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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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kann. Mit einer Auflösung von bis zu siebzig Meter pro Zentimeter.« Während er Nora aufklärte, tippte Kühnast mit dem Zeigefinger auf den Bildschirm des Laptops.
    »Ich habe gehört, die Aufnahmen im Internet seien Monate alt«, gab Hartmann zu bedenken.
    »Früher war das so, aber inzwischen gibt es für Ballungs-räume auch tagesaktuelle Bilder«, erklärte Kühnast. »Man muss nur wissen, wo …«
    »Ist das sein Computer?«, wollte Nora wissen.
    »Nein«, lachte ihr Kollege. »Das ist meiner. Hab ich nur zur Demonstration mitgebracht.«
    Nora nahm den Inhalt des Bildschirms genauer unter die Lupe. Sie erkannte ein Luftbild. Hausdächer, Straßen, Grünflächen, die langen Schatten ein Indiz dafür, dass das Bild morgens in aller Frühe oder am späten Abend aufgenommen worden war. Ein wenig links von der Mitte in weißer Schrift: Seckbach, Frankfurt am Main . Haufenweise gelbe und rote Symbole auf dem Bild verteilt. Kühnast bewegte die Maus darüber hinweg und Personen- oder Firmennamen materialisierten sich in derselben weißen Schrift. Die Aufnahme war von hoher Detailtreue, Nora erkannte an einer Stelle sogar ein Zelt im Garten und Menschen, die offensichtlich ein Fest feierten. Spät am Abend also. Und dann entdeckte sie noch etwas in der gleichen Schärfe, etwas, das sie in höchstem Maße ängstigte: zwei Streifenwagen, die vor einer Zeile Reihenhäuser parkten.
    »O nein!«, stöhnte Nora.  
    »Leider doch«, erwiderte Kühnast. »Wenn er die Gegend länger beobachtet hat, muss er nur eins und eins zusammenzählen. Dann weiß er, dass sie in einem dieser Häuser lebt.«
    »Woher weiß er überhaupt von der Pflegefamilie in Seckbach?«
    »Da kannst du dich bei deinem Vater bedanken«, knurrte Hartmann, zog einen fein säuberlich ausgeschnittenen Artikel aus der Pressemappe und schob ihn über den Tisch.  
    Am unteren Rand dokumentierte eine altmodische rote Handschrift das Erscheinungsdatum und den Namen von Wilfried Winters Zeitung. In einem immerhin recht nüchternen Tonfall erfuhr der Leser von Agniezka A., der kleinen moldawischen Zeugin des Mordes an ihrer Mutter, die derzeit bei Pflegeeltern in Seckbach lebte und über deren Zukunft sich Politiker, Kirche und Hilfsorganisationen stritten.
    »Mein Vater wird wohl nicht der Einzige gewesen sein, der darüber schreibt«, gab Nora gekränkt zu bedenken.
    Hartmann legte den Artikel schweigend in die Mappe zurück.
    Nora schüttelte den Kopf. »Ich verstehe das nicht. Der kommt doch niemals an sechs Polizisten vorbei, um dem Mädchen etwas anzutun. Das ist doch kein Profikiller.«
    Hartmann zuckte die Schultern. »Ich tappe genauso im Dunkeln wie du. Wir können Agniezka im Moment nirgend- wo anders unterbringen. Also haben wir die Streifenwagen und Uniformierten gegen Beamte in Zivil ausgetauscht.«
    »Als ob das jetzt noch was nützt!«, schnaubte Nora. »Habt ihr an dem rosa Hasen noch irgendwelche Spuren gefunden?«, fuhr sie fort, an Kühnast gewandt.
    Der schüttelte den Kopf.
    »Danke, Günther.« Hartmanns Worte signalisierten Kühnast, dass seine Aufgabe bei dieser Besprechung erfüllt war. Er klappte den Laptop zusammen und zog nach einem knappen Gruß die Tür hinter sich zu.
    »Ich möchte, dass du ein bisschen aufpasst«, sagte Hartmann nachdenklich.
    »Glaubst du nicht, sechs Zivilbeamte reichen aus, um ein kleines Mädchen zu schützen?«, spottete Nora.
    Hartmann sah ihr direkt in die Augen. »Ich spreche nicht von Agniezka. Du sollst auf dich aufpassen.«
    Nora zog überrascht eine Augenbraue hoch. Aber sie antwortete nicht.
    »Es ist nur so ein Gefühl«, sagte Hartmann. »Nenn es männliche Intuition.«
    Sie lächelte. Aber es war ein aufgesetztes Lächeln. Sie wusste genau, was er meinte. Heute Morgen hatte sie das sel- be Gefühl so stark empfunden, dass sie gegen ihre Gewohn- heit wieder begonnen hatte, ihre Dienstwaffe zu tragen.
    *
    Der Paketbote zog das Päckchen unter dem Arm hervor und kontrollierte über den Rand seiner dickglasigen Brille hinweg die Adresse. In seiner Jackentasche klimperte ein Kugelschreiber, stieß gegen einen Gegenstand aus Glas oder Metall. Der Bote rückte die Basecap gerade und drückte auf den Klingelknopf. Er lehnte sich an die Briefkästen, sah auf die Uhr. Es dauerte ziemlich genau eine Minute, bis eine verschlafene Frauenstimme aus der Sprechanlage schnarrte.
    Er brachte seinen Mund ganz nah an den Lautsprecher. »Paket für Frau Winter.«
    »Von wem denn?« Die Frau klang überrascht.
    »Von

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