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Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung

Titel: Tödliche Fortsetzung - Bischoff, M: Tödliche Fortsetzung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc-Oliver Bischoff
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Fingerabdrücken und anderen Spuren abzusuchen.  
    Eine Viertelstunde später schüttelte er düster den Kopf. Nora streifte ebenfalls Handschuhe über und tippte die Zahlenkombination ein, die rittka66 ihr geschickt hatte.  
    Das Schloss entriegelte sich mit einem Klicken, die Tür zum Schließfach sprang einen Spalt weit auf. Die Polizisten an der Absperrung sahen ebenso gebannt zu wie die Schaulustigen.  
    Nora beugte sich zur Seite und versuchte, etwas im dunklen Inneren zu erkennen. Dann zog sie die Tür langsam auf. Die ersten Zuschauer begannen zu lachen. Aber Nora war kaum zum Lachen zumute. Was im Inneren des Schließfachs zum Vorschein kam, hätte für sie nicht schlimmer sein können als ein abgetrenntes Körperteil oder eine Bombe mit Zeitzünder, der gerade die letzten Sekunden herunterzählte.  
    Im Inneren lag ein rosa Plüschhase. Er sah genauso aus wie derjenige, den sie Agniezka geschenkt hatte.
    *
    Paul Krüger stand am Fenster eines ehemaligen Mitropa-Büros im ersten Stock über der Bahnhofshalle und blickte durch den Zoom seiner Digitalkamera direkt auf die Schließfächer vor Gleis achtzehn.
    Der Mitarbeiter des Service-Point unten in der Halle hatte Pauls gefälschten Presseausweis kaum eines Blickes gewürdigt. Wenige Minuten später war er von einer Bahnangestellten über verwaiste Treppen in die leer stehenden Büros geführt worden. Sie sei ziemlich im Stress und müsse ihn sich selbst überlassen, er solle doch bitte die Tür hinter sich zuziehen. Und, ach ja, für welche Zeitung sei die Reportage?
    Eine Ewigkeit hatte er hier oben gewartet. Zitternd vor Erregung abwechselnd durch den Sucher der Kamera und die mit Schlieren verschmutzten Scheiben gestarrt und sich dabei auszumalen versucht, was er mit seinem Wissen anfangen würde. Aber in seinem Kopf herrschte Chaos – er fühlte sich unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen.
    Dann passierte tatsächlich genau das, was er erwartet, ja befürchtet hatte: Es gab keinen Forumsbenutzer mit dem Namen Bernd. Es gab nur wieder Nora Winter, die Polizistin, Kanthers Freundin, die sich mit einem ganzen Trupp ihrer feinen Kollegen vor dem Schließfach aufbaute und es mit großem Getue öffnete.  
    Selbst auf diese Entfernung erkannte Paul durch den Sucher der Kamera, dass Nora Winter beim Anblick des gleichen rosa Kuscheltiers, das Agniezka auf dem Bild in der Zeitung im Arm gehalten hatte, die Fassung verlor. Sie sah sich gehetzt um. Fieberhaft suchte ihr Blick die Halle ab. Die Polizistin war clever, o ja, sie hatte sofort begriffen, dass sie unter Beobachtung stand. Und dass der rosa Plüschhase im Schließfach mehr als ein geschmackloser Scherz war: Er signalisierte eine Botschaft, an sie persönlich gerichtet.
    Nora Winters Blick wanderte nach oben. Und blieb an der Fensterscheibe mit dem roten Mitropa-Logo haften. Paul trat einen Schritt zurück. Dabei stieß er beinahe mit der Person zusammen, die hinter ihm stand. Sie war unbemerkt an ihn herangetreten.
    »Brauchen Sie noch lange?« Die junge Frau von der Bahnhofsverwaltung sah ihn drängend an. Mit einem Seitenblick überprüfte Paul die Ausgangstür. Sein Herz schlug hart und schnell. Noch war der Weg frei, aber er musste sich beeilen.
    »Danke, ich bin fertig«, rang er sich ein Lächeln ab. Dann stopfte er blindlings die Kamera in seine Umhängetasche und stürmte an der Frau vorbei nach draußen.
    *
    In jeder der drei Figuren des Johannes-Gutenberg-Denk-mals auf dem Frankfurter Rossmarkt war vermutlich mehr Bewegung als in Hauptkommissar Werner Hartmanns Miene. Er hatte die Mitarbeiter der Mordkommission und die restlichen Mitglieder der Ermittlungsgruppe Ukraine zusammengetrommelt. Sein Handy rotierte auf dem Tisch wie ein Flugzeugpropeller, der jeden Moment abheben wollte.
    Hartmann hatte Nora keine Vorwürfe gemacht, sondern so demonstrativ darauf verzichtet, dass es schmerzte. Eine Maßregelung hätte Nora zwar gekränkt, ihr aber immerhin eines signalisiert: Hartmann lag noch etwas an ihr. Seine Gleichgültigkeit war viel schlimmer. Dabei war allen Anwesenden im Besprechungsraum klar, auf wessen Konto der missglückte Zugriff im Kombucha ging. Es war nicht Nora, sondern Martin Kanther gewesen, der sich nicht an die Regeln gehalten hatte. Aber die Idee, Paul Krüger in das Lokal zu locken, war auf Noras Mist gewachsen. Obendrein hatte sie Kanther, die einzige Schwachstelle im Plan, nicht im Griff gehabt. Sie hatte es verbockt. Punktum.
    Hartmanns Handy kam abrupt

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