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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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zum Stillstand. Es zeigte auf Nora. Er sah sie aus seinen kalten Augen an. »Fass bitte für die Kollegen zusammen, was wir wissen.«
    Nora ballte die Hände unter dem Tisch und öffnete sie wieder. Sie spürte der Kraft nach, die durch ihre Finger strömte. Dann erstattete sie Bericht. »Unser Lockvogel Martin Kanther ist von den mit uns getroffenen Absprachen abgewichen. Statt um kurz vor halb vier, tauchte er bereits um zwei Uhr am Treffpunkt auf. Offenbar hatte er sich mit dem mutmaßlichen Täter, einem Mann mit dem Namen Paul Krüger, vorher verabredet. Er behauptet, er habe sich mit Krüger ungestört unterhalten wollen, bevor wir ihn in die Mangel nehmen. Leider hat Krüger Verdacht geschöpft und ist uns buchstäblich im letzten Moment entwischt.«
    Nora vermied es, in die enttäuschten Gesichter der Kollegen zu sehen. Sie fixierte den kurzen Bericht vor sich, den sie für Hartmann verfasst hatte, und ließ ihre Worte eine Weile wirken, bevor sie fortfuhr. »Krüger hatte kurze Zeit später in einem Schließfach am Hauptbahnhof ein Kuscheltier deponiert und uns dorthin gelockt. Das Spielzeug ist identisch mit dem Modell, das Agniezka Anghel, unsere Zeugin in einem der Prostituiertenmorde, auf einem Pressefoto bei sich trägt. Wie es aussieht, hat Krüger den Spieß umgedreht. Er spielt mit uns. Das verleiht der ganzen Sache eine neue Qualität.«
    Kühnast meldete sich zu Wort. »Was bezweckt er mit dieser Schließfachaktion?«
    Nora wollte gerade antworten, als Gideon Richters Stimme neben ihr erklang. »Es ist eine versteckte Drohung. Er weiß jetzt, dass das Mädchen ihn beim Mord an ihrer Mutter beobachtet hat. Er wird versuchen, die Zeugin zu beseitigen.«
    Nora schüttelte andeutungsweise den Kopf. Sie hielt das für eine reine Vermutung, eine falsche noch dazu. Sie wollte Richter unterbrechen und sandte einen Hilfe suchenden Blick zu Hartmann. Sein Gesichtsausdruck war eine deutliche Warnung an sie, den Mund zu halten.
    »Klingt nicht sehr überzeugend für mich«, erwiderte Kühnast. »Warum sollte er so etwas vorher ankündigen? Da wäre er ja schön blöd.«
    »Haben Sie eine bessere Theorie? Dann raus damit«, schnappte Richter.
    Kühnast zuckte mit den Schultern. Auch die anderen im Raum schwiegen. Niemand, Nora eingeschlossen, hatte eine schlüssige Erklärung dafür, was Krüger mit dem Plüschtier im Schließfach bezweckte. Richters Vermutung, es handele sich um eine Drohgebärde, stand dennoch auf tönernen Füßen.
    Nur eines wusste die Kommissarin sicher: Krüger hatte ihre Kollegen und sie beobachtet, als sie das Schließfach öffneten. Nora hatte sich, nachdem sie den ersten Schreck überwunden hatte, in der Bahnhofshalle umgesehen. Wenn rittka66 , Hermann Rittka, Paul Krüger oder der Drachentöter, wie immer er sich auch nannte, das Schließfach im Auge behielt, dann von einer erhöhten Position aus. Hinter den mit großen roten Buchstaben zugeklebten Scheiben eines Büros auf der Balustrade hatte sie eine Bewegung wahrgenommen, vielleicht auch das Aufblitzen eines Fernglases. Doch außer einer verdutzten Angestellten der Bahnhofsverwaltung hatte der Kollege niemanden mehr in dem Raum angetroffen. Immerhin konnte sie eine recht genaue Personenbeschreibung des angeblichen Journalisten geben, den sie für eine Reportage des Boten über den Bahnhof in das Büro hinaufgeführt hatte. Er musste einige Stunden dort oben verbracht haben, hatte aber ihres Wissens lediglich ein paar Fotos gemacht.
    Er hatte überprüfen wollen, ob hinter dem Forumsbenutzer Bernd die Polizei steckte, vermutete Nora.
    Aber warum ausgerechnet Agniezkas Kuscheltier, das Nora dem Mädchen geschenkt hatte? Dieses unmissverständliche Symbol der Beziehung, die zwischen den beiden bestand? Ging es vielleicht weniger um Agniezka als vielmehr um sie selbst?
    Gideon Richter riss sie aus ihren Überlegungen. »Jedenfalls haben wir zwei Einsatzwagen postiert, die das Haus der Pflegefamilie rund um die Uhr observieren. Auch wenn wir davon ausgehen können, dass Krüger der Aufenthaltsort des Mädchens unbekannt ist.«
    Hartmanns Handy setzte sich wieder in Bewegung. Als es stoppte, wies es in Richtung Grauvogel. »Gisbert?«
    »Kanther hat uns zur Wohnung von Krüger geführt. Er muss sie ziemlich überstürzt verlassen haben, sogar eine halb volle Kaffeetasse stand noch auf dem Küchentisch. Die Durchsuchung hat uns einige der noch fehlenden Teile des Puzzles geliefert. Wir haben einen Büstenhalter gefunden; die

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