, und Reena hatte nur wenig Lust, dabei erwischt zu werden,
wie sie auf der Vordertreppe einen neurotischen Anfall kriegte.
Deshalb erhob sie sich, schloss die
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