Tödliche Flammen: Roman (German Edition)
»Essen Sie etwas.«
»Danke, ein andermal gerne. Wenn du etwas brauchst«, fügte er, an Reena gewandt, hinzu, »bin ich gleich nebenan. Ich habe dir meine Telefonnummer aufgeschrieben.« Er zog eine Visitenkarte aus der Tasche. »Die vom Mobiltelefon ist aufgedruckt, die Privatnummer steht hinten. Du musst also nur anrufen.«
»Gut. Ich begleite dich zur Tür.« Er reichte ihr sein Weinglas. »Nicht nötig, ich kenne den Weg. Bleib nur bei deiner Familie. Nächstens komme ich einmal zu Ihnen zum Essen, Bianca.«
»Das will ich hoffen.«
Bianca wartete, bis er außer Hörweite war. »Er hat gute Manieren und einen vertrauenswürdigen Blick. Du solltest ihm eine Chance geben.«
»Ich habe ja seine Telefonnummer.« Reena steckte die Karte in die Tasche. »Ich werd’s mir überlegen.«
Kapitel 14
D as Feuer war auf dem Speicher eines reizenden Backsteinhauses in Bolton Hill ausgebrochen. Es war ein wohlhabendes Viertel mit vielen hübschen Grünanlagen; die Straßen wurden von dichten Bäumen gesäumt.
Die Besitzer des Hauses hatten die gesamte zweite Etage, den Großteil des Daches und Teile des ersten Stockwerks verloren. Da es morgens an einem Werktag gebrannt hatte, war niemand zu Hause gewesen.
Eine aufmerksame – oder neugierige – Nachbarin hatte den Rauch und die Flammen bemerkt und die Feuerwehr verständigt.
Auf dem Weg zum Brandort überflog Reena die Berichte.
»Keine Hinweise auf gewaltsames Eindringen. Die Besitzer haben eine Alarmanlage. Die Zugehfrau kommt einmal wöchentlich und kennt den Zugangscode. Laut Feuerwehr hat der Brand auf dem Speicher begonnen. Zeitungen und die Überreste eines Streichholzbriefchens wurden gefunden.«
»Schöne Gegend«, stellte O’Donnell fest.
»Ja, ich habe mich auf der Suche nach einem Haus auch ein bisschen hier umgeschaut. Aber ich bin dann doch in meinem alten Viertel gelandet.«
»Was ist denn so schlimm daran? Habe gehört, du hättest einen interessanten Nachbarn.«
Sie sah ihn argwöhnisch an. »Woher weißt du das schon wieder?«
»Vielleicht hat dein Vater es John gegenüber erwähnt, und der hat es dann vielleicht mir erzählt.«
»Vielleicht solltet ihr euch alle ein anderes Gesprächsthema suchen als meinen Nachbarn.«
»Hat keine Vorstrafen …«
»Hast du ihn etwa überprüft? Das ist doch nicht zu fassen!«
»Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste.« O’Donnell
zwinkerte Reena zu und hielt den Wagen am Randstein an. »Vor sechs Monaten ein Strafzettel wegen Geschwindigkeitsüberschreitung.«
»Ich will das gar nicht wissen.« Reena stieg aus und holte ihren Tatortkoffer aus dem Kofferraum.
»Alleinstehend, laut Eintragung nie verheiratet gewesen.«
»Halt den Mund, O’Donnell.«
Er griff nach seinem eigenen Koffer. »Hat seine Firma in Baltimore und in Prince Georges County eintragen lassen, und zwar mit Geschäftsadresse in Prince Georges County. Das ist das Haus seines Kumpels. Dein Freund zieht häufig um, so etwa alle sechs bis acht Monate.«
»Du verletzt seine Privatsphäre.«
»Ja.« Mit federnden Schritten steuerte O’Donnell auf das abgebrannte Haus zu. »Genau deshalb macht es ja solchen Spaß. Er und sein Partner kaufen Gebäude – hauptsächlich Einfamilienhäuser – auf, renovieren sie und verkaufen sie dann weiter. Dein Freund …«
»Er ist nicht mein Freund.«
»Dein Freund zieht ein, saniert das Haus, bringt es auf Vordermann, stößt es ab, kauft ein neues, zieht weiter. Das macht er offenbar schon seit zehn oder zwölf Jahren.«
»Schön für ihn. Können wir uns jetzt möglicherweise mit unserer Arbeit statt mit meinem Privatleben beschäftigen?«
Reena musterte das Gebäude, den verrußten braunen Backstein und das eingesackte Dach. Dann machte sie Fotos für die Akten. »Laut Bericht standen im Speicher Tür und Fenster offen.«
»Auf diese Weise erzeugt man einen hübschen Durchzug«, stellte O’Donnell fest. »Die Besitzer haben da oben Krimskrams aufbewahrt, so wie du auch. Sommerkleider im Winter und umgekehrt, Weihnachts- und Osterschmuck. Alles leicht entflammbar.«
»Da kommt die Nachbarin«, flüsterte Reena und ließ die Kamera sinken. »Ich kümmere mich um sie.«
»Ich fang schon mal an.« O’Donnell schulterte seinen Koffer und ging zur Tür.
»Maam.« Reena nahm ihre Dienstmarke vom Gürtel. »Ich bin Detective Hale von der Stadtpolizei Baltimore, Branddezernat.«
»Branddezernat. Gut, gut.« Die Frau war zierlich, dunkelhäutig und ausgesprochen gepflegt.
»Mein
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